Kirche Reetz

Über die Kirche von Reetz

Reetz. Die Kirche in Reetz ist ein wahres Kleinod des Hohen Flämings. Hier kannst du mehr über diese Kirche erfahren:

Geschichte

Gebaut wurde die Reetzer Kirche zwischen 1190 und 1250. Gelernte Maurer und Steinmetze, die in der Lage waren, mit dem spröden Granit zu arbeiten, führten die Arbeiten aus. Die großen Granitfindlinge mussten zu Quadern verschiedener Größe behauen werden. Altarraum und Apsis könnten denen der Dorfkirche Lübnitz ähnlich gewesen sein. Bei Renovierungsarbeiten wurde 1805 ein Fundament in runder Form gefunden.

Kirche Reetz, Kirchentor
Kirchentor

Das Innere der Kirche war geputzt und der Raum mit flachen Balkendecken im romanischen Stil abgeschlossen. Der Fußboden war wahrscheinlich mit kleinen Steinen, Katzenköpfe genannt, gepflastert. Die Fenster waren schmal und hoch eingesetzt und gaben nur wenig Licht. Zunächst waren sie mit Tierhäuten, Schweinsblasen oder ähnlichem Material verspannt. Verglast wurden sie erst später.

Die Kirche war von einem Friedhof umgeben, der wiederum von einer Feldstein- oder Ziegelmauer umfriedet war. Auch nach dem Tod gehörten die Menschen zur Gemeinde Jesu Christi und sollten in unmittelbarer Nähe zu dem Kirchenraum liegen, in dem die heilige Messe gelesen wurde. Welchem Heiligen die Reetzer Kirche gewidmet wurde, ist nicht bekannt.
Von den Gebäuden in Reetz im Mittelalter ist lediglich die Kirche erhalten. Alle anderen sind verfallen, angebrannt oder abgerissen worden. Es ist daher unmöglich, sich ein genaues Bild von dem frühen Reetz zu machen. Die Bauhäuser jener Zeit waren meist fensterlos und hatten Strohdächer, die fast bis zur Erde reichten. Die Wände waren aus Holz und Lehm gebaut. Vom Osten her kam man höchstwahrscheinlich über die heutige Bergstraße nach Reetz. Demnach war die heutige Mahlsdorfer Straße die ursprüngliche Dorfstraße.

Nach dem Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg ist die Kirche mehrmals umgebaut worden. Im Sommer 1805 wurde sie vergrößert, ausgepflastert und geweißt. Die Kanzel wurde nach hinten gesetzt, der Predigerstuhl gebaut und 3 neue Fenster durchgebrochen. Der letzte größere Umbau war im Jahr 1854. Trotzdem fehlte der Reetzer Kirche immer noch ein Turm. Die neue Patronin der Herrschaft in Mahlsdorf sicherte die Finanzierung und 1905 wurde der Umbau mit Turm fertiggestellt.  Das 1821 erbaute Pfarrhaus wurde etwa zeitgleich neu errichtet. Ein genauer Termin der Fertigstellung konnte nicht ermittelt werden, man vermutet auf Grund der Bezahlung des Maurermeisters 1908. Nach dem 2. Weltkrieg und mit Gründung der DDR wurde die Position der Kirche immer schwieriger. Es wurden zwar noch Bibelstunden abgehalten, aber die Teilnehmerzahl ging zurück. Ein Vertreter der neuen Staatsmacht wollte die Kirche sogar in einen Schafstall umwandeln. Die Nachwirkungen sind auch heute noch zu spüren. die meisten Kirchgänger, von Festtagen wie Weihnachten und Ostern einmal abgesehen, sind älteren Jahrgangs. Trotz allem muss man sagen, dass das Kirchenleben wieder einen Platz in der Gemeinde gefunden hat.

Wandbild

Wandbild, Kirche Reetz
Wandbild in der Reetzer Kirche

Am Eingang der Kirche in Reetz, im Turmuntergeschoss befindet sich ein Wandbild, das über die gesamte Fläche auf den Putz gemalt ist und seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand war. Es zeigt angelehnt an den Stil oströmischer Malerei Christus in der Mitte, flankiert von Menschen- und Engelsgestalten. Die Motive und die dabei stehenden Verse entstammen der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes. Die Wandmalerei entstand im Jahr 1952 im Zusammenhang mit der Neuausgestaltung des Turmuntergeschosses zum Gedächtnis für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, deren Namen an den Seiten angebracht wurden.

