Bad Belzig. 182 Schulen in Deutschland tragen den Namen „Geschwister Scholl“. Damit ist es der dritthäufigste Schulname.
Auch die Grundschule in Bad Belzig trägt diesen Namen. Zum Gedenken an den 80. Todestag der beiden Widerstandskämpfer fanden zwei Gedenkveranstaltungen statt – direkt am Todestag, dem 22. Februar, eine öffentliche und am Montag eine ganz eigene der Schule selbst.
Dazu waren viele Gäste eingeladen. Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen zeigten zu Beginn ein Theaterstück. Geschrieben wurde es von David Wolf, Lehrer für Deutsch und Mathematik an der Schule. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich mit dem Leben von Hans und Sophie Scholl auseinandergesetzt. Lange hat man überlegt, ob man dieses Stück aufführt, denn es besteht aus Zitaten von Personen des öffentlichen Lebens. Und diese Zitate haben es in sich, richten sie sich doch gegen Demokratie und Freiheit. Dazu haben die Lehrer im Vorfeld mit den Kindern darüber gesprochen, damit nichts mißgedeutet wird.
Die Zitate wurden von einigen Schülern von der oberen Etage in den Raum nach unten buchstäblich geschrien. Unten antworteten die anderen mit Zitaten aus den Flugblättern der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der die Geschwister Scholl angehörten. Denn „Nie wieder“ ist jetzt.
So war das Stück nicht nur beeindruckend aufgeführt, sondern machte aus nachdenklich. Den Abschluss des Programms bildete das Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“ von Marlene Dietrich. Danach ging es hinaus zum Gedenkstein. Paarweise legten die Schülerinnen und Schüler eine weiße Rose nieder, wie anschließend auch die anwesenden Gäste.
„Mit dieser Veranstaltung wollen wir gedenken, erinnern, aber auch mahnen, Verantwortung zu übernehmen“, so Lehrer Philipp Creutzburg, der durch die Veranstaltung führte.
Hans und Sophie Scholl wurden in München von Nationalsozialisten am 22. Februar 1943 hingerichtet. Sie hatten als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ Flugblätter gegen den Nationalsozialismus verteilt. Am 18. Februar 1943 wurden sie in der Münchner Universität festgenommen, weil sie ein Flugblatt vor den Hörsälen im Hauptgebäude ausgelegt hatten. Dabei wurden sie von einem Hausmeister beobachtet, der sie bei der Gestapo denunzierte. Der 24-jährige Hans Scholl und seine drei Jahre jüngere Schwester Sophie gehörten zu den Gegnerinnen und Gegnern des Nationalsozialismus. „In einem Staat rücksichtsloser Knebelung jeder freien Meinungsäußerung sind wir aufgewachsen“, hieß es im beschlagnahmten Flugblatt:
„Es gibt für uns nur eine Parole: Kampf der Partei!“
Die beiden Geschwister Hans und Sophie Scholl gehörten nicht von Anfang an zu den Gegnern des NS-Regimes. Hans Scholl war während seiner Gymnasialzeit in Ulm ein Anhänger der NSDAP. Im März 1933 trat er in die Hitlerjugend (HJ) ein und wurde gegen den Willen seiner liberal-protestantischen Eltern „Fähnlein-Führer“. 1935 nahm er am „Reichsparteitag“ in Nürnberg teil. Auch seine Schwester Sophie glaubte in ihrer Schulzeit an den Nationalsozialismus, trat 1934 dem „Bund Deutscher Mädel“ (BDM) bei und stieg zur Gruppenleiterin auf.
Zu einer ersten Distanzierung der Geschwister vom NS-Regime kam es, als Hans Scholl Ende 1937 von der Gestapo für zwei Wochen inhaftiert wurde, da er in Ulm eine Gruppe gegründet hatte, die sich an der verbotenen „Bündischen Jugend“ orientierte und die bedingungslose Unterordnung in der HJ ablehnte. Auch Sophie Scholl wurde wegen der bündischen Aktivitäten ihres Bruders von der Gestapo vernommen. Die beiden wendeten sich in der Folge immer weiter vom Nationalsozialismus ab. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen schrieb Sophie Scholl ihrem Freund, dem Berufsoffizier Fritz Hartnagel:
„Sag nicht, es ist fürs Vaterland!“
Nach ihrer Verhaftung am 18. Februar 1943 in der Universität wurden Sophie und Hans Scholl einzeln verhört. Zunächst stritten sie alle Vorwürfe ab. Sophie Scholl legte erst ein Geständnis ab, als sie am nächsten Morgen um vier Uhr früh erfuhr, dass ihr Bruder gestanden habe. Die Gestapo hatte inzwischen die Schreibmaschine entdeckt, auf der die Matrizen für die Flugblätter getippt worden waren. Die Gestapo bot Sophie Scholl im Verhör an, sie könne der Todesstrafe entgehen, wenn sie sich von ihrem Bruder distanziere. Doch sie lehnte ab:
„Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte.“
Bereits am 22. Februar 1943 wurde Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst der Prozess vor dem Volksgerichtshof gemacht. Richter Roland Freisler verurteilte die drei Angeklagten wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung“ zum Tode. Noch am selben Tag wurden Sophie und Hans Scholl im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet.
Quelle: www.bpb.de
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