Verlorenwasser. Für die beiden europäischen Schutzgebiete „Verlorenwasserbach Oberlauf“ und „Verlorenwasserbach Unterlauf und Briesener Bach“ werden momentan im Auftrag des Landesamtes für Umwelt Naturschutzfachpläne (FFH-Managementpläne) durch das Planungsbüro Dr. Szamatolski Schrickel erarbeitet.
Inzwischen ist die Grundlagenermittlung abgeschlossen. Dabei wurden die verschiedenen Lebensraumtypen kartiert und ihr Erhaltungszustand nach landesweit einheitlichen Kriterien beurteilt. Insgesamt 218 Hektar galt es zu beurteilen und zu erfassen. Die beiden FFH-Gebiete am Verlorenwasserbach beherbergen natürliche Fließgewässer, magere Mähwiesen und Feuchtwälder, von denen ein nicht unerheblicher Anteil im Privatbesitz ist. Schon bei der Erfassung und Beurteilung ergaben sich große Unterschiede. Während in einigen Abschnitten der Erhaltungsgrad und die Habitatstrukturen gut sind, besteht an anderen Stellen aus Sicht der Fachleute zwingend Handlungsbedarf.
Vorschläge mit möglichen Wiederherstellungs- und Entwicklungsmaßnahmen wurden ausgearbeitet und den Flächeneigentümern und Anliegern zur Kenntnis gegeben. Diese konnte darauf reagieren, Hinweise geben und ihre Meinung kundtun.
Ein ganz schwieriges Thema ist die Unterbrechung des Bachs direkt in der Ortschaft Verlorenwasser. Dort wurde der Überlauf zum kleinen Wasserfall vor einigen Jahren verschlossen. Seitdem fliest wieder Wasser durch eine Umgehungsrinne, um die ökologischen Durchgängigkeit des Verlorenwasserbachs wieder herzustellen.
Die Umgehung sei von Anfang an zu schmal gewesen, bemängeln die Anwohner. Nun staut sich das Wasser am ehemaligen Mühlteich und der Wasserlauf bis zum Quellgebiet Egelinde ist seit 2018 trocken gefallen.
Beim letzten Treffen der regionalen Arbeitsgruppe am 26.02. in Verlorenwasser wurden verschiedene mögliche Maßnahmen zur Entwicklung des Baches vorgestellt. Dabei geht es um die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit, die Erhaltung der Fließdynamik und die Aufwertung der Gewässerränder. Der Bachabschnitt auf dem Damm bis zum Umgehungsgerinne sollen bei Bedarf entschlammt werden, um einen besseren Durchfluss zu erreichen. Eine jährliche Gewässerschau mit Behörden und interessierten Anliegern soll helfen, Problembereiche schneller ausfindig zu machen und gemeinsam Lösungen zu finden. Auch eine monatliche Begehung durch die Naturwacht und das Setzen eines Pegel soll mehr Wissen über die Wassersituation vor Ort bringen. Künftig sollen Fachleute die hydraulischen Problembereiche am Verlorenwasserbach untersuchen und in einer wasserbaulichen Machbarkeitsstudie geeignete Lösungen erarbeiten.
Für das Schutzgebiet „Verlorenwasserbach Oberlauf“ wurden 71 Eigentümer, Nutzer und Akteure sowie die zuständigen Behörden angeschrieben. 26 Rückmeldungen gingen ein. Neben Zustimmung und Hinweisen gab es auch 14 Ablehnungen der vorgeschlagenen, freiwilligen Maßnahmen. Beim letzten Treffen der regionalen Arbeitsgruppe ging das Planungsbüro auf diese Hinweise und Ablehnungen ein.
Viel Skepsis gibt es nach wie vor bei der Entnahme nicht heimischer Bäume. In der Vergangenheit wurden beispielsweise durch die Naturparkverwaltung gebietsfremde Fichten im Quellbereich des Verlorenwasserbachs geringelt, um diese Konkurrenz für gebietstypische Erlen- und Eichenwälder absterben zu lassen. Auch das Verbleiben des Totholzes im Bach stößt auf Widerstand. Viele erwarten dadurch eine weitere Verschlechterung des Durchflusses. Dies sei jedoch in diesem Fall nicht gegeben, hieß es in der Antwort. Das Wasser findet seinen Weg unter den liegenden Stämmen hindurch, so Robert Wolf, Fischexperte vom Institut für Binnenfischerei. Totholz im Bach ist wichtig für die Ansiedlung von Insekten, als Unterstand für Fische und auch als Nahrungsquelle. Die Befürchtung einer Schädlingsvermehrung wurde ebenfalls widerlegt. Liegt ein Baum um, ist der Schädling längst weiter gezogen.
„Wir müssen schauen, was hilft dem Bach“, sagte Steffen Bohl, Leiter des Naturparks. Er weist aber auf die extremen Dürrejahre und weitere zeitweise trockengefallene Bachabschnitte im Naturpark hin. Eine Möglichkeit ist, den Bachlauf zu verengen, damit das wenige Wasser wieder fließen kann. Von den Anwohnern kam ein Vorschlag einer kleineren Öffnung zum „Wasserfall“, da die ehemals eingesetzte Betonplombe nicht vollständig entfernt werden kann. Für zwei Gerinne reiche aber das wenige Wasser nicht – so Herr Thiel vom Landesanglerverband Brandenburg. Das Thema Verlorenwasserbach wird die Akteure also noch weiter beschäftigen – die Umsetzung der Maßnahmen sieht man eher langfristig.
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