Geschaffen wurde sie von dem Dekorationsmaler Kurt Dittebrandt. Es ist die Umrahmung der Gedenkstätte für die Kriegsgefallenen des 2. Weltkrieges. Im Gegensatz zu denen aus dem 1. Weltkrieg, die meist prunkvollere Denkmäler im Außenbereich der Kirche haben, wurde der Gefallenen des 2. Weltkrieges nur im Inneren der Kirchen gedacht. Zu DDR Zeiten war ein offizielles Gedenken zum Volkstrauertag nicht erwünscht, ebenso wie Besuche in der Kirche. So verwitterte das schöne Bild im Laufe der Jahre. Der Beginn der Arbeiten 2015 zeigte, dass es höchste Eisenbahn war, denn der Bestand musste erst gesichert werden, ehe die eigentlichen Arbeiten beginnen konnten. Restaurator Udo Drott aus Bad Belzig und Ehefrau Petra mussten wie Chirurgen vorgehen, damit der noch vorhandene Putz nicht von den Wänden fiel und noch mehr zerstörte. Mit kleinen Spritzen, gefüllt mit Injektionsmörtel, wurden die Schäden behandelt. Dieser musste aushärten, so dass erst in diesem Jahr mit den eigentlichen Arbeiten begonnen werden konnte. Es bekam allerdings nicht alles einen neuen Anstrich. In erster Linie ist es die Schrift, sowie das Jesusbild in der Mitte. Nun erstrahlt das Bild wieder in fast altem Glanz. Theologisch wird dabei das Geschehen des Krieges mit den Beschreibungen der Leiden der unerlösten Welt, wie sie in der Offenbarung beschrieben werden, bewältigt. Die Verse weisen dabei den Weg in das neue Jerusalem („und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen“), das hinter den Mauern im Kirchenschiff verkündigt wird.

Knapp 7300 Euro hat die Instandsetzung gekostet, finanziert aus Zuwendungen der Kirche und des Denkmalschutzes, der Kirchengemeinde und aus Spenden.

Figuren

Kirche ReetzDie heilige Maria und der heilige Sebastian sind nach der Auflösung der Pfarrstelle in Reetz (Anfang der 2000er) irgendwie nach Wiesenburg auf den Dachboden des Pfarrhauses gelangt. Bis vor einigen Jahren lagen sie dort und niemand wusste wo sie rechtmäßig hingehörten. Da auch der damalige Pfarrer Martin Zinkernagel die Figuren nicht zuordnen konnte, erlaubte er den Medewitzer Kirchenmitgliedern, die Figuren in Medewitz aufzustellen. Florian Jakubowski, zuständig für Finanz- und Pachtangelegenheiten im Gemeindekirchenrat Wiesenburg/Mark, wollte jedoch unbedingt wissen, zu wem diese Figuren wirklich gehören und fing an zu recherchieren. Nicht zuletzt, weil er sich für die Geschichte der einzelnen Kirchenbauten in den jeweiligen Orten interessiert. In der Bibliothek in Wiesenburg stieß er auf ein Buch für deutsche Kunstdenkmäler von 1983, herausgegeben von Georg Dehio im Akademieverlag. In diesem Buch waren die Figuren für die Kirche in Reetz verzeichnet. So wurden sie zurück in die Reetzer Kirche gebracht. Die Figuren sind aus Holz gefertigt und stammen aus der Zeit 1430/1440 (die heilige Maria) und aus der zweiten Hälfte des 15 Jahrhunderts (der heilige Sebastian).

Orgel

Die Orgel in der Reetzer Kirche ist etwas Besonderes und kann zu Recht als „alte Dame“ bezeichnet werden, denn sie ist 113 Jahre alt. Sie wurde 1904 von Orgelmeister Johann Eifert in Stadtilm gebaut. Es handelt sich um ein Orgelwerk mit 15 klingenden Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. 1975 wurde die Orgel, von der Firma, Gebr. Voigt aus Bad Liebenwerder saniert und repariert. Bei dieser Orgel handelt es sich um ein ganz besonderes Exemplar, was es unbedingt zu erhalten gilt. Sie ist eine der wenigen pneumatischen Orgeln der Region. Gewöhnlicher weise funktioniert  eine Orgel mechanisch. Das bedeutet: wenn man eine Taste oder ein Pedal an der Orgel betätigt öffnet man dadurch direkt das Ventil der Orgelpfeife und ein Ton erklingt. Diese Eigenschaft führt dazu, dass man beim betätigen der Taste oder des Pedals einen größeren Widerstand überwinden muss. Je größer die Orgel umso größer der Widerstand. Dies ist bei der Reetzer Orgel nicht so. Wenn man hier eine Taste oder ein Pedal betätigt wird ein Luftstrom freigesetzt welcher das Ventil öffnet. Aus diesem Grund spielt sie sich selbst, trotz ihrer Größe, leicht wie eine Feder. Diese Orgelbauweise ist sehr selten  und macht diese Orgel zu einem besonders wertvollen Instrument. Reparaturen an dieser Orgel sind aus besagtem Grund auch sehr kostenintensiv. Das gesamte Instrument ist noch original erhalten, und Zeugnis der hochromantischen Orgelbaukunst.

