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Mauersegler im Fläming

Niemegk. Laien verwechseln die Mauersegler oft mit Schwalben. Letztere haben jedoch eine weitaus ausgeprägtere Schwanzgabel. Die Flügel der Mauersegler sind eher schwungvoll gebogen. Sie überwintern, wie auch die Schwalben, in wärmeren Gefilden. Kommen sie im Frühjahr zurück, sind sie auf der Suche nach Nisthöhlen. Früher waren das oft Scheunen oder auch unrestaurierte Kirchen, in denen sie Schlupflöcher fanden.“Das gibt es heute kaum noch, so dass die Mauersegler wenige natürliche Lebensräume haben“, erklärt Helma Kipsch von der Naturwacht. Viele Gebäude sind restauriert oder abgerissen. Deshalb werden die Vögel nun mit Nisthilfen bei der Aufzucht ihrer Brut unterstützt, denn sie gehören zu den geschützten Arten.

Mauersegler sind schon rekordverdächtig. Außerhalb der Brutzeit verbringen sie 10 Monate fast nur in der Luft. Selbst zum Schlafen landen sie nicht. Im Sturzflug erreichen sie Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h. Während sie schlafen beträgt die Fluggeschwindigkeit etwa 23 km/h. Sie fliegen dann ich Höhen zwischen 400 und 3600 Metern. Um Nahrung zu finden, steigen sie bis zu 4000 Meter in die Höhe. Mauersegler können über 20 Jahre alt werden, erreichen aber im Schnitt nur das 5. Lebensjahr. Ein Brutpaar kann an einem Tag 50 Gramm Futter herbeischaffen, was etwa 20.000 Insekten oder Spinnentieren entspricht. Täglich können sie etwa die Strecke von Rostock bis Saarbrücken zurücklegen, das sind zirka 830 Kilometer. Pro Jahr fliegen sie schätzungsweise 190.000 Kilometer, also knapp fünfmal um die Erde.

Durch einen verletzten Mauersegler wurde die Naturwacht darauf aufmerksam, dass sich die Vögel vermehrt in und um Niemegk aufhalten. So wurde bereits bei der Sanierung der Schule darauf geachtet, den Vögeln Brutmöglichkeiten zu bieten. Auch in der Görzker Kirche gibt es eine große Kolonie. Dort wurden bereits in Eigeninitiative Nisthilfen gebaut und angebracht. Jetzt stellte die Getränkefirma Höhne aus Niemegk die Wand einer Lagerhalle dafür zur Verfügung. Das Projekt sollte ursprünglich mit der Niemegker Schule umgesetzt werde, was aber nicht geklappt hat, weiß Astrid Höhne zu berichten. Deshalb ist sie jetzt auf die Naturwacht zugegangen. Deren Mitarbeiter waren sofort begeistert von der Idee und organisierten die Nisthilfen, die von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark gesponsert wurden. Angebracht wurden sie von Schülern aus Waldenburg in Sachsen. Die Zehntklässler sind auf ihrer letzten Exkursion vor dem Realschulabschluss in Baitz untergekommen und setzen dort verschiedene Projekte um. Ähnliches haben sie auch schon in der Sächsischen Schweiz gemacht. Dort haben sie Wege beräumt und Bänke winterfest gemacht. In Baitz bauten sie zusätzlich Meisenkästen und brachten diese zwischen Niemegk und Werdermühle selber an. Eigentlich haben sich die Jungen und Mädchen eine Abschlussfahrt etwas anders vorgestellt, aber nur Halli-Galli war auch nicht das Richtige. So macht diese Kombination aus beidem den Schülern Spaß, denn natürlich haben sie auch freie Zeit zum Feiern.

Ein bisschen Geschick brauchten die Schüler aber schon beim Anbringen der Nisthilfen. So wurde vorher genau geschaut, welche Kästen wohin sollten. Akkuschrauber und alles andere nötige Material hatte Katrin Mielsch im Gepäck. Mit Hilfe eines Steigers, den die Firma Elektro-Niemegk kostenlos samt Fahrer zur Verfügung gestellt hatte, ging es in luftige Höhe. „Wir waren froh über dieses Angebot“, so Helma Kipsch und Katrin Mielsch, „so sind uns keine zusätzlichen Kosten entstanden.“

Letztendlich mussten die Nisthilfen noch beschriftet werden. Jedes Flugloch bekam sozusagen eine Hausnummer. „So können wir kontrollieren, welche Kästen besetzt sind“, erklärt Helma Kipsch. Das macht ein Monitoring über mehrere Jahre möglich, um so die Neuansiedlung der Mauersegler zu kontrollieren. Astrid Höhne wird sicher öfter nach den Nisthilfen schauen. Mitte bis Ende Mai könnten die ersten Vogelfamilien eingezogen sein, dann beginnt die Brutzeit. Platz ist an der Hallenwand nun für 15 Brutpaare. Und der Ort ist günstig, denn die Sonne zieht im Laufe des Tages um das Gebäude herum, so dass es nicht zu heiß wird.

Um Mauersegler anzuziehen, greifen manche Menschen zu ganz ungewöhnlichen Methoden. „Sie bringen Nisthilfen an und spielen dann in Dauerschleife eine CD mit Mauerseglergeschrei ab“, weiß Katrin Mielsch zu berichten. Und teilweise hat das sogar schon geklappt.

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