KZ-Außenlager Roederhof, Förderkreis Roederhof, Bad Belzig

Bad Belzig: Der Förderkreis Roederhof informiert – Briefe zum Jahreswechsel

Bad Belzig. Auch im Dezember 2024 haben wir an die Freundinnen und Freunde des Förderkreises Roederhof einen Jahresbrief geschickt. Wir erhielten zahlreiche beachtenswerte Antworten. Diesmal kam sogar ein neuer Kontakt hinzu.

Marcel Torfs, er ist der Sohn von Clara Draulans, die das Belziger Lager überlebte, hatte Guillaume Leys-Aerts Informationen übermittelt. Wenn sich Helena Rens bei ihrer Teilnahme am Gedenken im Grünen Grund an die Teilnehmenden wendet und über das Schicksal ihrer Familie spricht, erwähnt sie immer auch ihren Onkel Frans Aerts, der am 22. Dezember 1944 im Lager Dora ermordet wurde. Damit ist die Familie Guillaume Leys-Aerts die 3. Familie, die in verwandtschaftlicher Beziehung zu Maria Aerts steht. Maria Aerts verstarb am 24. April 1945, wenige Tage vor der Befreiung, in der Krankenbaracke des KZ-Außenlagers Roederhof.

Helena Rens und Guillaume Leys sind nicht die einzigen, die die Schicksale ihrer Angehörigen im Faschismus erforschen. Nicole Hooper, geb. Levy, schreibt:

„Ich versuche immer noch, den Ruheort meiner Mutter zu finden, und werde keine Ruhe geben, bis ich ihn gefunden habe“.

Ihre Mutter, Jean Marie Pois verh. Levy, hat sie nie kennen gelernt. Sie und ihr Zwillingsbruder waren erst drei Monate alt, als die im Widerstand tätige Mutter am 15. Mai 1944 in Lyon verhaftet wurde. Über Ravensbrück kam sie ins Lager Roederhof, genannt „das Lager des langsamen Todes“. Im Totenbuch der evangelischen Kirche Belzig ist ihre Beerdigung für den 29. November 1944 eingetragen – Ursache „Lungenentzündung“. Mehrere Male wurden die sterblichen Reste umgebettet. Eine endgültige Ruhestätte der Mutter konnte Nicole Hooper bisher noch nicht ermitteln.

Lucienne Metzeler, sie war 17 Jahre alt, als sie zusammen mit ihrem Vater, der Mitglied der Résistance war, verhaftet wurde. Auch sie kam nach einer Odyssee durch Gefängnisse über Ravensbrück nach Belzig. Schwer verwundet überlebte sie das Lager. Sie nannte es „Pflicht zur Erinnerung“, wenn sie als Zeitzeugin mit Jugendlichen sprach und sie nach Deutschland begleitete. Am 3. Mai 2006 nahm sie am Gedenken im Grünen Grund teil. Danach erzählte sie ihr Schicksal Jacques Palange. Er schrieb es auf. Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Fläming-Gymnasiums übersetzten diese Dokumentation gemeinsam mit ihrer Lehrerin Britta Freydank. 2017, am 30. August 2017, verstarb sie mit 90 Jahren. Der Kontakt mit ihrer Tochter Josette besteht bis heute, und was sie uns auf unseren Jahresbrief antwortet, fordert auch von uns „Plicht zur Erinnerung“:

„Mama war davon überzeugt, dass der Faschismus ein Comeback erleben würde, dass die Menschen keine Lehren aus der Vergangenheit gezogen hätten und dass wir einen dritten Weltkrieg erleben würden. Ich hoffe aufrichtig, dass diese Prophezeiung niemals wahr wird. Aber das üble Biest ist zurück! Lasst uns weiterhin mit aller Kraft dagegen ankämpfen. Zu Ehren meines Großvaters – Buchenwald und Dora und meiner Mutter – Ravensbrück und Belzig.“

Alessandra und Maurizio, die Kinder von Sonia Libera Metlika, sie verstarb 2024 kurz nach ihrem 96. Geburtstag, schreiben:

„Es ist bewegend, was im Jahresbrief steht, aber zeigt auch, wie hartnäckig und ausdauernd wir den Diskurs über die Erinnerung weiterführen; die Erinnerung an diejenigen, die ihr Leben gaben oder auf andere Weise litten, damit wir frei leben können. Inzwischen sind unsere Helden von damals fast alle tot, und es liegt nun an uns, nicht zu vergessen, was war. Wir sehen eine gewalttätige und missbrauchte Gesellschaft, in der es immer weniger Respekt und Teilen gibt. Aber diese Welt, die auseinanderdriftet, möchten wir hoffen, dass sich etwas ändert und dass die Menschen verstehen, dass dies nicht der Weg zu einer gerechten und freien Welt ist. Möge das Jahr 2025 das Jahr des echten Wandels sein!“

