Zixdorf: Demo für besseren ÖPNV

Zixdorf. Gastfamilien ukrainischer Flüchtlinge und Bewohner der Dörfer Zixdorf und Garrey demonstrierten gemeinsam mit mehreren Bürgermeistern und weiteren Funktionsträgern am vergangenen Montag gegen den fehlenden ÖPNV. Obwohl ein Bus stündlich direkt durch Zixdorf fährt, hält dieser dort aber nicht an. Es waren knapp 30 Teilnehmer dabei. Die ukrainischen Familien waren mit Abstand auf dem Spielplatz, um keine Probleme zu bekommen.

„Wir waren sehr zufrieden mit der Aktion“, sagt Mitorganisatorin Gabriele Eissenberger. Jens Hinze, Bürgermeister von Mühlenfließ, war anwesend, Andreas Grünthal als Ortsvorsteher, und Pfarrer Daniel Geissler. Der Niemegker Bürgermeister, Achim Linthe, hatte alles mit vorbereitet, konnte aber krankheitsbedingt nicht teilnehmen. „Hoffentlich führt diese Aktion nun endlich dazu, dass der X2 künftig in Zixdorf halten wird, damit unsere ukrainischen Mitbewohner nun endlich regelmäßig zur Kita und zum Sprachkurs gelangen können“, so Gabriele Eissenberger. Matthias Hauss, Stadtrat von Wittenberg, sandte die besten Grüße. Durch ihn hält der Bus X2 nunmehr in Boßdorf, was ursprünglich auch nicht als Bushaltestelle vorgesehen war. Es geht also, wenn man will.

Seit nunmehr vier Wochen werden in den Dörfern Garrey und Zixdorf inzwischen vier Familien aus der Ukraine betreut, eine fünfte Familie wird erwartet. Die Familien fühlen sich wohl und integrieren sich im Laufschritt. Das größte Problem ist aber – neben der Einrichtung eines zertifizierten Sprach-und Integrationskurses – nunmehr die fehlende Verkehrsanbindung. Seit Mittwoch werden die drei ukrainischen Kinder im Kindergarten in Niemegk integriert, was aber bedeutet, sie und ihre Mütter müssen täglich von Garrey bzw. Zixdorf nach Niemegk und später wieder zurückfahren. Außerdem beginnt ab Montag nächster Woche der Intensiv-Sprachkurs ebenfalls in Niemegk für zwölf Erwachsene. Des Weiteren kommen Fahrten zu Behörden, Einkaufsgelegenheiten, Ärzten usw. hinzu.

Die einzige Verbindung von Garrey und  Zixdorf zur „Außenwelt“ ist der Schulbus. Er fährt morgens gegen 6:40 Uhr und dann erst wieder gegen 13:30 Uhr Richtung Niemegk. Aber Während der Schulferien sowie samstags und sonntags ist man völlig isoliert. „Das war für uns Dörfler bisher schon problematisch genug, beispielsweise für Mütter, die ihre Kinder nach Niemegk in die Kita bringen, doch durch den „Zuwachs“ mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen ist die Situation nunmehr untragbar geworden“, beklagt Gabrielle Eissenberger die aktuelle Lage. Da die betreuenden deutschen Familien fast alle außerhalb Garreys und Zixdorfs berufstätig sind, müssen immer wieder ausreichend Fahrer mit privaten PKWs gefunden werden, damit die ukrainischen Flüchtlinge Termine wahrnehmen können, was leider nicht immer gelingt.

Eine Abhilfe wäre jedoch möglich. Die Buslinie von RegioBus, die PlusBuslinie X2, fährt im Ein-Stunden-Takt von Bad Belzig über Niemegk, Zixdorf, Bossdorf, Kropstädt nach Lutherstadt Wittenberg. In dem Werbevideo hierzu (https://vimeo.com/546522842/c6b8e6020b) werden auch Bilder gezeigt, wie der Bus durch Zixdorf fährt, der Sprecher dazu:

„… fährt durch ländliche Regionen, die damit eine noch bessere Anbindung erfahren.“

Leider hält dieser Bus aber gar nicht in Zixdorf, obwohl Zixdorf über Bushaltestellen in beide Richtungen verfügt. Auf die Anfrage des Gemeinderatsmitglieds Gabi Eissenberger vom August 2021 lautete die ablehnende Antwort inhaltlich in etwa: Nach Fertigstellung der Baustellen auf der Bundesstraße 2, etwa Ende des Jahres 2022, werde der Bus dann über HohenwerbigZeuden – Kropstätt fahren. Die Zixdorfer sollten sich gar nicht erst an den Bus gewöhnen, sonst würden sie sich später ärgern, wenn er dort nicht mehr fahren sollte. In Sachsen-Anhalt hingegen war ein nachträglich eingeschobener Haltepunkt möglich: Die Bossdorfer haben es mit Hilfe eines Stadtrates geschafft, dass der Bus dort nun auch hält. „Dieser an sich tolle Bus X2 hält beispielsweise in Niemegk 4 x, in Lutherstadt Wittenberg sogar 12 x, dann müsste doch ein einmaliger Halt in Zixdorf möglich sein, damit unsere ländlichen Regionen endlich angeschlossen werden“, so Eissenberger. Dies wär für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge, für die Garreyer und Zixdorfer, aber auch für den sich entwickelnden ländlichen Tourismus ein großer Gewinn.

Die „Gasteltern“ der Ukrainer sowie deren Freunde, der Ortsbeirat und der Gemeinderat Rabenstein haben viele Schritte gemacht, damit der Busfahrer in Zixdorf auf die Bremse treten darf, und in den letzten Wochen, seitdem die Ukrainer bei uns Aufnahme gefunden haben, noch einmal die Aktivitäten verstärkt. Leider bisher noch keinerlei positive Antwort der Verantwortlichen. Die zentrale Forderung ist, dass der stündlich durch Zixdorf fahrende RegioBus X 2 künftig auch dort hält und weiter, vorausgesetzt, dass die Streckenführung der Buslinie nach Fertigstellung der Baustelle auf der B2 geändert werden sollte, soll der X2-Bus dann abwechselnd während einer Stunde die momentan genutzte Strecke, während der folgenden Stunde die möglicherweise später vorgesehene Strecke fahren.

Die ukrainischen Mitbürger nahmen nicht an diesem Protest teil. Man wollte deren Aufenthaltstitel nicht gefährden. Sie sind Deutschland gegenüber ohnehin sehr dankbar für die Aufnahme. Sie haben mit gebührendem Abstand verfolgt, wie die deutschen Mitbürger ihr in der Verfassung abgesichertes Recht wahrnehmen. Auch dies ist ein Stück gelebte Demokratie.

(Artikelfotos: (c) Demonstranten)

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