María Cecilia Barbetta, Steffen Gommel, Fläming Bibliothek, Flämingbibliothek

Fläming Bibliothek in Rädigke: Eine besondere Tasse für einen außergewöhnlichen Abend mit María Cecilia Barbetta

Niemegker Land, Rädigke. Wieder einmal gibt es einen wunderbaren, gleichermaßen literarisch und sprachlich anspruchsvollen wie gemütlichen Abend am wohlige Wärme ausstrahlenden Kachelofen in der Fläming Bibliothek in Rädigke zu erleben. Der Vorsitzende des Bibliotheksvereins, Steffen Gommel, hat sich die Argentinierin María Cecilia Barbetta eingeladen, die seit 1996 in Berlin lebt. Ihr Roman „Nachtleuchten“, um den es am Freitag Abend in Rädigke geht, schaffte es im vergangenen Jahr immerhin auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. „Er gehört damit zu den sechs besten Romanen 2018“, wie Gommel stolz verkündet. Gommel organisierte für den S. Fischer-Verlag die Lesetour der Autorin durch Deutschland.

María Cecilia Barbetta, Steffen Gommel, Fläming Bibliothek, Flämingbibliothek
María Cecilia Barbetta und Steffen Gommel,

Als er Barbetta fragte, ob sie auch zu ihm nach Rädigke kommen würde, brauchte diese nach eigenem Bekunden „nur eine Minute, um ‚Ja’ zu sagen“. Vor elf Jahren war sie schon einmal in der Fläming Bibliothek gewesen, damals mit ihrem Erstwerk „Änderungsschneiderei Los Milagros“.

Barbetta wuchs in Ballester auf, einem Viertel von Buenos Aires, in dem auch ihr neuer Roman spielt. Sie ging auf eine deutsche Schule und studierte Deutsch. Im Jahr 1996 kam sie mit einem Künstlerstipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes nach Berlin, wo sie im Jahr 2000 promovierte. Anschließend arbeitete sie an der Viadrina in Frankfurt (Oder). Als sie arbeitslos wurde, entdeckte sie eines Tages das Werbeschild

„Änderung von Damen
Kinder-, und Herrenkleidung“.

Die fehlenden Satzzeichen inspirierten sie zu einer Geschichte, die zu ihrem ersten Roman heranwuchs. Seit 2005 lebt sie als freie Autorin, und damit ist man auch schon mittendrin im Duktus des Abends in Rädigke. Er dreht sich viel um Sprache und Wortspiele, um argentinische Geschichte und um den Schaffensprozess einer Schriftstellerin.

„Ich liebe den Begriff ‚freie Autorin’“, sagt die Schriftstellerin mit den langen, schlanken Fingern, „überlegen Sie einmal, was das bedeutet, ‚frei’ zu sein.“ Der Begriff „frei“ bedeutet ihr viel. Im Roman verschwindet ein Z, und aus „Zimmer frei“ wird „immer frei“, ein Wortspiel, das natürlich so nur im Deutschen funktioniert. „Ich lebe und schreibe in zwei Welten“, sagt die Künstlerin dazu. Meine Handlung spielt im spanischsprachigen Argentinien, doch meine Protagonisten sprechen deutsch.

Die deutsche Sprache eröffnet ihr neue Möglichkeiten, die sie in ihrer Muttersprache nicht hat: „Die Muttersprache klebt an mir, die Fremdsprache schafft Distanz, aus der man mehr sieht, sagt Barbetta und ergänzt:

“Alles ist neu, ich gehe auf Entdeckungen.“

Dabei war ihre erste Begegnung mit dieser Sprache gar nicht einladend. Als ihre Mutter sie zum deutschen Kindergarten brachte, unterhielten sich dort zwei Erzieherinnen lebhaft. „Mutter, warum streiten die Frauen“, fragte die kleine María Cecilia. Ihre Mutter antworte:

„Die streiten nicht, die sprechen deutsch.“

Doch inzwischen fragte sie ein Taxifahrer in Buenos Aires schon einmal, woher sie den komme, sie spreche Spanisch so langsam und klar.

María Cecilia Barbetta, Fläming Bibliothek, Flämingbibliothek
María Cecilia Barbetta ind der Fläming Bibliothek

In Rädigke begeistert sie mit ihrem Deutsch das Publikum, z.B. Rita Winkler und ihre Freundin Barbara Gebauer, die extra aus Wittenberg zu der Veranstaltung in die Fläming Bibliothek gekommen sind:

„Sie haben eine so blumige Sprache, es ist wunderbar, Sie zu hören.“

Barbetta freut sich über das Lob: „Sprache muss Spaß machen, doch“, setzt sie hinzu, „nichts an der Sprache ist selbstverständlich.“ Wenn sie schreibt, liest sie das Geschriebene immer laut:

„Oft entscheidet bei mir der Klang über eine Wort.“

María Cecilia Barbetta, Fläming Bibliothek, Flämingbibliothek
María Cecilia Barbetta im Gespräch mit Zuhörerinnen

Der Roman selbst handelt in den beiden Jahren 1974 und 1975 vor der blutigen Militärdiktatur. In drei ineinander verwobenen Geschichten erzählt er davon, was mit den Menschen in dunklen Zeiten passiert, mit denen, die nicht in den Kampf ziehen. Es geht um die Angst, die die Menschen spüren. Wer mehr wissen möchte, der sollte es machen wie viele der Gäste in Rädigke und sich den Roman kaufen.

María Cecilia Barbetta, Fläming Bibliothek, FlämingbibliothekZum Schluss der außergewöhnlichen Literaturlesung bekommt Barbetta noch ein besonderes, extra für sie angefertigtes Geschenk. Bei ihrer ersten Lesung in Rädigke hatte sie eine Teetasse bekommen:

„Meine Lieblingstasse, die ich täglich nutze.“

Jetzt erhält sie eine zweite, diesmal mit dem aufgemalten Romantitel „Nachtleuchten“. Im Gästebuch verspricht sie, das nächste Mal schneller, nämlich schon in vier Jahren wiederzukommen:

„Das Design gefällt mir so gut, dass ich gern ein ganzes Service zusammen bekommen möchte.“

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