Annemie Peiffer, die Tochter von Helena Rens, bedankt sich für den Brief:

„Meine Mutter wird auf jeden Fall bei der Gedenkfeier am 5. Mai 2025 anwesend sein. Wenn es mein Zeitplan zulässt, würde ich auch gerne daran teilnehmen.“

Ausnahmslos alle bedanken sich in Ihren Briefen, dass wir das Geschehen am Rande unserer Stadt nicht in Vergessenheit geraten lassen, erst recht nicht im 80. Jahr nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus.

Auch Anne Catherine del Marmol, Tochter von Marie-Luise del Marmol, sie wurde in 16 Tagen im Lager zu Tode gequält, schrieb uns einen Brief. Sie schickte eine Abhandlung zu den Kindern der Opfer und den Kindern der Täter. Aber dieser Brief fordert eine tiefere Betrachtung zu einem späteren Zeitpunkt.

(Inge Richter, Förderkreis Roederhof | Artikelfoto: Familienbild der Familie Aerts)

Jahresbrief 2024 des Förderkreises Roederhof

Bad Belzig, Dezember 2024

Liebe Freundinnen und Freunde

in Frankreich, Belgien, Italien, England und Deutschland,

am 3. Mai fand im Grünen Grund wieder eine beeindruckende Gedenkveranstaltung statt. Die Schuldirektorin des Fläming-Gymnasiums, Kathrin Wiencek, sprach zu den Anwesenden, eingedenk der aktuellen Situation in der Welt, in der Kriege wieder ein Mittel der Politik geworden sind! Die Schülerinnen mit ihrer Musiklehrerin Frau Galle sangen das inzwischen zum immateriellen Weltkulturerbe erklärte Lied der „Moorsoldaten“ und Effi Görisch sprach über die Entstehung, Verbreitung und Bedeutung dieses Liedes. Aus Belgien war wieder Helena Rens, diesmal in Begleitung ihrer Tochter Annemie, angereist. Sie mahnte, nicht nachzulassen, im Gedenken an die Opfer während der dunklen  Zeit des  Faschismus.

Wenige Wochen nach dem Gedenken erhielten wir aus Triest von den Kindern die traurige Nachricht, dass die letzte überlebende Frau des Außenlagers Roederhof, Sonia Libera Metlica, kurz nach ihrem 96. Geburtstag verstarb. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken bewahren und auch künftig den Kontakt mit ihrem Sohn Maurizio und seiner Frau Alessandra pflegen.

Das Jahr 2024 war ein besonders ereignisreiches.

Im Mai hatte ich die Gelegenheit, vor den Chronisten unseres Landkreises über die Arbeit des Förderkreises zu berichten und anschließend mit ihnen die Gedenkstätte im Grünen Grund zu besuchen.

Mehrere Male wurde der Gedenkspaziergang durchgeführt und natürlich auch am Weltfriedenstag, dem 1. September.

Am 8. September gedachten wir des 80. Todestages von Marie-Louise del Marmol. Sie war für ihren Mann, Jean del Marmol, Mitorganisator des belgischen Widerstandes, als Geisel genommen worden. In nur 16 Tagen wurde sie im Außenlager Roederhof des KZ Ravensbrück zu Tode gequält.

2025 jährt sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, der kampflosen Übergabe der Stadt Belzig und der Befreiung der 72 Frauen, die in der Krankenbaracke überlebt hatten, durch die Soldaten der Roten Armee. Für dieses bedeutende Gedenken treffen wir uns am 5. Mai 2025 im Grünen Grund und würden uns freuen, wenn wir auch Sie an diesem Tag begrüßen könnten.

Wir bleiben Ihnen treu verbunden und wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesundes Weihnachtsfest. Möge es endlich 2025 gelingen, Konflikte in der Welt mit Diplomatie und nicht mit Waffen zu lösen. Die Toten mahnen!

Mit den besten Grüßen – auch vom Bürgermeister Dr.-Ing. Robert Pulz,

Ihre Inge Richter, Vorsitzende des Förderkreises Roederhof

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Eine Antwort

  1. Ich bin beeindruckt vom Wirken des Förderkreises. Bitte macht weiter so. Es ist heute wichtiger denn je!
    Danke, danke, danke!!!

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