14. Naturparkwanderfest in Schmerwitz

Wiesenburg/Mark, Schmerwitz. Das Gut Schmerwitz war in diesem Jahr Dreh- und Angelpunkt des 14. Naturparkwanderfestes. Und nun hoffen alle, dass sich auch der Kran vor dem Schloss bald dreht. Das historische Gemäuer soll wohl endlich saniert werden. Was dort einmal entstehen soll, darüber gibt es derzeit nur Gerüchte. Aber wissenswert ist auch die Geschichte des Schlosses und des Dorfes. Wer sich dafür interessierte, konnte sich dem Dorfrundgang mit Inge Richter anschließen.

Die 69 jährige Bad Belzigerin ist Natur- und Kulturführer. Dafür hat sie Lehrgänge absolviert, musste mündliche und schriftliche Prüfungen ablegen und eine Musterwanderung durchführen. Drei Jahre lang hat sie diese Arbeit als Ich-AG gemacht. Heute macht sie Bustouren sowie Stadt- und thematische Führungen durch den Fläming.

Dass das Gut Schmerwitz im Zusammenhang erhalten geblieben ist, hat historische Gründe. Nach dem Krieg gab es Lebensmittelmarken, die jedoch nicht überall eingelöst werden konnten. Das Gut Schmerwitz wurde noch vor der Vereinigung zur SED der KPD zur Versorgung übertragen, damit die Leute dort für ihre Marken Lebensmittel erhalten konnten. Dadurch entging es der Aufteilung während der Bodenreform.

Das Gut selbst wurde nördlich des Herrensitzes gebaut. Dazu gehörten der Wirtschaftshof mit Verwalterhaus, Scheunen und Ställe. 1898 wurde die Kirche mit Kapelle errichtet, da die im Schloss selbst abbrannte. Das Schloss selbst wurde 1736 von Carl Friedrich Brandt von Lindau vermutlich auf den Resten eines Vorgängerhauses errichtet. Davon zeugt noch heute eine alte Türklinke am Eingang des Schlosses mit seinem Wappen.

Inge Richter führte durch das Parterre zum Eingangsbereich und gab Auskunft zur Geschichte des Schlosses und seiner Nutzung zu DDR-Zeiten. Seit 1957 wurde es als Kampfgruppenschule genutzt. 1892 brannte der Südflügel des Schlosses ab. An seiner Stelle errichtete man einen Anbau aus Backsteinen, ein Zeichen früher DDR-Architektur im Zeichen der Moderne. Dieser Anbau steht heute noch, inklusive der schmiedeeisernen Wendeltreppe, die dorthin versetzt wurde. Diese machte durchaus Eindruck auf die Wanderer.

Zum Schloss gehörte auch eine Parkanlage. Die Wanderung ging entlang der noch zu erkennenden Allee, auf der die Kinder früher bis nach Wiesenburg zur Schule laufen mussten. Ansonsten ist von der Parkanlage nicht mehr viel übrig, außer ein paar vereinzelter Rhododendren. Auf der Rückseite des Schlosses befinden sich ein Teich und ein Schmiedeeiserner Pavillon. Dieser erweckt einen historischen Anschein, wurde aber nach dem Krieg errichtet. Beides diente der Erholung für die Insassen eines Altersheims, welches sich ehemals auf dem Gelände befand. Noch gut zu erkennen ist die Prachttreppe an der Rückseite des  Schlosses, die in den Garten führte.

Während sich die Gruppe mit Inge Richter auf einen Dorfrundgang begab, trafen nach und nach die anderen Wandergruppen auf dem Gutshof ein. Bei diesen konnte man mit Eseln die Landschaft genießen, es gab Yoga-Wandern und eine Wanderung für Pflanzenfreunde. Aber die Gäste kamen nicht nur zum Wandern, wie Harry Diebold. Für ihn ist ein Besuch in Schmerwitz eine Rückkehr in seine Kindheit, denn der 83 jährige ist hier geboren. Seine Eltern arbeiteten als Landarbeiter auf dem Gut. Sein damaliges Wohnhaus ist jetzt zu einem Ferienhaus umgebaut. Aber Harry Diebold, der jetzt mit seiner Frau in Brandenburg wohnt, fühlt sich immer noch eng verbunden mit Schmerwitz und dem Fläming. „Die Menschen wissen viel zu wenige darüber und über seine Schönheit“, sagt er. Deshalb kam er oft mit Gruppen des Humanistischen Verbandes Brandenburg hierher, die sich von Geschäftsführerin Rita Neumann das Gut erklären ließen. Besonders verbunden fühlt sich Harry Diebold mit der Töpferei, da er auch in Brandenburg selbst Keramik innerhalb des Humanistischen Verbandes angefertigt hat. „Ich war sehr traurig, als ich von dem Brand hörte“, sagte er. Umso mehr freut es ihn, dass jetzt wieder eine Werkstatt existiert. Für ihn sind Schmerwitz und der Fläming immer eine Reise wert, und so ist er auch beim Wiesenburger Parkfest und zur Brandenburger Landpartie mit dabei.

Das Wanderdiplom erhielt in diesem Jahr Andreas Heimberg aus Bad Belzig. Viele Jahre hat er sich als Kultur- und Naturführer in der Region engagiert und in der Touristenformation des Naturparkvereins mitgearbeitet. Außerdem macht er sehr interessante Führungen in Beelitz-Heilstätten. „Er hat sich um das Wandern im Fläming verdient gemacht“, so Naturparkleiter Steffen Bohl. In einer Laudatio dankte Vizelandrat Christian Stein Andreas Heimberg für seine Arbeit. Nun will letzterer in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Dieser wurde ihm mit einem Präsentkorb regionaler Spezialitäten aus dem Hofladen des Gutes sicher etwas leichter und angenehmer gemacht.

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