Zum neunten Mal: „Familienfreundlich in PM“

Wiesenburg. Corona Krise und Lockdown haben familienfreundliche Arbeitsbedingungen in den Firmen des Landkreises noch einmal stärker in den Fokus gerückt. Jedoch versuchen die meisten Betriebe schon seit Jahren, für ihre Angestellten Familie und Beruf besser vereinbar zu machen. Denn das sei zum einen der Schlüssel für die Fachkräftesicherung, aber auch für ein gutes Betriebsklima, bestätigte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Mariana Siggel am vergangenen Donnerstag in der Wiesenburger Kunsthalle. Dort wurde nämlich zum nunmehr 9. Mal der Unternehmerpreis „Familienfreundlich in PM“ verliehen. Der Festakt sollte eigentlich schon am 15. Mai, dem Tag der Familie stattfinden. Aber wegen den Vorschriften bezüglich Corona wurde die Ausschreibung verlängert. Auch die eigentliche Verleihung lief etwas anders ab als sonst, ohne Kultur und ohne die sonst von Floristenazubis aus Werder gebundenen Blumensträuße. Denn es gab schlicht keine Lehrlinge. Da sprang aber der Landfrauenverband sofort ein und sorgte für den Blumenschmuck.

In Vertretung von Landrat Wolfgang Blasig hielt dessen Stellvertreter Christian Stein die Eröffnungsrede. Er sieht die Familienfreundlichkeit in Unternehmen nicht nur in der derzeitigen Lage, sondern auch mittel- und langfristig als wichtigen Baustein für den Erhalt von Fachkräften, ja von ganzen Branchen in der Region. Obwohl es natürlich auch Verlierer der Corona Pandemie gibt, wie Gastronomie, Tourismus und die Einzelhändler. Jedoch hat sich die Krise nicht so stark auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt, wie befürchtet. Für die Betriebe hieß es nun, neue Formen zu finden, damit ihre Mitarbeiter Job und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen können. Eine Möglichkeit ist das Homeoffice, jedoch hängt das weigehend am Breitbandausbau. Und da hat Deutschland insgesamt extremen Nachholbedarf. „Man hat einfach die Zeit verschlafen“, so Stein. Neue Arbeitszeitmodelle sind sowohl für die Unternehmen, als auch für die Arbeitnehmer eine Herausforderung. Deshalb wird auch der Bewerbungsbogen jährlich überarbeitet. „Die Bewerbungen zeigen jedoch die Vielfalt, Qualität und Kreativität der ansässigen Betriebe“, lobt Christian Stein.

Insgesamt sind 16 Bewerbungen beim Landratsamt eingegangen. Vergeben wurde der Preis in drei Kategorien, Unternehmen mit bis 10, 50  und über 50 Mitarbeitern. Für die Laudatoren, die Bürgermeister der Orte, aus denen die Betriebe kommen, keine leichte Aufgabe. Sie mussten die Betriebe würdigen und beschreiben, durften aber deren Namen nicht nennen. Bei den Kleinstunternehmen ging der Preis an die Fläming-Malerei in Treuenbrietzen. Die Firma hat derzeit neun Beschäftigte, darunter einen Azubi. Ausgebildet wird dort jedes Jahr, wie Malermeister und Chef Manuel Schröder bestätigt. Man ist dort seit Jahren bemüht, flexible Arbeitsplätze zu schaffen. Das hat sich besonders in den Zeiten von Corona bewährt, so konnten die Angestellten neben der Arbeit auch ihre Kinder betreuen. Zusätzlich wurde die Software des Betriebs in eine gesicherte Cloud geladen, damit die Büromitarbeiter auch von zu Hause aus arbeiten können. Ein Vorbild für alle und ein Zeichen, dass es auch in kleinem Rahmen geht, meinte auch Bürgermeister Michael Knape.

Der Preis für Firmen mit bis 50 Beschäftigten ging an den Sanddornhof Petzow. Manuela Saß, Werders Bürgermeisterin, fühlte sich bei der Laudation in das Spiel „Tabu“ hineinversetzt, wo man bestimmt Begriffe nicht verwenden darf. Gerade hat man dort die Wochenarbeitszeit reduziert, wie Juniorchefin Dorothee Berger in ihren Dankesworten mitteilte. Schon lange gibt es im Betrieb Familienteilzeit, Angebote für den Gesundheitsschutz, ermäßigtest Essen und neuerdings auch ein Lastenfahrrad für die Mitarbeiter. Selbst in Pandemiezeiten wurden Praktikumsplätze angeboten. Keine Grüne Woche verging ohne ein neues Produkt. Und dass sich die Azubis dort wohl fühlen, zeigt ein Film, den diese zur Brandenburger Landpartie gedreht haben. „Jeder Vorschlag der Mitarbeiter zählt“, so Dorothee Berger.

Der Preis für Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern ging an die REWE Regionalzentrale in Teltow. Mehr als die Hälfte der Angestellten sind Frauen, dazu kommen derzeit sieben Azubis. Für letztere gibt es einen extra Ansprechpartner im Unternehmen. So kommen die jungen Leute immer wieder mit eigenen Ideen. Jetzt wollen die ein Kochbuch gestalten, in das jeder Lehrling Rezepte aus seiner Heimat einbringen soll. Ein Top Thema im Betrieb ist die Gesundheitsförderung, bei dem die Angestellten die verschiedensten Angebote nutzen können. Dazu gehören Sportangebote, aber auch ein eigenes Feriencamp. „Nicht die Häuser, die Menschen machen die Stadt“, so Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt. Und der Name der Firma REWE wird im Ort oft genannt.

In diesem Jahr gab es jedoch noch einen weiteren Preis. Der Sonderpreis aus dem Büro für Chancengleicheit, Vielfalt und Senioren des Landkreises ging nach Treuenbrietzen. Ausgezeichnet wurde die Schneidermeisterin Diana Pflug, die während der Laudatio sehr bewegt auf ihrem Stuhl saß. Vorgeschlagen wurde sie von der Gesamtschule Treuenbrietzen. „Manchmal sind es die kleinen Begegnungen, die später eine große Bedeutung habe“, so Lehrerin Kathrin Burmeister. Sie war begeistert von Diana Pflugs Arbeiten und konnte sie für eine Arbeitsgemeinschaft an der Schule gewinnen. So konnte die über 20 Jahre lang selbstständige ihre Erfahrungen an die Kinder weiter geben. Und dabei ging es nicht nur darum, einen Knopf annähen zu können. Unter anderem wurden in der AG auch Dekorationsartikel für Seniorenheim und Kindergarten angefertigt. „Es ist schön, einen Dank zu bekommen“, so Diana Pflug sehr emotional in ihren Dankesworten.

Der Unternehmerpreis ist mit 1.000 Euro dotiert, zusätzlich gibt es einen Imagefilm für das Unternehmen, einen Pokal und einen Aufkleber für die Fahrzeuge. In der Datenbank der Arbeitsagentur wird die Firma extra als familienfreundlich gekennzeichnet.

Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion. Dort Informierten Julia Hölzel als Vertreterin der Geschäftsleitung REWE und Azubi Felix Bredgen vom Sanddornhof über die Arbeit in ihren Betrieben und gaben Anstöße für andere Unternehmen.

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