Barrierefreiheit in Wiesenburg getestet

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Wiesenburg. Wer könnte in Wiesenburg/Mark die neue Barrierefreiheit besser testen als Betroffene selbst. Am vergangenen Dienstag trafen sich Bernd Putz, Präsidiumsmitglied des Allgemeinen Behindertenverbandes Brandenburg, und Monika Bark, Vorstandsvorsitzende des Behindertenverbandes Oberhavel, in Wiesenburg, um die neu gestalteten Wege und Zugänge runde um Schloss und Park auf ihre Tauglichkeit zu prüfen. Beide sind auf den Rollstuhl angewiesen. Begleitet wurden sie unter anderem von Mariana Siggel, die Lisa Weyhrich vom Büro für Chancengleichheit, Vielfalt und Senioren vertrat, und Stephan Wagner, Geschäftsleiter des Allgemeinen Behindertenverbandes Brandenburg.

Gisela Burmeister von der Verwaltung Wiesenburg, die hauptverantwortlich für die Baumaßnahmen war, erklärte, was alles getan wurde, um Menschen mit Beeinträchtigung die Wege um und in den Park zu erleichtern. Bernd Putz war sehr angetan, hatte er doch auch sehbehinderte Menschen im Blick. „Das ist gut gelöst mit den Wegen zum Park“, sagte er, „die Farbkontraste können sehbehinderte Menschen gut erkennen und das Material ist mit dem Rollstuhl gut zu fühlen.“

„Das Bewusstsein für barrierefreie Zugänge hat sich im Laufe der Jahre entwickelt“, bestätigte Gisela Burmeister. So erläuterte sie, wie die Kunsthalle umgestaltet wurde. Sie gehört nämlich zum denkmalgeschützten Ensemble, war früher Pferdestall und bis 2001 Turnhalle. Als die Gemeinde 2015 den Beschluss für ein Familienzentrum fasste, rückte sehr schnell die Kunsthalle in den Fokus. Jedoch waren umfangreiche Umbauarbeiten notwendig. Die Stufen am Eingang und der erhöhte Fußboden waren absolut nicht behindertengerecht und auch für Kinder und älteren Menschen schwer zu bewältigen. Jetzt ist alles auf einer Ebene, bis auf das Podest. „Da konnten wir nichts machen“, erklärte Gisela Burmeister, „darunter befindet sich ein altes Tonnengewölbe.“

Besichtigt wurden auch die Toiletten in der Kunsthalle. Hier gab Bernd Putz den Hinweis, dass die Behindertentoilette etwas zu tief angebracht sei. Als Lösung wird ein Toilettenaufsatz die Sitzfläche erhöhen. Der Umbau der Kunsthalle wurde mit 75 Prozent gefördert und kostete 795.000 Euro. Über den Hinterausgang ging es in den Park. Der neue Oberflächenbelag konnte von Monika Bark und Bernd Putz mit ihren Rollstühlen gut gemeistert werden. Auch hier hob Bernd Putz den Kontrast mit dem grünen Grasstreifen positiv hervor.

Das Teehäuschen wurde aufwändig saniert und hat nun eine Rampe für Rollstuhlfahrer. Die Außenterrasse war schon geplant. Der Gedanke mit der Rampe kam durch einen Zufall. „Ein Herr im Rollstuhl kam ins Rathaus und fragte, wo er denn einen Kaffee trinken könnte“, erzählte Gisela Burmeister:

„Ich schickte ihn zum Teehäuschen. Dann hab ich gedacht: was hast du da gemacht, der kommt doch gar nicht die Treppen hoch. Man bedenkt solche Sachen oft nicht, weil sie einen nicht selbst betreffen.“

So wurden 92.300 Euro in das Teehäuschen investiert und die neue Rampe wurde sogleich mit Erfolg getestet. “Die ist gut machbar, das Problem wurde gut gelöst“, so die beiden Rollstuhlfahrer.

Immer noch etwas kompliziert sind die abschüssigen Wege in und aus dem Park. Die Wege sind mit Granitsteinen und neuen Regenabläufen ausgebaut worden. Im Park selbst erfuhren die Gäste durch Parkleiter Ulrich Jarke etwas über die Parkgeschichte. Und, dass die japanische Lärche, die jedoch sehr durch die Trockenheit gelitten hat, die dickste in ganz Deutschland ist. Noch schlägt sie in den unteren Bereichen grün aus, aber irgendwann wird sie eingehen und auch nicht nachgepflanzt werden. Der neu angelegte Weg an den Grotten vorbei in den Park wurde gut angenommen. Etwas schwieriger gestaltete sich der Ausgang in Richtung Gaststätte. Da brauch man auf Grund der Steigung selbst mit einem Elektrorollstuhl etwas Hilfe.

Einige Dinge sind noch zu tun, andere konnten kurzfristig abgeändert werden. So hat das Café am Schlosstor nun auch einen barrierefreien Eingang, der Behindertenparkplatz ist kurz vor der Fertigstellung. Auch der Eingang an der Grundschule wird behindertengerecht hergerichtet.

Schwieriger ist die Situation am Bahnhof. Die DB Netz AG und die DB Station & Service AG hatten einen Vorschlag unterbreitet, wie der Zugang zum Bahnsteig in Richtung Berlin behindertengerecht hergestellt werden kann. Dabei hätte man vorher über die Schranken gemusst. Diesen Vorschlag lehnte die Gemeinde ab und stellte folgende Forderungen:

„Reisende und Pendler, welche die RE7 für die Verbindung in Richtung Berlin nutzen möchten, müssen den Weg von ca. 220 Meter auf sich nehmen und die Bahnschranke an der Bundesstraße überqueren. Ausgehend davon, dass man bei einem normalen Schritttempo ca. 4 Minuten für die reine Wegstrecke benötigt, liegen die Abfahrtszeiten gegenwärtig so weit beieinander, dass zusätzlich Zeit eingeplant werden muss um nicht vor den verschlossenen Schranken zu stehen, wenn der Zug Richtung Berlin im Bahnhof eintrifft. Aktuelle Abfahrt in Richtung Dessau in Minute 24 und Abfahrt nah Berlin in Minute 34. Auch wenn für die Fahrplangestaltung die Länder zuständig sind, ist dies bei der Planung eines solchen Vorhabens sehr wesentlich.

Deshalb bittet die Gemeinde um Verschiebung des Bahnsteiges in Richtung Park um ca. 90 Meter und die Planung eines separat beschrankten Bahnüberganges für Fußgänger und Radfahrer und um einen östlichen Treppenanschluss am Ende des nördlichen Bahnsteigs (Bahnhofsseite) als Ausgang zum Park.“

(Artikelfoto: Monika Bark)

 

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