Wiesenburg/Mark: Viele Ideen für den Smart Village Campus

Wiesenburg. „Deswegen sind wir hier, zum laut denken“, so Dennis Bohne vom Verein „Silicon Sanssouci“. Diesen hatte sich Wiesenburgs Bürgermeister Marco Beckendorf mit ins Boot geholt für die erste Zukunftswerkstatt für das Areal Alte Brauerei und Drahtzieherei. „Silicon Sanssouci ist ein Zusammenschluss Potsdamer Unternehmen aus der Informations- und Kommunikationstechnologie, deren Ziel es ist, das Profil der Landeshauptstadt Brandenburgs als einen exzellenten IT-Standort zu schärfen“ heißt es auf deren Website. Aber man interessiert sich auch für den ländlichen Raum und bietet Hilfe an. Kennengelernt hat Marco Beckendorf die Vertreter des Vereins auf einer Digitalkonferenz in Wittenberge und dabei um Unterstützung gebeten. So ist der Verein mit sechs Leuten angereist, um Input zu geben und zu moderieren.

Zukunftsprojekt Smart Village Campus

Auch Thomas Kralinski, Staatssekretär für Digitales in Brandenburg, betonte in seinen Grußworten noch einmal die Außergewöhnlichkeit des Smart Village Projektes in Wiesenburg. „Was hier entsteht, könnte zukunftsweisend sein“, so Kralinski. Immerhin wurde in Wiesenburg schon der Startschuss für die Gründung eines neuen Dorfes, des KoDorfs am Bahnhof, gegeben. „Wann passiert sowas schon mal“, so das Regierungsmitglied. Das Smart Village Projekt sei etwas für neue Arbeits- und Lebensmodelle. Für eine derartige  Entwicklung im Land Brandenburg 30 Jahre nach der Wende würde man sich sogar international interessieren.

Ideen der Wiesenburger

In dieser ersten Bürgerbeteiligung für die Entwicklung der beiden Standorte wollte man nun hören, welche Ideen die Einwohner haben. Dabei waren nicht nur die Bürger aus Wiesenburg, sondern auch die der Umgebung gefragt. In einer ersten Gesprächsrunde wurden Vorschläge zusammengetragen. Zusammengefasst sollten sie dann Grundlage für eine Vertiefung in einzelnen Gesprächsrunden sein. Dabei ging es nicht nur um die beiden Areale allein, sondern um die Attraktivität des gesamten Ortes und seiner Umgebung.

Verrückte Sachen

So kamen auch ganz verrückte Ideen zur Sprache. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Gondelfahrt vom Park bis zum Bahnhof, ähnlich wie in den Gärten der Welt in Berlin?? Diesen außergewöhnlichen Einwurf machte Klaus-Peter Klenke. So toll der Gedanke auch sei, so Marco Beckendorf, der Park stehe unter Denkmalschutz, da würde wohl kein Weg hinführen.

Auf alle Fälle sollte man schon vorhanden Konzepte einbeziehen, so die Meinung von Barbara Klembt. Alles, was für die Leute wichtig ist, müsse zentral bleiben. „Industrie wird nicht mehr herkommen“, so Lars Geißler vom Verein „Silicon Sanssouci“. Aber mit dem Projekt Smart Village Campus habe man die einmalige Chance zu verbinden: alt und jung, wohnen und arbeiten.

Wohnraum dringend gesucht

Eines der Hauptanliegen der Anwesenden war dabei die Schaffung von Wohnraum. Schon jetzt ist die Gemeinde dahingehend ausgelastet, es gibt einfach nichts mehr. Im Rathaus und der Gemeindevertretung hat man bereits gehandelt. Man arbeitet an einem Bebauungsplan, in dem neue Baugrundstücke ausgewiesen werden sollen. Außerdem hat man den alten Sozialtrakt der Drahtzieherei erworben, um ihn für Wohnungen herzurichten. Dazu wird es im kommenden Jahr einen Architektenwettbewerb geben. Dabei sollte auch sozialverträglicher Wohnraum geschaffen werden, so die Bürger. Neben altersgerechten Wohnungen dürfen aber auch Singlewohnungen nicht vernachlässigt werden. Thema war immer wieder das „Generationenwohnen“, um miteinander zu verbinden und voneinander zu lernen. Aber es ging nicht nur um das dauerhafte Wohnen. Der Wiesenburger Park ist ein touristischer Anziehungspunkt und zieht viele Besucher an. Oftmals wollen diese, wenn auch nur für eine Nacht, bleiben. Da fehlt es an Angeboten, so Georg Bartsch aus Wiesenburg, der selbst Zimmer vermietet und die Situation aus eigener Erfahrung kennt. Eine Art Hostel oder auch Jugendherberge wäre nach Ansicht dieser Arbeitsgruppe gut.

