Sitten und Bräuche bewahren – Der Trachtenverband zu Besuch in Rädigke

Rädigke. „Trachten vermitteln Identität und Heimatgefühl. Deshalb gehören sie nicht in Museen, sondern auf Straßen und Plätze.“, so der Vorsitzende des Mitteldeutschen Heimat- und Trachtenvereins (MHTV), Charles Koppehele. Der Verein ist ein Netzwerk der Heimat-, Volkstanz- und Trachtenvereinigungen der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Die Bewahrung der regionaltypischen Trachten, der Volkstänze und der traditionellen Kleidung sowie die Bewahrung regionaler Sitten und Bräuche stehen im Vordergrund des Vereins.

Der Gasthof Moritz in Rädigke diente als Örtlichkeit der jährlichen Jahreshauptversammlung des Vereins. Die aktuelle Flämingkönigin Dörte Breidenbach erschien zur Veranstaltung in ihrer Flämingtracht. „Flämingtrachten sind keine Kostüme, sondern Kultur, die es zu erhalten gilt“, so Breidenbach.

Anschließend führte Bernd Fredrich die zirka dreißig Delegierten der unterschiedlichen Vereinigungen des MHTV durch Rädigke und brachte den in unterschiedlichsten Trachten gekleideten Gästen mit seinem schier unendlichen Repertoire an Gedichten die Geschichte des Ortes näher, zeigte die Dorfkirche und Teile des Literaturweges. Voller Hingabe und Leidenschaft rezitierte Fedrich literarische Werke auf witzige und charmante Art und Weise, die jedem ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Die Gäste zogen alle Blicke auf sich mit ihrer Kleidung aus vergangenen Jahrhunderten. Frauen mit Rock, Bluse, Schürze, Schultertuch und Haube in unterschiedlichsten Farben und Männer mit Zylinder, Westen und Kniestrümpfen waren bisher selten in Rädigke zu sehen. Nordmanntrachten aus der Region Dessau um 1800, niedersorbische Trachten aus der Cottbuser Gegend, Elbauentrachten aus Torgau, bayrische Trachten vom Berliner Verein und viele andere Bekleidungen führten die Vielfalt der historischen Gewänder vor Augen. Ob für den Alltag, für die Arbeit oder für Festlichkeiten: für jeden Anlass gab es eine eigene Tracht.

Auch Liedermacher Ronald Heber aus Bad Belzig, authentisch gekleidet mit Weste, Kniehose und Dreispitz auf dem Kopf, eine Flämingtracht aus dem frühen 19. Jahrhundert als Hochzeitsbitter, nahm teil. Er singt und komponiert Lieder in der alten Sprache des Fläming Platt. Immer auf der Suche nach alten Wortsammlungen hält er die alte Sprache des Flämings am Leben und verbreitet sie mit seinen Auftritten.

Rädigke wurde kürzlich Zeuge traditionsbewusster und engagierter Vereine und ihrer Mitglieder, die auf Volksfesten und anderen Veranstaltungen die Trachten und alte Volkstänze zeigen und für deren Erhaltung einstehen. „Übereinstimmend musste leider festgestellt werden, dass ein großer Teil unserer Gruppen weder Kinder noch Jugendliche in ihren Reihen hat. Die Mitglieder werden immer älter. Manche Gruppen müssen ihre Aktivitäten einstellen beziehungsweise stehen kurz vor ihrer Auflösung.“, so Vorsitzender Koppehele. Jeder Heimat-, Volkstanz- und Trachtenverein des MHTV freut sich über neue Mitglieder, die mithelfen möchten, die regionalen Sitten und Bräuche für die zukünftigen Generationen zu bewahren.

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