Klein-Glien. Zu den alten Rezepten, an die sich viele noch aus ihrer Kindheit erinnern, gehört der Kalte Hund.

Besonders auf Kindergeburtstagen war er sehr beliebt, denn er wurde meist mit Keksen und viel Schokolade zubereitet. Aber pfiffige Bäckerinnen und Bäcker haben sich auch andere Variationen ausgedacht. Damit diese vielen Rezepte nicht verloren gehen, haben Marion und Nikolaus Reiners ein ganz besonderes Projekt entwickelt und die gemeinnützige Unternehmensgesellschaft „Kulihood“ gegründet.
Als Modellprojekt entstand es im Ahrtal. Marion Reiners ist dort in einer Gastronomenfamilie aufgewachsen. So hatte sie früh Kontakt zum Kochen und Backen, hat ihrer Oma und Mutter oft über die Schulter geschaut. Sie fand es schade, dass mit Renteneintritt diese Rezepte oft in Vergessenheit gerieten, weil gerade Frauen oft nicht mehr so viele Kontakte hatten, um ihre Ideen weiterzugeben. Das darf nicht sein, dachte sich das Ehepaar und entwickelte während der Coronazeit ein außergewöhnliches Konzept. Denn es geht in dem Projekt nicht nur darum, die alten Rezepte zu bewahren, sondern auch die Möglichkeit zu eröffnen, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Wenn auch vielleicht nicht in Vollzeit.
So startete man mit einem alten Rezeptbuch, in Sütterlin geschrieben, einen Aufruf in der Tageszeitung. Das Interesse war enorm, so dass im Ahrtal bereits ein kleines Unternehmen entstanden ist. In kürzester Zeit kam eine Vielzahl an Rezepten zusammen, inzwischen sind daraus Rezeptboxen entstanden und es gibt auch schon Workshops. „Hier geht’s nicht nur um den bekannten Kult-Kuchen – hier geht’s um Gemeinschaft, Frauen ab 60 und neue Perspektiven“, so Marion Reiners.
Das möchten Marion und Nikolaus Reiners nun auch in Brandenburg versuchen. Als sie ihr Projekt für eine Förderung im Land vorgestellt haben, waren alle sofort begeistert. Denn es war etwas völlig anderes als alle anderen Projekte, etwas, dass mal nicht mit Computer und Digitalisierung zu tun hatte. Wichtig war sicher auch, dass Frauen ab 60 angesprochen wurden und speziell im ländlichen Bereich. Für viele dort sind die Jahre bis zur Rente oft von Arbeitslosigkeit geprägt. „Aber natürlich sind uns alle Altersklassen willkommen“, sagt Marion Reiners. Denn das Projekt zielt nicht nur darauf ab, eine Sozialmanufaktur mit später möglichen Verdiensten und Honoraren aufzubauen, sondern auch, soziale Kontakte zu pflegen und neu zu knüpfen.
Der Anfang ist bereits gemacht. In Michendorf, im Café Mitte, fand man einen interessierten Partner, denn es ist für das Projekt eine Produktionsstätte nötig. Viele Frauen kamen mit ihren Rezepten.
Der zweite Standort soll das Coconat in Klein Glien sein. Dort wird am 29. Mai ab 15:00 Uhr zu einem Kalter-Hund Kaffeeklatsch eingeladen. Dazu sind alle Interessierten eingeladen, auch wenn sie jünger als 60 Jahre sind. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Es sollen Rezepte ausgetauscht werden und wer möchte, kann seinen ganz speziellen Kalten Hund auch mitbringen. Marion Reiners hofft, dass sich auch dort viele Frauen finden und eine kleine Produktionsstätte aufgebaut werden kann.
Backen ist die eine Seite, aber die leckeren Kekskuchen müssen natürlich auch vermarktet werden. Erste Gedanken sind zum Beispiel Senioreneinrichtungen. Dort bekommen die Bewohner zu ihren Geburtstagen meist einen Kuchen geschenkt. Im Ahrtal und in der Region um Michendorf hat man schon interessierte Abnehmer gefunden. Auch Geschäfte, Cafés und Märkte kommen in Frage, ebenso touristische Einrichtungen. Ziel des ersten Treffens ist es, ein Backteam zu finden, welches sich regelmäßig trifft. Nicht nur zum Backen, auch zum Reden und zum Austauschen. Aber Marion Reiners ist sich sicher, dass der Schritt wie in Michendorf und im Ahrtal auch in der Region Bad Belzig und Wiesenburg gelingen wird.
Mehr Infos gibt es unter: www.omas-kalter-hund.de
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