Linke Spitzenkandidaten zu Besuch in Wiesenburg

Wiesenburg/Mark. Der Wahlkampf in Brandenburg geht in die heiße Phase. Auch für die Spitzenkandidatin der LINKEN Kathrin Dannenberg. Etwa 2000 Kilometer hat sie mit ihrem Team inzwischen quer durchs Land zurückgelegt. Am vergangenen Donnerstag war die Politikerin gemeinsam mit Direktkandidatin Claudia Sprengel zu Besuch in der Gemeinde Wiesenburg. Dort hatte DIE LINKE am Nachmittag ihr rotes Wohnzimmer auf dem Goetheplatz in Wiesenburg aufgebaut, um mit den Einwohnern ins Gespräch zu kommen und zu hören, was diese gerade im ländlichen Raum bewegt.

Bereits am Vormittag waren Kathrin Dannenberg und Claudia Sprengel zu Besuch im „Domizil Leuchtturm“ in Reetz.

Der Hof in Reetz ist eine pädagogisch-therapeutische Wohngruppe mit insgesamt 9 Plätzen für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 21 Jahren, die aufgrund ihrer besonderen Sozialisationsbeeinträchtigung zur intensiven Förderung eine individuell differenzierte engmaschige Betreuung erhalten. Die Betreuung erfolgt rund um die Uhr. Der Reetzer Hof bietet familienanaloges Zusammenleben. Die innewohnenden Betreuer leben mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam auf dem Hof. Zum Betreuerteam gehören erfahrene Erzieher, Dipl.-Sozialpädagogen und Dipl.-Psychologen, die die jungen Menschen speziell unterstützen. Im Gemeinschaftsleben erfolgt die individuelle Förderung der Betreuten entsprechend ihren Fähigkeiten in den Bereichen Hauswirtschaft, haushandwerkliche Tätigkeiten, Gartengestaltung und Sportaktivitäten. (Quelle: https://www.domizilleuchtturm.de/index.php?id=69)

Da Kathrin Dannenberg selbst aus dem pädagogischen Bereich kommt, konnte sie viele der Probleme gut nachvollziehen. Der Leiter der Einrichtung, Matthias Elischer, gab einen kurzen Einblick in die Arbeit der Pädagogen und Erzieher. Derzeit finden auf dem Hof Baumaßnahmen statt, damit dort die Verwaltung einziehen kann. Außerdem sollen dort drei Appartements für betreutes Einzelwohnen entstehen. Denn das Wohnungsproblem ist eines der hauptsächlichen, mit denen man sich im Domizil auseinandersetzen muss. Matthias Elischer bezeichnet die Kinder und Jugendlichen mehr als Grenzgänger. „Nicht behindert zu sein heißt noch lange nicht, dass derjenige voll am Leben teilnehmen kann“, so Elischer. Die meisten brauchen auch weiterhin Unterstützung. Man betrachtet jeden einzelnen individuell. Und Wohnungen sind in der Region knapp. Auch Bürgermeister Marco Beckendorf kann da im Moment nicht helfen, denn die meisten Häuser sind Privateigentum. „Meist wird das Gespräch sofort abgebrochen, wenn die Leute hören, für wen wir eine Wohnung suchen“, so Matthias Elischer. Aber Marco Beckendorf ist offen dafür, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, sollte der Umbau des alten Sozialgebäudes des Drahtwerkes in Wiesenburg gelingen.

Ein weiteres Problem, dass aber alle Einwohner betrifft, ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Das erfuhr Claudia Sprengel am eigenen Leib. Sie besitzt keinen Führerschein und macht alle ihre Touren über den ÖPNV. Will sie dann in die zugehörigen Ortsteile, steht sie vor einem Problem. Es gibt fast keine Verbindungen dorthin. Auch das Domizil Leuchtturm hat damit seine Probleme und zusätzliche Kosten, denn die Jugendlichen müssen zum Bahnhof gefahren und wieder abgeholt werden, wenn sie auswärts zur Schule oder in die Lehre gehen. „Das kostet Zeit und Geld“, so Matthias Elischer.

Das Problem wurde auch schon oft im Kreistag angesprochen, erklärt Astrid Rabinowitsch als Abgeordnete, bisher wurde keine Lösung gefunden. Man nehme den älteren Menschen die Mobilität und entmündigt sie, schlägt Matthias Elischer in dieselbe Kerbe. Die normalen Buslinien müssen unbedingt über den Bahnhof führen, sind sich alle einige. „Man braucht dazu flexible Modelle“, so Kathrin Dannenberg, „die Fahrer müssen ordentlich vergütet werden, wenn sie ehrenamtlich tätig sind, wie beim Rufbus und das Geld darf nicht auf Hartz 4 Bezüge angerechnet werden.“ Astrid Rabinowitsch ist schon fast verzweifelt. „Wir beackern das Thema seit zehn Jahren und bekommen keine Mehrheit im Kreistag. Wir kommen uns schon vor wie Wanderprediger“ sagt sie. Da ein Großteil der Abgeordneten aus Teltow und Kleinmachnow kommen, haben diese damit natürlich keine Probleme und können die Situation kaum nachvollziehen.

Kathrin Dannenberg interessierte sich auch für die Zusammenarbeit mit Jugendämtern und Schulen und für die „Personalpolitik“. Man sei bezüglich der Jugendämter in Potsdam-Mittelmark recht gut aufgestellt, so Matthias Elischer. Das Problem läge eher darin, qualifiziertes Personal zu finden, denn das sei das wichtigste Bindeglied zwischen den Jugendlichen und Schule bzw. Lehrbetrieb. Allerdings wird vieles über Projekte realisiert, die eine begrenzte Laufzeit haben. Außerdem gibt es dabei kaum Vollzeitstellen, sondern etwas Anstellungen für 20 Stunden die Woche. Das sei es natürlich schwer, geeignete Leute zu finden, der wer möchte schon jedes Jahr auf dem Schleudersitz sitzen. Auch Kathrin Dannenberg hält solche Verträge schon fast für sittenwidrig. Und auch für die Kinder ist es nicht gut. Haben sie gerade Vertrauen gefasst, ist derjenige schon wieder weg. Das ist wohl auch ein Grund, warum das Domizil Leuchtturm selbst Erzieher und Sozialpädagogen ausbildet um sich so geeignetes Personal heranzuziehen. Außerdem werden Praktika angeboten und auch Stellen für den Bundesfreiwilligendienst. Auch Bürgermeister Marco Beckendorf kennt das Problem in der Gemeinde für Schulsozialarbeiter und Jugendkoordinatoren. Gern würde er die Leute selbst einstellen, der Landkreis wollte jedoch eine Trägervielfalt. Obwohl er mit der AWO als Träger zufrieden ist, wäre im wohler, wenn er die Stellen selbst besetzen könnte.

Matthias Elischer hat jedoch eine Forderung: Die Ausbildung muss kostenfrei werden. An den hauptsächlich privaten Ausbildungsstätten muss nämlich dafür gezahlt werden.  Da wollen Kathrin Dannenberg, Claudia Sprengel und auch Astrid Rabinowitsch als Kreistagsabgeordnete ansetzen. Der Druck auf den Bund muss erhöht werden, dass diese Ausbildung an den Oberstufenzentren gestärkt und vor allem auch finanziert wird.

 

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