Orgelweihe in Reetz

Wiesenburg/Mark, Reetz. Gespannt warteten alle am vergangenen Sonntag auf die ersten Klänge der Reetzer Orgel nach der Sanierung. Eigentlich sollte die Orgelweihe schon viel früher erfolgen. Aber die große Trockenheit machte allen einen Strich durch die Rechnung. Dadurch zieht sich das Holz zusammen, was wiederum Auswirkungen auf die Luftströme hat, erklärte Kantor Winfried Kuntz. Noch am Donnerstag war Orgelbauer Hüfken noch einmal vor Ort, um einige Reparaturen vorzunehmen. Es klappte auch alles gut, bis zum letzten Musikstück. Da trat wiederum ein Fehler auf, so dass der letzte Choral nicht gespielt werden konnte, die Pedale waren nicht mehr bespielbar. Wie groß der Einfluss der extremen Witterung ist, war schon beim Reetzival im September zu spüren. Kirchenmusikerin Adelheid Flemming bemühte sich redlich, der Orgel schöne Töne zu entlocken. Letztendlich wurden die sogenannten Heuler in die Improvisationen mit eingebaut. Da fragte sich auch Pfarrer Stephan Schönfeld zu Recht, ob dem Herrn das Wasser ausgegangen wäre. Trotzdem wurde die Orgel feierlich eingeweiht, Kinder stellten in einem Psalm die Orgelpfeifen dar. Begleitet wurde der Gottesdienst vom Gemeindechor Wiesenburg.

Die Orgel in Reetz

Die Orgel in der Reetzer Kirche ist etwas Besonderes und kann zu Recht als „alte Dame“ bezeichnet werden, denn sie ist 113 Jahre alt. Sie wurde 1904 von Orgelmeister Johann Eifert aus Stadtilm gebaut. Dieser hat 20 Instrumente in unserer Region gebaut, die Reetzer Orgel gehört zu den größten. Es handelt sich um ein Orgelwerk mit 15 klingenden Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. 1975 wurde die Orgel, von der Firma, Gebr. Voigt aus Bad Liebenwerder saniert und repariert.

Bei dieser Orgel handelt es sich um ein ganz besonderes Exemplar, was es unbedingt zu erhalten gilt. Sie ist eine der wenigen pneumatischen Orgeln der Region. Gewöhnlicher weise funktioniert  eine Orgel mechanisch. Das bedeutet: wenn man eine Taste oder ein Pedal an der Orgel betätigt öffnet man dadurch direkt das Ventil der Orgelpfeife und ein Ton erklingt. Diese Eigenschaft führt dazu, dass man beim betätigen der Taste oder des Pedals einen größeren Widerstand überwinden muss. Je größer die Orgel umso größer der Widerstand. Dies ist bei der Reetzer Orgel nicht so. Wenn man hier eine Taste oder ein Pedal betätigt wird ein Luftstrom freigesetzt, welcher das Ventil öffnet. Aus diesem Grund spielt sie sich selbst, trotz ihrer Größe, leicht wie eine Feder. Diese Orgelbauweise ist sehr selten  und macht diese Orgel zu einem besonders wertvollen Instrument. Reparaturen an dieser Orgel sind aus besagtem Grund auch sehr kostenintensiv.

Die Sanierung der Reetzer Orgel

Mit Hilfe von Fördermitteln des Landes, der Mittelbrandenburgischen Sparkasse und des Vereins „Miteinander-Füreinander“ konnte im vergangenen Jahr endlich die Sanierung der Orgel in Angriff genommen werden. Dabei beteiligte sich ein anonymer Spender in nicht unerheblichem Maße an der Instandsetzung. Etwa 32.000 Euro kostete Die Sanierung. Pfarrer Schönfeld zeigte eine Reihe von Fotos von der Sanierung. Die Orgel wurde sozusagen in ihre Einzelteile zerlegt und jedes Stück sorgfältig gereinigt.

Die Natur selbst liefert die Materialien für eine Orgel, nämlich Holz, Leder und Zinn. Wie viele andere auch, musste die Reetzer Orgel ihre Zinnpfeifen 1914 für den Krieg zur Verfügung stellen. Nun lagen alle Orgelpfeifen fein säuberlich sortiert in der Kirchen zum reinigen. 783 Stück hat die Reetzer Orgel davon, die kleinste ist 5 Zentimeter lang, die größte 3 Meter. Wie viele Pfeifen so eine Orgel hat, kann ganz einfach berechnet werden. Ausschlaggebend sind dafür die Anzahl der Register und der Pedale. Durch die Mitarbeit von freiwilligen Helfern konnten etwa 3000 € an Kosten eingespart werden. Thekla Schönfeld, Erhard Loth und Florian Jakubowski waren an vielen Tagen mit dabei und versorgten die Mitarbeiter der Orgelbaufirma mit Mittagessen.

Einweihungsgottesdienst für die Reetzer Orgel

Nun erfüllt die „Alte Dame“ endlich wieder die Reetzer Kirche mit ihrem Klang. Der Einweihungsgottesdienst wurde gleichzeitig als Erntedank gefeiert. Obwohl selbst Pfarrer Stephan Schönfeld das in diesem Jahr etwas schwerfiel beim Blick über die trockenen Felder und die Not der Bauern, die kaum noch Viehfutter haben. Da sei es schon traurig, wenn man Gottes gute Schöpfung nicht entsprechend behandelt, so Schönfeld und spricht dabei den Klimawandel an. Und ärgert sich dabei über die Aussagen eines Donald Trump, der den Klimawandel als eine Erfindung der Chinesen betrachtet oder AFD-Chef Alexander Gauland, der meint, es gäbe ihn zwar, aber man könne nichts dagegen tun. Trotzdem war der Altar der Kirche mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen bunt gestaltet. Viele hatten aus ihren Gärten gespendet, die Spenden gehen im Nachhinein an das Hospital „Zum Heiligen Geist“ in Bad Belzig.

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