Malte Hein

Hoher Fläming: Kunstwanderweg wird digital

Klein Glien. Augmented Reality – was für ein Wort. Und für Menschen, die sich nicht so gut mit Internet und Digitalem auskennen, eher unverständlich. Aber so neu ist das Ganze gar nicht. Es bedeutet vereinfacht, dass in die reale Welt etwas Digitales eingefügt wird. Viele der jüngeren Internetnutzer kennen das schon vom Handyspiel „Pokemón Go“. Dabei werden kleine Figuren in bestimmte Standorte eingefügt, die dann gesammelt werden müssen.

Etwas Ähnliches soll nun mit dem Internationalen Kunstwanderweg passieren. Bereits vor etwa fünf Jahren hatte Janosch Dietrich, einer der Geschäftsführer des Coconat, die Idee, etwas Digitales in den Kunstwanderweg einzubauen und stellte diese Stefan Ratering vom Naturpark Hoher Fläming e.V. vor. Er fand sofort offene Ohren. Zum einen geht es darum, alles ein wenig der neuen Zeit anzupassen, zum anderen, auch jüngeres Publikum für die Kunst zu interessieren.

Dass es jetzt erst zur Umsetzung kommt, ist den nicht vorhandenen Fördermöglichkeiten geschuldet. Über Jahre hatte man versucht, eine Förderung zu bekommen – vergeblich. Erst durch die Corona Nothilfe, in der auch Kulturförderungen verankert waren, gab es jetzt grünes Licht für das Projekt. Auch der Naturpark verzeichnete während der Pandemie extrem rückläufige Besucherzahlen. „Alles wurde anstandslos und ohne große Nachfragen bewilligt“, freute Stefan Ratering.

Weiterhin positiv, dass sich auch die Technik in dieser Zeit weiter entwickelt hat. So kann alles auch von Leuten genutzt werden, die nicht so internetaffin sind. Allerdings ist ein Smartphone Voraussetzung, ebenso muss man eine entsprechende App herunterladen. „Wir wollten als Coconat schon von Anfang an mit smarten Lösungen Einfluss auf die Region nehmen“, sagte Janosch Dietrich. Dabei aber mit solchen, die speziell für den ländlichen Raum entwickelt wurden. Deshalb gibt es im Coconat neben ganz normalem Handwerk auch „völlig abgedrehtes digitales Zeug“, wie Dietrich schmunzelnd sagt.

Anna Momburg
Anna Momburg von “Wir zu Lande”wir zu

Philip Wilimzig von der Smart Village Solutions (SVS) erklärte auf dem kürzlich stattgefundenen Treffen zur Vorstellung des Projektes noch einmal, was AR (Augmented Reality) eigentlich ist. Man kennt es heute schon aus modernen Autos, bei denen zum Beispiel Daten auf die Windschutzscheibe projiziert werden und aus Computerspielen. Bekannt ist Philip Wilimzig durch die Entwicklung der Bad Belzig App. Über die soll auch der neue digitale Wanderweg erreichbar sein, gleich über einen Button auf der Startseite.

Wer keinen großen Datentarif hat, sollte sich die Informationen zu den Kunstwerken im Vorfeld herunterladen. Steht man nun vor dem Kunstwerk, öffnet sich eine Vollbildansicht. Ergänzt wird dieses nun durch Avatare der Künstler, die etwas zu ihrem Kunstwerk sagen. Es sieht dann so aus, als laufe der Künstler auf seinem Werk herum. Dazu müssen diese mit einem 3-D-Scanner eingescannt werden. „Eine große Herausforderung, da die Künstler auch aus dem Ausland kommen und nun alle abgeklappert werden müssen“, sagt Philip Wilimzig. Als zweites werden aber auch neue Kunstwerke geschaffen. Dazu läuft derzeit eine Ausschreibung, auf die sich Künstlerinnen und Künstler bewerben können, sagt Micaela Cecchinato, Kuratorin des Projektes.

Wie das dann alles aussehen soll, erklärte Malte Hein von der in Berlin ansässigen Werkstatt für Alles. Diese besteht seit 2017 und hat sich auf Sonderanfertigungen und Kleinserien aus allen Bereichen spezialisiert. Die Mitarbeiter sind nun Ideengeber für den analogen Teil des Ganzen. „Wir wollen einen möglichst schönen Hingucker hinsetzen“, so Malte Hein. Der Gedanke ist, ein Portal, also einen Eingang zu schaffen, welches den Wanderer auf den Weg schickt. Die Standorte dieser aus Holz gefertigten Portale stehen noch nicht hundertprozentig fest, aber es gibt Wunschlocations. „Wir möchten einen Gang schaffen zum Durchgehen mit vielen Infos“, so Malte Hein. Der Grundriss ist an das Logo angelehnt, am Ende des Ganges soll sich der Blick weiten. Beim Bau muss darauf geachtet werden, es möglichst witterungsbeständig und pflegeleicht zu gestalten. Wichtig für die Anwesenden war, dass irgendwo eine Erklärung angebracht wird, was das ganze bedeutet. Auch sollten die Erklärungen zu den Kunstwerken nicht zu trocken und akademisch sein, sondern eher spielrisch und humorvoll. Das Ganze soll spannend gestaltet sein, damit gerade auch bei Kindern die Neugier geweckt wird, sich auf eine kulturelle Schnitzeljagd zu begeben. Die Eröffnung des neuen alten Kunstwanderwegs ist für Dezember vorgesehen.

(Artikelfoto: Malte Hein erklärt, wie es aussehen soll)

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