Wiesenburg/Mark. Wohl noch nie stand das Thema Demokratie so sehr im Fokus der Menschen wie gerade jetzt. Dabei reichen ihre Anfänge bis weit in die griechische Antike zurück.
Schon damals gab es erste Mitsprachen des Volkes und Bürgerbeteiligungen. Natürlich nicht in dem Ausmaß und in der Form wie heute. Auch ist Demokratie nicht in allen Ländern eine Selbstverständlichkeit.
Aber wie kann man Demokratie künstlerisch darstellen? Darüber hat sich die Malerin Catarina Chietti lange Zeit Gedanken gemacht.
Catarina Chietti, die mit bürgerlichem Namen Katharina Brichetti heißt, malte anfangs meist Porträts, inzwischen auch Landschaften. Sie ist in Düsseldorf geboren und in Hamburg aufgewachsen. Sie studierte sowohl Architektur als auch Bildende Kunst in Hamburg. Seit 1998 lebt sie im Fläming in Borne, betreibt ein Architekturbüro und lehrt als Privatdozentin Baugeschichte an der TU Berlin. Als Malerin war und ist sie in zahlreichen Ausstellungen präsent.
Vor zwei Jahren wagte sich Catarina Chietti an größere Formate und komplexere Themen. „33 Frauen“, ihr erstes großformatiges Werk, würdigt bedeutende Denkerinnen, Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen in Geschichte und Gegenwart. Es hing ein Jahr lang im Frauenmuseum Bonn und wird nun in weiteren Museen gezeigt.
Catarina Chiettis neues Gemälde “33 Demokraten” knüpft an dieses Bild an, mit einem nun erweiterten Thema. Dazu hat sie sich lange mit der Geschichte der Demokratie beschäftigt, viele Bücher gelesen und recherchiert. Wann begann eigentlich Demokratie? Im Laufe der Recherchen kristallisierten sich Personen heraus, die sich besonders in ihrer Zeit für Demokratie eingesetzt haben. Aus diesen wählte Catarina Chietti 33 Persönlichkeiten aus, um sie fast analog zu „33 Frauen“, aufs Bild zu bringen. Dabei beschränkte sie sich nicht nur auf Politiker, sondern ihr Bild zeigt Philosophen, Künstler, Richter und ganz besondere Menschen. Sie hat das Bild ein bisschen in Sparten eingeteilt, so dass der Betrachter die Personen zuordnen kann. Den Hintergrund bildet Raffaels Gemälde „Die Schule von Athen“, das berühmte Philosophen und Wissenschaftler der Antike in einer Phantasie-Architektur darstellt.
Die Geschichte der Demokratie reicht weit zurück. Und sie war auch dort präsent, wo sie viele gar nicht vermuteten, wie bei den Irokesen, einem Indianerstamm Nordamerikas. Das „große Gesetz des Friedens“ ist das komplexe demokratische Statut eines jahrhundertealten Bundes von nordamerikanischen Irokesen-Nationen, mit Rechten für Männer und Frauen. Autoren der US-Verfassung wie Benjamin Franklin oder James Madison haben sich mit dem Bund der Irokesen und diesem Statut beschäftigt und wohl Ideen daraus aufgenommen. So sollen etwa die Bestimmungen zur individuellen Freiheit, zur föderalen Struktur, zur repräsentativen Demokratie und zur Gewaltenteilung von den Irokesen inspiriert sein. 1988 würdigte der US-Senat den Einfluss der Irokesen-Konstitution auf die US-Verfassung. „Wenn eine besonders wichtige Angelegenheit … die Gesamtheit der Nationen betrifft und großer Schaden droht, dann müssen die Abgeordneten der Konföderation die Angelegenheit der Entscheidung ihres Volkes vorlegen“, heißt es im Großen Gesetz des Friedens.
Nelson Mandela ist dagegen den meisten als Kämpfer für Recht und Freiheit bekannt. Er beschwor seine Anhänger: Geht lieber wählen und nicht kämpfen. Das Ergebnis ist bekannt, lange Zeit regierte seine Partei in Südafrika mit absoluter Mehrheit. Diese und viele andere interessante Fakten hatte Franz Mechsner zusammengestellt und präsentierte sie den Besuchern der Vernissage in der Alten Schule Wiesenburg am vergangenen Sonntag. Vorher gab er es einen kleinen Film über die Entstehung des Bildes und mit Gedanken der Künstlerin. Diesen hat Christine Boock, Filmemacherin aus Borne, gestaltet.
„Alles ist ein Gemeinschaftswerk zwischen mir und meinem Freund Franz Mechsner“, erklärt Catarina Chietti. Mechsner hat auch die Texte zur Ausstellung geschrieben, denn zu jeder dargestellten Person gibt es zusätzliche Informationen für den Besucher.
Der Grund für das Gemälde war nicht nur ein künstlerischer, wie Catarina Chietti erzählt. „Ich hab es auch für mich gemacht“, sagt sie. Viele negative Erlebnisse haben sie ermutigt, sich mit positiven Vorbildern zu beschäftigen. Aber das Bild zeigt gleichzeitig auch, wie viel Menschenleben Demokratie gekostet hat und auch noch kosten wird.
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