Wiesenburg. Der Name WABE ist in der Region ein Begriff. Hier werden suchtkranke Menschen sowohl ambulant als auch stationär betreut.
Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben für: Wohnen, Arbeiten, Betreuen und Erleben zusammen. In diesem Jahr wird das Projekt zwanzig Jahre alt. Es gehört zum Antidrogenverein Berlin (ADV).
Begonnen hat alles damit, dass die Diakonie Bewohner aus einer anderen Unterkunft nach Wiesenburg brachte. Diese waren dort nicht wirklich gut untergebracht. Wiesenburg sollte eigentlich nur eine Übergangslösung für drei Monate sein, dann sollte die Menschen auf andere Unterkünfte verteilt werden. Aber es kam anders, wie sich Monika Kühne erinnerte. Sie war seit dem ersten Tag dabei, ist inzwischen in Rente. „Als die ersten hier ankamen, konnten sie einem wirklich leidtun“, erinnert sie sich. Anfangs kamen nur Alkoholiker in die Einrichtung. Keiner von denen war trocken. „Aber wir haben es geschafft, dass alle zukünftig ohne Alkohol auskamen“, erzählte Monika Kühne nicht ohne Stolz. Bei manchen ging es schneller, andere brauchten etwas länger. Aber alle waren froh, in Wiesenburg zu sein, denn in ihrer vorherigen Einrichtung ging es ihnen wirklich schlecht.

Aber das Haus hat auch eine bewegte Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg diente es der Wehrmacht als Lazarett. Nach dem Krieg diente es als Schule. „Bis zur vierten Klasse gingen wir dort zur Schule“, erinnert sich Wiesenburgs Ortsvorsteher Norbert Hesse. Später hat es dann die Drahtzieherei übernommen. In den 80er Jahren wurde die Baracke massiv gemacht und später aufgestockt. Das Haus diente dem Drahtwerk als Lehrlings- und Arbeiterwohnheim. Viele erinnern sich noch an die vietnamesischen Arbeiter, die dort wohnten und sich durch das Nähen von Jeansbekleidung etwas Geld dazu verdienten.
Später war das Haus Unterkunft für Spätaussiedler. Seit zwanzig Jahren ist dort nun das Wohnprojekt der WABE beheimatet. Und es ist eine Erfolgsgeschichte. Das wurde mit einem Sommerfest gebührend gefeiert. Ulrike Nimir, Geschäftsführerin des ADV seit 2021, ist beeindruckt von der Arbeit, die hier geleistet wird, und würdigte in ihren Worten nicht nur die Arbeit der Betreuerinnen und Betreuer, sondern auch die Aktivitäten der Bewohner. Auch Bürgermeister Marco Beckendorf sieht in dem Projekt ein wunderbares Beispiel für Zusammenhalt. „Für solche Einrichtungen braucht man Sicherheit, und die kann nur der Staat geben“, richtet er die Worte an die Bundesregierung. Denn es gilt, diese Projekte zu erhalten.

Im Vorfeld gab es jedoch einige Hürden zu überwinden, wie Heike Kaminski, Suchtreferentin im Paritätischen Wohlfahrtsverband, einräumte. Die Wabe gGmbH gibt es seit 1992. „Es ist ein typisches Nachwendeprojekt“, sagte sie. Damals konnte schnell viel erreicht werden. So entstand die Betreuung im Schlösschen in Medewitzerhütten. Aber bald wurde auch über eine mögliche ambulante Betreuung gesprochen. Im Vordergrund standen dabei immer die Bedürfnisse der Menschen und sie mit Respekt zu behandeln, denn alle hatten eine schwere Zeit hinter sich.
Als 2004 ein Heim in Sputendorf geschlossen wurde, musste schnell gehandelt werden, um den Bewohnern eine Alternative zu bieten. Das Grundstück in Wiesenburg bot sich an, die Gemeinde zog mit. Inzwischen leben 15 Personen in der Unterkunft. Aber auch hier macht sich aktuell der Mangel an Fachkräften bemerkbar. „Deshalb muss es zwingend Angebote einer beruflichen Qualifikation auch für Quereinsteiger geben“, so Heike Kaminski.

Zu den langjährigen Bewohnern in Wiesenburg gehört Fachraddin Abdullayer. Er ist der „Töpfermeister“ der Einrichtung und verbringt die meiste Zeit in der Werkstatt. „Diese Scheibe hat mein Leben in die richtige Bahn gelenkt“, sagt er bewegt. Angefangen hat er mit einfachen Gegenständen wie Tassen und Schalen. Inzwischen ist er mutiger geworden und hat die ersten Figuren angefertigt. Dazu brauchte er bestimmtes Werkzeug. Mit Stefanie Bendler hat er eine große Unterstützerin gefunden. „Sie hat mir alles besorgt, was ich mir gewünscht habe“, sagt Fachraddin Abdullayer dankbar. Zudem hat er sich dank Thomas Rottenbücher aus Schmerwitz zu einem tollen Musiker entwickelt. Eine Kostprobe davon konnte man auf dem Fest hören. Denn ein runder Geburtstag wurde natürlich gebührend gefeiert. Viele Gäste aus Wiesenburg und Umgebung waren gekommen, um zu gratulieren und verbrachten einen tollen Tag bei wunderschönem Sommerwetter.
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