Klimaschutz für Wiesenburg

Wiesenburg. Seit 2021 gibt es in Wiesenburg eine Klimaaktionsgruppe. Entstanden ist diese im Zuge des Flämingstammtischs, der regelmäßig in Mal´s Scheune stattfindet. Dort kam auch oft das Thema Klima im Landkreis zur Sprache.

Die Gruppe besteht derzeit aus zehn Mitgliedern. Wolf Hingst hat nicht unbedingt den Hut auf, aber er zeichnet für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Der 53-Jährige lebt seit etwa einem Jahr mit seiner Familie in Wiesenburg. Er kommt aus Berlin und hat dort im Marketingbereich gearbeitet. Aber nach und nach wuchs in ihm der Wunsch, herauszukommen aus der Konsumgesellschaft. So hängte er seine Karriere an den Nagel und zog aufs Land. „Ich wollte dort leben mit einem Garten und dort mein eigenes Gemüse anbauen“, erzählte er. Schon viele Jahre hatte er sich auch in Berlin für Umwelt und Nachhaltigkeit engagiert. Das führt er auch in seiner jetzigen Tätigkeit bei einer Umweltstiftung fort.

Lange war auf dem Land Klima und Umwelt nicht so sehr Thema. Auf den ersten Blick wirkt immer alles wunderschön, aber nur, wenn man nicht zu tief bohrt. Der zweite Blick zeigt, dass im Vergleich zu früher doch einiges im Argen liegt. „Wir tragen doch Verantwortung“, so Wolf Hingst, „zum einen für die Natur und zum anderen für nachfolgende Generationen.“

Dieser will die ganze Aktionsgruppe Rechnung tragen und bei der Umsetzung des Klimaschutzes helfen. Wichtig ist der Gruppe, in der Bevölkerung ein Klimabewusstsein zu entwickeln. Als sich alle das Klimakonzept des Landkreises ansahen, waren sie hoffnungsfroh. Das sei doch schon mal was, sagten sich alle. „Das Konzept ist jedoch in gewisser Weise nur ein Feigenblatt“, so Wolf Hingst. Denn passiert sei nicht viel.

Nach Barbara Ral hat auch ihre Nachfolgerin, Andrea Spangenberg, als Klimaschutzbeauftragte des Landkreises das Handtuch geworfen. Die Blockaden innerhalb von Politik und Verwaltung sind offensichtlich so stark, dass selbst das moderate Klimaschutzkonzept, dass der Landkreis bereits 2018 verabschiedet hatte, völlig ausgebremst wurde. “Angesichts der ständig deutlicher werdenden Dramatik von Klimakrise und Artensterben ist das schlichtweg ein Skandal”, stellt die Klimaaktionsgruppe Wiesenburg fest. “Auch im laufenden Landrats-Wahlkampf spielt Klimaschutz bislang so gut wie keine Rolle – dabei geht es hier doch um das Überlebensthema der Menschheit”, ergänzen die Mitglieder.

Der brandaktuelle Sachstandsbericht der scheidenden Klimaschutzmanagerin Andrea Spangenberg zeigt die Versäumnisse überdeutlich: Von 44 Maßnahmen sind nach drei Jahren nur zwei umgesetzt, nur vier befinden sich in Umsetzung. Neun weitere wurden lediglich begonnen. Drei Maßnahmen sind komplett entfallen. Alle anderen 33 wurden noch gar nicht angefangen. Damit stellt der fachlich fundierte und detaillierte Sachstandsbericht auf 446 Seiten dem Landkreis und insbesondere den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung ein Armutszeugnis aus.

Die Klimaschutzgruppe möchte nun die Verwaltung unterstützen. Sie setzt große Hoffnungen auf den neuen Landrat, der am Wochenende gewählt wird. Von ihm erwarten sie, dass er das Thema Klimaschutz ernst nimmt und sich an gefasste Beschlüsse hält. Die Gruppe ist jederzeit offen für gemeinsame Gespräche. Und Ideen gibt es auch schon. An vielen Stellen kann man Themen nämlich auch verbinden. Die Schaffung des Umweltbewusstseins fängt schon in der Schule an, also im Bildungsbereich. Auch Mobilität ist ein großes Thema und damit die Stärkung des ÖPNV. Ebenso können neue Wohnkonzepte zur besseren Klimabilanz beitragen. „Man sollte überlegen, ob nicht auch eine gemeinsame Erzeugung von Wärme und Energie möglich ist“, so Wolf Hingst. Ähnliches wird ja schon in Baitz erfolgreich praktiziert. Auch gibt es Überlegungen in Richtung Artenschutz, wie das Thema Agrarforst.

„In vielen Dingen können wir auf dem Land viel von dem lernen, was früher war“, sagt Wolf Hingst. Und auch kleine Schritte und Maßnahmen können einen großen Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit leisten.

(Artikelfoto: Wolf Hingst mit Familie | Siehe auch: Pleite für Potsdam-Mittelmark – Klimaschutzkonzept gescheitert)

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2 Antworten

  1. Sehr guter Artkel. Ich habe bereits vor einigen Jahren erleben müssen wie der Landrat unsere mehrfache Initiative auf den Gebäuden des Landratsamtes eine Photovoltaikanlage errichten zu wollten zunichte machte und bekamen mehrfach zur Antwort darauf, dass der Landkreis Wichtigeres zu tun hätte obwohl wir auf das Klimakonzept des Kreise verwiesen haben.
    Die beiden Klimaschutzmanagerinen kenne ich seit Jahren recht gut und weiß, dass beide sehr engagiert sind und nur wegen der Blockade des Landrartes aufgegeben haben.
    Das muss sich jetzt mit der Neuwahl endlich ändern.
    U. Stahn

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