Rädigke. Hagenbrücke, 61 m, das Schild an der A9 kurz vor der Abfahrt Klein Marzehns haben sicher viele schon gesehen. Die Brücke führt über einen Waldweg. „Hier ist der Steiler Hagen“, sagt meine Lebensgefährtin immer, wenn wir die Brücker passieren. So heißt der Hügel im Hohen Fläming auf dem die Burg Rabenstein 153 Meter über dem Meeresspiegel thront.

Die Brücke, die aus rund 1,1 Millionen Klinkersteinen gebaut worden ist und deshalb auch „Millionenbrücke“ genannt wird, ist nur 20 Meter hoch. Im kommenden Jahr wird sie 90 Jahre alt, und das war ein Grund für die Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark, sich mit dem Thema Autobahn und ganz besonders Hagenbrücke zu beschäftigen.

Von Rädigke, wo man sich am 19.02.25 zum 213.Treffen der Vereinigung im Gasthof Moritz getroffen hatte, ging es unter Führung von Bernd Moritz zu dem Bauwerk. Und hier gab es für die meisten eine Überraschung. Es ist nicht eine, sondern es sind zwei Brücken. Die alte und die 1997/98 sanierte Klinkerbrücke und eine Betonbrücke. Diese ist in den beiden genannten Jahren entstanden, als die Autobahn von zwei auf drei Spuren erweitert worden ist.
Ein beeindruckender Anblick. Den die Einheimischen mit der Sicht auf Bad Schandau gleichgesetzt haben und so wird die Ecke im Volksmund als „Bad Schandau“ bezeichnet. Ein neu hinzugezogener Traktorist bei der Rädigker LPG staunte nicht schlecht, als ihm sein Chef mitteilte, dass er am kommenden Tag in Bad Schandau Feldarbeit verrichten sollte. „Dann muss ich aber zeitig losfahren?“, staunte der Traktorist nicht schlecht und sorgte fürs Schmunzeln des Chefs und seiner Kollegen.

Im Saal des Gasthofes berichtete Reinhard Wilke, der Nahmitzer Ortschronist, über den Bau der Autobahn A2 die am Rande seines Dorfes verläuft. In seinem Besitz befindet sich ein Fotoalbum des Berliner Fotografen Erich Welke, der das Leben und Arbeiten in einem der Arbeiterlager im Bild festgehalten hatte. Dort wurden unter anderem drei Brücken errichtet. Eine über die Emster und eine weitere über die Kleinbahngleise. So erfuhr man auch, dass der Berliner Ring, heute A10, damals von der Ausfahrt Berlin-Weißensee bis Potsdam-Nord reichte und 196 Kilometer lang war, die A9 von Berlin nach München 530 km und die A2 von Berlin ins Ruhrgebiet 437 km lang war. Der Lückenschluss von Potsdam-Nord rund um Berlin erfolgte erst im Jahr 1972.
Auch Angela Schneider aus Tremsdorf hatte Berichte vom Bau der A10 zwischen Michendorf und Rangsdorf dabei. Sie las Augenzeugenberichte von Saarmunder Einwohnerinnen aus der Bauzeit. „Dafür wurden viele Bäume gefällt, plötzlich ist man aus der Pferdefuhrwerkzeit ins Automobilzeitalter vorgestoßen“, so die Tremsdorfer Chronistin.

Chris Rappaport versuchte mit der Mär aufzuräumen, dass wir Hitler die Autobahnen zu verdanken haben. „Die Planungen der damals so genannten ‚Nur-Auto-Straßen‘ reichen bis Anfang der 20er Jahre zurück, Hitler hat sich nach seiner Machtübernahme diese zu eigen gemacht und sie propagandistisch ausgeschlachtet“, so Rapapport. Sein Großvater war einer der Autobahnplaner, und so konnte Rapapport Originalpläne präsentieren.
Die rund 30 anwesenden Chronisten aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark hörte mit Interesse zu. Exkursion und Vorträge, eine Mischung die bei den Anwesenden gut angekommen ist.


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