Migration früher und heute

Bad Belzig. Das Thema Einwanderung ist nicht neu in Brandenburg. Bereits im 12. Jahrhundert in der Zeit der Gründung des Landes unter seinem „Gründervater“ Albrecht dem Bären, kamen viele Flamen, Holländer und Rheinländer in die Region, besonders in den Fläming. Ab dem 17. Jahrhundert kamen Hugenotten aus Frankreich, Schweizer, Böhmer und Russen dazu. Nach dem 30 jährigen Krieg war die Bevölkerung stark dezimiert und Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) beschritt mit seiner Einwanderungspolitik zukunftsweisende Wege, denn das Land musste wieder aufgebaut werden und dazu fehlten einfach die Leute.

In einer Wanderausstellung der Europa-Union können sich Interessierte im Landratsamt von Potsdam-Mittelmark über die Anfänge der Zuwanderung und Integration informieren. Diese wurde am vergangenen Montag durch Wolfgang Balint, Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg, und Landrat Wolfgang Blasig eröffnet. Zwei Wochen lang sind die Ausstellungstafeln dort zu sehen.

„Wir waren mit der Ausstellung an über zehn Orten“, so Wolfgang Balint. Um mehr mit dem Publikum in Kontakt zu kommen, zeigt man die Ausstellung tageweise auch in Einkaufszentren wie der Sankt-Annen-Galerie in Brandenburg und dem A10 Center in Wildau.

Die Probleme mit der Einwanderung haben sich kaum geändert. „Als die Hugenotten kamen, sagten die Potsdamer Einwohner: Was wollen die denn hier, die klauen und unsere Arbeitsplätze“, erzählt Balint aus der Geschichte. Aber die Region ist auch stark durch die frühe Einwanderung geprägt, man denke nur an das Holländerviertel in Potsdam. Die Flamen brachten eine zur damaligen Zeit „agrarpolitische Revolution“ in den Fläming. Sie führten die Dreifelderwirtschaft ein, brachten den Wendepflug mit und Erfahrungen im Brunnen bohren.

Auch heute besteht zu ihnen noch eine besondere Beziehung. „Im Jahr 2009 fand die einzigartige Planwagentour mit 22 Kaltblütern von Brügge in Belgien nach Brück im Fläming statt. Der historisch nachempfundene Treck, der insgesamt acht Wochen unterwegs war, legte dabei mehr als 1.200 Kilometer zurück. Von Brügge führte die Tour nach Magdeburg, dort spaltete sich der Treck in eine Nord- und eine Südroute auf. Die “Titanen on Tour” bewegten sich auf den Spuren der Einwanderer, die einst von Flandern in den Fläming kamen.“ (Quelle: Titanen on Tour) Wolfgang Balint hat diesen Treck teilweise begleitet und schwärmt noch heute von den Eindrücken.

Er vertritt wie viele andere die Ansicht, wer berechtigt ist, soll auch bleiben dürfen und integriert werden. Das beruhe jedoch auf Gegenseitigkeit. „Die Urangst überall ist die vor dem Fremden“, so Balint. Das zeigte sich auch schon in früheren Jahrhunderten. So gab es die erste Mischehe eines Hugenotten mit einer Nicht-Hugenottin erst in der dritten Generation.

Auch Landrat Wolfgang Blasig findet es wichtig, sich damit zu beschäftigen, wo unsere Wurzeln liegen und welche Chancen wir auch mit der Migration haben. Das zeigt sich besonders im Grenzgebiet zu Polen. Dort pendeln viele Arbeitnehmer von der einen Seite zur anderen und auch die Kitas freuen sich über die Auslastung. Viele hätten ohne die Kinder aus Polen schon schließen müssen und die Kinder haben den Vorteil, zweisprachig aufwachsen zu können.

„Ich hoffe, dass die Bürger die Ausstellung aufnehmen und ins Nachdenken kommen“, so Blasig. Das kam schon Heino Gericke vom AAfV Potsdam Mittelmark. Er betrachtete interessiert die Tafeln, hat er doch als Verantwortlicher für Migration und Sozialarbeit im Verein täglich mit dem Thema zu tun. Betreut werden vor allem diejenigen über einen gewissen Zeitraum, die bereits aus dem heim ausgezogen sind. Und das vor allem bei Themen wie Schule, Kita und Gesundheit.

Wolfgang Balint zieht ein eindeutiges Fazit:

„Migration ist kein neues Thema in Brandenburg. Sie war schon damals nicht leicht und braucht seine Zeit, ist aber zum Wohle aller gelungen. Weder damals noch heute geht es darum, unbeirrt alle Grenzen zu öffnen, sondern den Menschen, die berechtigt hergekommen sind, eine Perspektive zu geben, aber auch in deren Herkunftsländern Bleibeperspektiven zu öffnen.“

Dabei erfordere es aber immer Toleranz und gegenseitigen Respekt, aber auch die Beachtung klarer Regeln.

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