Im Laufe der Jahre war  das Instrument nahezu unbespielbar geworden und schließlich auch die vom Holzwurm befallene Pedalklaviatur ausgefallen. Wegen undichter Membrane stand nicht genügend Luft zur Verfügung. Nur noch ein geringer Teil der Pfeifen konnte so zu Gehör gebracht werden. Worin genau das Problem bestand, erläuterte Florian Jakubowski: „Mehrere Register der Orgel erzeugen so genannte Heuler, stellen den Ton also nicht mehr ab. Die gesamte Fußklaviatur klemmt an mehreren Stellen und funktioniert nicht mehr. Das obere Manual ist nicht mehr voll bespielbar. Die Belederungen der Orgel sind verschlissen so dass die Orgelpfeifen gar nicht mehr den vollen Luftstrom nutzen können. Der Spieltisch muss gereinigt werden genauso wie einige Holzpfeifen und Zinnpfeifen repariert oder ausgebessert werden müssen, wobei dies Arbeiten sind, die bei Orgeln ca. alle dreißig Jahre anfallen. Wichtig ist schlussendlich noch das die Pneumatik gereinigt und eventuell noch ein neuer Kompressor installiert werden muss.“ Endlich konnte Abhilfe geschaffen werden. Mit Fördermitteln und Eigenanteilen ging es in die Sanierung. Dazu steuert der Bund 10.000 Euro Fördermittel bei, die Mittelbrandenburgische Sparkasse 5.000 Euro. Der Rest der etwa 32.600 Euro teuren Sanierung kommt mit ca. 5.100 Euro aus der Kirchengemeinde und 8.000 Euro vom Verein „Miteinander – Füreinander“.

Mitarbeiter der Firma Hüfken aus Halberstadt gingen 2017 an die umfangreiche Arbeit, die Orgelpfeifen zu reinigen und alles, was defekt war, wieder instand zu setzen. Viele der Teile waren wurmstichig und verbeult und bedurften einer Spezialbehandlung. Das betraf auch die Bälgchen und Membranen. Auch die gesamte Windanlage wurde geprüft, bei dieser ging durch kleine Löcher viel verloren. Das Spielwerk unter dem Orgeltisch musste teilweise repariert werden. Unterstützt wurden sie dabei von Kirchenmitgliedern des Ortes. 2018 konnte die restaurierte Orgel wieder in Betrieb genommen werden, auch wenn es immer noch Kleinigkeiten gibt, die noch nicht wie gewünscht funktionieren.

Besonderes

Besonders ist die Kirche vor allem durch ihren Ausbau als Wehrkirche. Reetz war in früherer Zeit ein so genannter Burgwardort. Er lag vom 10. Jahrhundert bis zum 17. Jahrhundert an einer bedeutenden Handelsroute zwischen dem Erzbistum Gnesen in Polen und dem Erzbistum Magdeburg. Hierdurch wurde Reetz damals oft als Ort zum Rast machen genutzt. Die Wehrkirche deutet daraufhin das der Ort früher, auf Grund seiner strategischen Bedeutung, des Öfteren Ziel von kriegerischen Angriffen war. Die Kirche galt für den kleinen Ort als Schutzraum. Die dicken Mauern waren mit der damaligen Kriegstechnik einfach nicht zerstörbar. Das Kirchenschiff ist im dreißigjährigen Krieg hingegen wahrscheinlich abgebrannt gewesen. Die Mauern der Kirche konnten aber trotzdem nicht überwunden und zerstört werden.

Info

Die Kirche selbst ist eine Sehenswürdigkeit und einen Besuch wert. Bei Interesse sich diese alte Kirche anzusehen, bitten wir Sie sich telefonisch bei Uwe Friedrich unter der Telefonnummer 033849/50668 zu melden.

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