“Was bewegt Dich?” – Interview mit Helga Holz aus Bad Belzig

Bad Belzig. Fläming 365 und Zauche 365 fragen 30 Menschen, was sie aktuell besonders bewegt. Unser Ziel ist eine Momentaufnahme des Denkens und Fühlens der Menschen in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der in der Folge auftretenden Probleme und Konflikte. Wir wollen Leserinnen und Leser zum eigenen Nachdenken anregen.

Interviewpartnerin bei diesem Interview ist Helga Holz. Sie ist 79 Jahre alt, lebt seit 2014 in Bad Belzig, war von 1989 bis ca. 2013 mit ihrem Partner Heinz-Hubert Menne als Sanierungsbeauftragte für Wiesenburg tätig.  sie beschäftigt sich mit Aquarellmalerei und aktuell vor allem mit Fotografie.

Ganz spontan gesagt, was beschäftigt Sie zurzeit?

Im Moment die Bürgermeisterabwahl in Bad Belzig. Ich habe eine Versammlung besucht, auf der  Bürger Ihre konkreten Erfahrungen mit dem Bürgermeister berichtet haben. So bestätigte sich bei mir ein Eindruck, den ich im Laufe der Zeit gewonnen hatte. Nämlich, dass es ihm an konkreten Visionen für die Stadt mangelt, was man an dem gerade wieder aktuell werdenden Thema, Bad Belzig als Gesundheitsstandort zu vermarkten, beobachten kann, denn darüber wurde schon seit Entstehung der Therme gesprochen. Aber passiert ist eigentlich wenig. Die Kombination Therme mit anderen Gesundheitsangeboten bietet sich dafür an, der Gesundheitsstandort muss in der Stadt sichtbarer sein, und er muss „gelebt“ werden, vielleicht gibt der „Heilort“ einen neuen Schub.
Irritierend war natürlich auch die Geschichte mit den „Stadtwerken“, wobei ich denke, dass es da nicht nur einen Schuldigen gibt. Da wurde anfangs viel mitgetragen. Und  eingestehen von Versäumnissen ist sicher auch nicht seine Stärke.

Wie denken Sie über den Krieg in der Ukraine?

Ich verfolge fast alle Artikel über den Krieg und versuche, Putin einzuschätzen. Ich denke, solange er an der Macht ist, wird er weiter draufhauen. Und er versucht, den Westen und die EU auseinander zu bringen, selbst wenn dazu das ukrainische Volk zerstört werden muss. Aber er hat wohl nicht damit gerechnet, dass man sich in der EU prinzipiell einig ist. Aber ich sehe auch einen Rattenschwanz, der hinterher kommt. Und viele Probleme, die dran hängen. Zum einen haben wir uns wohl zu stark in die Abhängigkeit vom Gas und Öl begeben. Im Moment sieht man auch Probleme bei Medikamenten, die nicht oder nur schwer lieferbar sind. Wir müssen uns unabhängiger machen, auch wenn es bisher noch gerade so funktioniert hat. Im Moment bleibt uns wohl nur, zu helfen, wo wir können.

Wie schätzen Sie den Landkreis ein?

Ich bin so froh, dass ich noch Auto fahren kann. Aber irgendwann wird der ÖPNV auch für mich ein Thema werden. So gibt es ja zum Beispiel keine Zugverbindung mehr nach Brandenburg. Man muss den Bus nehmen. Ich habe wegen einem Termin mal versucht, Verbindungen zu suchen. Mit dem Zug hätte ich über Berlin gemusst, und das mit dem Bus war mir zu kompliziert. Denn dann stehe ich am Busbahnhof und muss dort sehen, wie ich zu meinem Termin komme. In Bad Belzig ist den Menschen – glaube ich – deutlich mehr ins Bewusstsein gerückt, dass sie sich mehr einbringen müssen.
Teilweise sehe ich die Verwaltungen der Kommunen leicht überfordert. Bei manch großem Projekt
hakt es bei der Umsetzung.  Es gibt so viele gute Projekte, die müssen aber auch realisiert werden.

Und wie sieht es in Ihrem künstlerischen Leben aus?

Die Kunst war für mich immer ein Ausgleich zum beruflichen Leben. Seit meiner Kindheit habe ich gemalt. Erst ziemlich spät habe ich Aquarelle vor Ort gemalt, da bin ich fast jedes Jahr in ein anderes Land gereist. Oder ich habe mich ins Auto gesetzt und bin durch den Fläming gefahren. Wo es mir gefallen hat, hab ich angehalten und gemalt. Jetzt ist das Malen etwas in den Hintergrund getreten, da ich mich viel mit Fotografie beschäftige. Meine nächste Bild- und Klangreise ist vorbereitet und wartet auf ihre Aufführung. Es ist schön, das ganze Jahr damit beschäftigt zu sein.

Was bewegt Sie ganz privat?

Ich denke nicht über das Älterwerden nach, aber es fliegt mich manchmal an. Es gibt schon Situationen, wo ich sage: das geht nicht mehr. Aber ich lasse mich vom Älterwerden nicht negativ beeinflussen. Ich bin viel in der Natur, auf meinen Entdeckungstouren mit dem Fotoapparat entdecke ich die „Kunst in der Natur“, die Kleinigkeiten, die Details, das macht mich glücklich.
Ansonsten ist es für mich wichtig zu reflektieren: Warum bin ich wie geworden, was hat mich geprägt, was davon ist der jeweilige Zeitgeist, wie habe ich aus schwierigen Situationen herausgefunden etc. das Thema Resilienz! Das mache ich derzeit auch mit anderen in einer Frauengruppe.

Ich fühle mich sehr verbunden mit der Region und habe hier ich ja auch schon zahlreich Projekte mit initiiert.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Alle Was-bewegt-dich-Interviews auf Fläming 365 findest du HIER. Außerdem empfehlen wir dir auch die entprechenden Interviews auf Zauche 365)


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