Naturpark Hoher Fläming: Die grünen Wilden

Niemegker Land, Dahnsdorf, Raben. Die “grünen Wilden” begleiten Britt Muschert schon ihr ganzes Leben. Sie wurde 1970 in Meiningen (Thüringen) geboren. Sie  wuchs im Biopsphärenreservat Rhön auf und sammelte dort bereits mit ihren Vorfahren in frühster Kindheit Heilkräuter. In ihrer Heimatstadt Meiningen arbeitete sie viele Jahre als Pflegekraft im Seniorenheim. Seit 2014 hat Britt Muschert den IHK Abschluss als Kräuterfachkraft sowie Kräuterpädagoge und ist seit dem selbstständig tätig. Sie bietet auf dem Hollerhof in Dahnsdorf Fachwissen rund um die heimischen Wildkräuter an.
Mit Freude vermittelt sie das alte und neue Kräuterwissen und versuche Mittler zwischen Mensch und Natur zu sein. Regelmäßig lädt Britt Muschert zu Kräuterwanderungen im Rahmen von Veranstaltungen des Naturparkes „Hoher Fläming“ ein.

So auch am vergangenen Samstag. Denn auch im Winter gibt es Kräuter, die man sammeln und vor allem essen kann. In früheren Jahrhunderten war bei den Menschen im Winter oft Schmalhans Küchenmeister. Denn nicht alles, was selbst angebaut wurde, war unbegrenzt haltbar. Aber die Menschen mussten etwas essen. So waren es meist die Frauen, die im Wald und auf den Wiesen nach Beeren, Wurzeln und Kräutern suchten. Vor allem waren diese aber auch ein Vitaminspender in der kalten Jahreszeit, denn die Menschen litten damals unter Krankheiten wie Skorbut, die man heute kaum noch kennt. So ging es gemeinsam mit Britt Muschert in die Feuchtgebiete rund um Raben, um Kräuter für einen leckeren grünen Stampf zu sammeln, der anschließend gemeinsam gekocht wurde.

Vieles, was wir oft als Unkraut abtun und aus unseren Gärten entfernen, ist essbar. Schon nach den ersten Metern stieß die Gruppe auf die erste Pflanze am Wegrand, die Malve. Die meisten Hobbygärtner freuen sich nicht, sie im Garten zu haben, aber die zartrosa Blüten helfen gut bei einem Kratzen im Hals. Ebenso wie die Knospen der Linde. Diese wurden von allen erst einmal gekostet und für gut befunden. Außerdem lässt sich aus den jungen Blättern ein schmackhafter und würziger Salat bereiten.

Auch die Knospen der Rosskastanie, die sich auf Grund der milden Witterung bereits zeigen, lassen sich gut bei Venenleiden verwenden. Dazu werden sie in Alkohol eingelegt. Die Mixtur ist aber nur für die äußere Anwendung gedacht. Ein Kraut, welches Hobbygärtner schier zur Verzweiflung bringt, ist der Gundermann. Auf Grund des sehr würzigen Geschmacks ist er perfekt als Würzkraut geeignet und wanderte so in die kleinen Beutel zum Mitnehmen. Alle, die in der kommenden Karnevalszeit öfter mal unterwegs sind und am nächsten Tag einen schweren Kopf haben, sollten sich auf die Suche nach einer Weide machen. Deren Rinde hilft nämlich gegen das Kopfweh, sie ist sozusagen der Vorläufer des Aspirins. Man kann aber Pflanzen auch für andere Dinge verwenden. So eignet sich die Binse zum Beispiel zur Anfertigung von Kerzendochten. Interessiert lauschten alle den Ausführungen von Britt Muschert und es wurden auch fleißig Notizen gemacht.

Aber auch Britt Muschert weiß nicht alles. So hat sie auf ihren Führungen immer ihr dickes Nachschlagewerk dabei, um im Bedarfsfall die Kräuter bestimmen zu können. Wichtig vor allem, um Verwechslungen zu vermeiden, wie zwischen Brunnenkresse und Hahnenfuß. Letzterer ist nämlich für Menschen nicht wirklich bekömmlich. „Man stirbt zwar nicht daran“, so Britt Muschert, „aber es kann sehr unangenehm werden.“ Eine Pflanze weckte jedoch bei ihr und allen anderen Frühlingsgefühle – das erste Scharbockskraut wurde gefunden was eigentlich bedeutet, dass der Frühling nicht mehr weit ist.

Zurück im Naturparkzentrum wurde das Gesammelte noch einmal sortiert. Und anschließend die Vorbereitungen für einen leckeren grünen Kartoffelbrei getroffen. So kann es auch aus wenigem ein tolles Essen geben.

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