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Reppinichen und Reetz: Windkraft als Alternative

Reppinichen/Reetz. Überall kämpfen landwirtschaftliche Betriebe ums Überleben. Dabei spielen sowohl die klimatischen Bedingungen als auch der globale Markt eine Rolle.

Auch im Landgut Reppinichen versucht man, der Situation Herr zu werden und neue Geschäftsfelder zu erschließen, um weiterhin wirtschaftlich arbeiten zu können.

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Bürgerversammlung in der Fahrzeughalle

Kurz vor Weihnachten hatte Martin Bauer, Geschäftsführer des Landgutes, die Bürgerinnen und Bürger aus Reetz und Reppinichen zu einer Bürgerversammlung eingeladen, um ihr neues Konzept zur Windenergie vorzustellen. In der großen Fahrzeughalle wurden alle mit Würstchen, Getränken, Kaffee und Kuchen verwöhnt. Dabei erfuhren die Gäste auch viel über den Werdegang vom Landgut nach der Wende als auch von Martin Bauer selbst. Er ist mit der Landwirtschaft groß geworden und übt diesen Beruf mit Leib und Seele aus. Aber man hörte auch, mit welchen Schwierigkeiten landwirtschaftliche Betriebe zu kämpfen haben.

Gerade auf den Sandböden in Brandenburg macht sich der Klimawandel besonders bemerkbar. Bewässerung ist nicht überall möglich. Trotzdem werden inzwischen neben den herkömmlichen Marktfrüchten auch wieder Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut. Ob es letztere weiterhin geben wird, ist fraglich. Durch die Globalisierung des Handelsmarktes beziehen Zuckerfabriken ihre Rohstoffe viel preiswerter aus Übersee. Ungewiss ist auch, wie es mit dem Biogas weitergeht. Deshalb hat sich das Landgut perspektivisch mit erneuerbaren Energien, speziell der Windkraft beschäftigt. Auf der gut besuchten Veranstaltung stellte Planer Dr. Janis Meyerhof diese vor. Dabei betonte er ausdrücklich, dass die Pläne den Idealfall darstellen und noch überhaupt nichts in Stein gemeißelt ist. Denn viele Institutionen haben da noch ein Wörtchen mitzureden. Zum einen ist es die Gemeinde Wiesenburg/Mark  selbst, aber auch der Naturschutz. Zünglein an der Waage könnte die Bundeswehr mit dem Truppenübungsplatz in Altengrabow sein. Trotzdem wollte Martin Bauer schon jetzt auf die Einwohner der betroffenen Orte zugehen, denn das Areal für die Windräder betrifft sowohl Reppinichen als auch Reetz.

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Martin Bauer

Für die meisten stellte sich natürlich die Frage: Was haben wir davon? In der Planung ist ein Batteriespeicher mitgedacht worden. Dadurch kann man die Stromversorgung auch bei Windflaute sicher stellen. Dass die Bürger durch die Stromproduktion entlastet werden, ist ein wichtiger Bestandteil des Plans. Nicht unerheblich sind auch die Steuereinnahmen für die Gemeinde. Es wurden auch Zahlen genannt, die dem Idealfall entsprechen. Mit diesen jedoch jetzt schon zu hantieren, würde irritieren. Letztendlich trifft die Gemeinde die Entscheidung. Martin Bauer war es jedoch auch wichtig, die Bürger von Anfang an mitzunehmen. Er bot sogar an, mit Interessierten einen Ort zu besuchen, wo solche Anlagen stehen und die Einwohner dort inzwischen damit im Einklang sind.

Die Gäste trieben eine Menge Fragen um. Werden die Grundstückspreise beeinträchtigt? Wie ist das mit dem ständigen Blinken, welches man oft sieht? Das könnte nerven, aber inzwischen hat sich auch die Windtechnik weiter entwickelt. Die Räder blinken nur noch, wenn sich ein Flugobjekt nähert. Für viele essentiell – wie beeinflussen Windräder die Gesundheit der Bewohner? Auch wenn es bisher keine wissenschaftlich tragfähigen Untersuchungen dazu gibt, werden die Bedenken ernst genommen. Auch der Naturschutz wird nicht außer Acht gelassen, im Gegenteil. Die Naturschutzbehörden haben bei solchen Projekten ein enormes Mitspracherecht. Auch kam die Frage auf, ob eintausend Meter Abstand zur Wohnbebauung zu nah sind, welche Beeinträchtigungen es durch die Geräusche und den Schattenwurf gibt. Für all das werden Gutachten in Auftrag gegeben und gegebenenfalls die Pläne entsprechend angepasst.

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Dr. Janis Meyerhof

Aber es gab auch viele positive Wortmeldungen. Alle spüren im Moment die hohen Energiepreise in ihrem Portemonnaie. Die Energiewende ist eingeleitet und die wird kosten. Ob der Klimawandel durch solche Projekte aufzuhalten ist, kann natürlich niemand vorhersagen. Aber man macht sich schon Sorgen über die Versorgungssicherheit. Dafür sind Kompromisse auf allen Seiten unumgänglich. Auch kam die Frage auf, warum Windräder und keine Solarpark? Dieser war bereits vor vielen Jahren Gespräch. Die Frage beantwortete Dr. Janis Meyerhof recht einfach: Windenergie hat eine ganz andere Effizienz und es wird weniger Fläche versiegelt, denn rundherum können weiterhin Feldfrüchte angebaut werden.

Letztlich stellte sich die Frage, welches Mitspracherecht die Bürger haben. „Eine hundertprozentige Zustimmung wird es sicher nicht geben“, so Bürgermeister Marco Beckendorf. Aber für das Projekt braucht es einen Beschluss der Gemeindevertretung. „Es wird kein positives Votum geben, wenn die Bürger gemeinschaftlich dagegen sind“, so Beckendorf. Dazu hält sich die Gemeinde an die Aussagen der Ortsbeiräte, die dazu mit ihren Einwohnern beraten werden. Wichtig ist den Bürgern, dass die Gewinne in den Orten bleiben, die betroffen sind, also Reetz und Reppinichen. Man könnte eine Stiftung ins Leben rufen, so der Vorschlag. „Wir werden für diese Orte etwas einplanen“, versprach Martin Bauer. Ehe aber wirklich die ersten Anlagen stehen, werden noch einige Jahre ins Land gehen.

Alle vertrauen jetzt darauf, dass die genannten Gedanken, Einwende, Bedenken, Befürchtungen oder Vorschläge auch sorgfältig bedacht und geprüft werden. Mit seinem zeitigen Weg an die Öffentlichkeit ist Martin Bauer auf jeden Fall den richtigen Schritt gegangen und hat so viel Sympathie gewonnen.

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