Bad Belzig, Wiesenburg.Wie haben gerade Frauen die Zeit der Wende und ihre Folgen erlebt? Während in der DDR die berufstätige Frau normal war, war nun plötzlich alles anders.
Das interessiert auch die Initiatorinnen eines Dialogs zwischen Frauen aus Ost und West. Zu ihnen gehört auch Helga Holz. Das Format der Dialoge war ihr vertraut. Darüber ist sie ständig im Gespräch mit anderen über aktuelle Probleme. Der Rechtsruck macht ihr derzeit besonders Sorgen.
Viele Menschen aus der ehemaligen BRD können die Situation der Frauen aus der DDR nach der Wende nicht wirklich nachvollziehen und verstehen. Das wollen Helga Holz, Anne Haedke, Ellen Uloth, Ingelor Schwarz und Claudia Heinz ändern. Sie haben einen Dialog zwischen den Frauen geplant – und nur zwischen Frauen.
Ausschlaggebend war dafür eine Begegnung, die Helga Holz in Wiesenburg hatte. Dort erzählte ihr eine Frau über die Herausforderungen der Wende und den Schritt in die Selbstständigkeit ihres Mannes. Mit Tränen in den Augen gab die Frau dann zu, dadurch ihre Kinder vernachlässigt zu haben. „Man hat gar nicht so mitbekommen, welche Dimensionen das hatte“, sagt Helga Holz immer noch berührt von dem Erlebnis. Jetzt will sie mit ihren Mitstreiterinnen die Situation von damals sichtbarer machen. Dabei geht es zum einen um das gegenseitige Zuhören, vor allem aber darum, Gefühle auszudrücken, denn die Fakten sind jedem bekannt.
So planen die fünf Frauen aus dem Fläming einen Bürgerinnen-Dialog mit Frauen aus Ost und West unter dem Motto:
„zusammenwachsen – zusammen wachsen“.
„Der Fläming mit seinen vielen Zugezogenen aus dem Westen bietet sich dazu an wie sonst kaum eine andere Region“, meint Ingelor Schwarz. Es sei an der Zeit, die gesamtdeutsche bzw. immer noch deutsch-deutsche Entwicklung zu reflektieren und fortzuführen, auch und vor allem im Hinblick auf demokratische Strukturen und Chancen der politischen Beteiligung. Denn gerade die gesellschaftliche Situation von Frauen habe sich in den beiden deutschen Staaten sehr unterschiedlich entwickelt:
„Uns ist bewusst, dass infolge der „ungleichen Vereinigung“ die meisten in der DDR aufgewachsenen Frauen viel mehr Veränderungen zu bewältigen hatten und haben als Frauen in der BRD!“
Alle fünf Initiatorinnen leben seit Jahrzehnten in Brandenburg bzw. Berlin; zwei von ihnen sind hier groß geworden. Sie alle sind neugierig, mehr von den unterschiedlichen Erfahrungen zu hören und wünschen sich, auch miteinander wirksam zu werden.
In Bürgerinnen-Dialogen soll ein gemeinsamer Prozess angestoßen werden:
„Wir möchten Frauen in einem geschützten Raum ermutigen, ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten.“
Dazu werden jeweils vier Frauen, nach Möglichkeit je zwei aus Ost und West, ansonsten nach dem Zufallsprinzip, an einem Tisch zusammengebracht. Es geht um „Reden und Zuhören“, deswegen spricht jede ca. fünf Minuten, die anderen hören nur zu. Zu Beginn wird es dazu einen kurzen Impuls geben, aus dem Fragen hervorgehen, die dann von Moderatorinnen an die Teilnehmerinnen gestellt werden. Wenn alle gesprochen haben, wechselt die Besetzung der Tische, eine neue Frage wird gestellt und nacheinander beantwortet. Zum Schluss gibt es ein gemeinsames Gespräch mit allen Beteiligten, in dem die wichtigsten Ergebnisse der Dialoge festgehalten werden.
Dieses Format kann zwei- bis dreimal wiederholt werden. Beginn ist am Weltfrauentag, am Samstag, dem 8. März, 16 bis 19 Uhr in Mal’s Scheune, Wiesenburg. Eine zweite Veranstaltung schließt sich an am Samstag, dem 22. März, 16 bis 19 Uhr, im Kulturzentrum Bad Belzig. Bei Bedarf wird es auch einen dritten Bürgerinnen-Dialog geben. Träger des Projektes ist ZIF e.V. unter Leitung von Renate Kassner. Ein gestellter Förderantrag wurde leider abgelehnt. Jetzt übernimmt die „Partnerschaft für Demokratie“ zumindest die anfallenden Sachkosten. Alles andere geschieht ehrenamtlich.
„Unser Ziel und damit Wunschvorstellung ist, dass als Ergebnis eine Gruppe von Frauen mit Lebenserfahrungen aus beiden ehemaligen deutschen Staaten zustande kommt, die sich regelmäßig und kontinuierlich trifft und auch öffentlich aktiv wird, um den Prozess des „Zusammen-Wachsens auf Augenhöhe“ weiter voran zu bringen“, so die Initiatorinnen.
Interessierte Frauen können sich weiter informieren unter 033841/388 154 (Ingelor Schwarz) oder
033841/456 380 (Helga Holz).
Anmeldung zur Teilnahme in Mal`s Scheune unter:
mals-scheune@gmx.de
(Artikelfoto: v.l.nr. Anne Haedke, Helga Holz, Ellen Uloth, Ingelor Schwarz, Claudia Heinz)
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2 Antworten
Wow! Richtig tolles Projekt.
Hört sich sehr interessant an. Ich möchte am 22.3. dabei sein. Gruß Liane.