Tourismus in Wiesenburg

In diese Bresche schlugen auch diejenigen, die das Thema Tourismus vertieften. Erlebnistourismus für Familien war einer der Stichpunkte und wie man Mensch und Natur interessant verbinden kann. Und dahinein fließt dann auch wieder das Thema Übernachtungen. Und die gesamte Vermarktung. So entstand die Idee, ein neues Unternehmen zu schaffen, welches sich darum kümmert. Dann könnte zum Beispiel eine Gaststätte auf die Plattform zugreifen und dort schauen, wo freie Übernachtungsmöglichkeiten sind und die Gäste gezielt dorthin schicken. Ein weiteres arbeitsgruppenübergreifendes Thema war eine eigene Küche mit regionalem Essen. Diese könnte zusätzlich auch Kitas und die Schule versorgen. Ein möglicher Standort wäre der Sozialtrakt des Drahtwerkes, denn dort gab es früher Speisesaal und Werksküche.

Im Bereich Drahtwerk ist man eh schon etwas weiter als mit der Brauerei. Bei letzterer strengt die Gemeinde grade ein Zwangsversteigerungsverfahren für den insolventen Besitzer an. Das Drahtwerksgelände gehört ihr bereits. Dort ist man derzeit bei der Erarbeitung eines Bebauungsplanes, der auch eine Neuparzellierung enthält. Schon jetzt sind einige Hallen und Garagen an Kleinunternehmer vermietet. Das gilt es auszubauen, so auch die Arbeitsgruppe, die sich mit Unternehmen und deren Gründung auseinandergesetzt hat. Ein Handwerkerhof wäre gut, auf dem sich mehrere Gewerke zusammenschließen und auch gemeinsam Ausbildungen durchführen können. Man dachte aber auch an die Digitalisierung und führte dabei die Möglichkeit an, einen Versuchsstandort für den Ausbau der 5G Frequenzen zu errichten. Das Bürogebäude mit vielen Einzelbüros, W-Lan, Aufenthaltsraum, Toiletten und Duschen kann jetzt schon genutzt werden.

Es gibt noch viel zu tun

Ehe es aber losgehen kann, sind zwingend einige Probleme zu lösen. Zum einen Die Aufräumarbeiten, zum anderen die Schaffung von vernünftigen Zufahrtsmöglichkeiten zum Drahtwerkgelände. Sollte dieses für Logistik und Lagermöglichkeiten interessant werden, braucht man diese unbedingt. Vieles steht und fällt jedoch mit dem öffentlichen Nahverkehr, denn es gibt nicht einmal eine Busverbindung zum Bahnhof. Die Idee von Kornelia Stephan dazu war die Stationierung permanent verfügbarer Fahrräder. Außerdem ist das Land Brandenburg derzeit auf der Suche nach Teststrecken für autonomes Fahren. Die Strecke vom Bahnhof nach Wiesenburg wäre durchaus geeignet, verläuft sie doch relativ gradlinig.

Es gibt also noch viel zu tun. Und es dauert auch alles seine Zeit. Trotzdem blickt Marco Beckendorf zuversichtlich in die Zukunft. Er glaubt fest an die Verwirklichung der Pläne zur Entwicklung des Smart Village Projekts. Der erste Schritt ist mit der Zukunftswerkstatt getan.

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2 Antworten

  1. Leider nur viel heiße Luft. Wer mal in die Runde schaut, sie fast nur ältere Bürger, die neugierig sind. MAZ schreib lügnerisch von 1000 Ideen, ich habe nur mindestens 50 gezählt, und etwas ist Betrug an den Bürger. Und die Herren von Silicon Sanssouci haben von Handwerk keine Ahnung, aber machen einen auf schlau. Alles leider Realitätfremd.

  2. Na ja, ich würde das nicht so eng sehen. “Tausend” lese ich eher als Synonym für “viele” und weniger als konkrete Zahl. Insofern kann ich persönlich da keine Lüge erkennen. Aber auch wenn Sie das anders sehen, könnte es nicht auch einfach ein Versehen sein, wie es uns allen im Alltag immer wieder mal passiert? Lüge ist ein großes Wort und unterstellt Absicht. Aber welchen Vorteil sollte eine Zeitung davon haben, bei so einer Veranstaltung “zu lügen”?

    Dagegen finde ich wiederum etwas anderes merkwürdig: Nämlich, dass Sie einen Kommentar, der die MAZ betrifft, nicht bei der MAZ selbst unterbringen können. Für mich ist ein Kommentar das Salz in der Suppe. Der leidenschaftliche und gleichzeitig sachliche Dialog gehört zur Demokratie – und zu einer Bürgerzeitung.

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