Bad Belzig: Venedig im Spiegel

Bad Belzig. Gabriele Kostas ist eine Perfektionistin. Das sagen jedenfalls diejenigen, die sie lange und gut kennen. Ist etwas nicht perfekt, gelangt es nicht an die Öffentlichkeit, so Freunde und Bekannte. Also kann man die Fotografien, die derzeit noch bis Mitte November in der Filiale der Mittelbrandenburgischen Sparkasse zu sehen sind, durchaus als perfekt bezeichnen. Ungewöhnlich sind sie auf jeden Fall, denn Gabriele Kostas nimm den Besucher mit auf eine „Spiegelreise“ durch das schöne Venedig.

Dabei hat sie besonderes Augenmerk auf Lichteinflüsse und Spiegelungen bei ihren Fotos gelegt. Und auch dabei überlässt Gabriele Kostas nichts dem Zufall. Sie hat das Foto, welches entstehen soll, im Kopf, ehe sie auf den Auslöser drückt. „Man muss lernen, den richtigen Blick zu bekommen“, sagt die Künstlerin. Das merkt man oft im privaten Bereich. Eine Woche nach dem Urlaub findet man die dort gemachten Fotos immer noch toll, aber schon nach einem Jahr sagt man oft: ist ein schönes Bild, aber nicht mehr. Das ist wie mit dem Wein, den man dort getrunken hat. Im Urlaub hat er toll geschmeckt, trinkt man ihn zu Hause, kommt oft ein – naja. „Ein Bild ist erst dann gut, wenn man es auch nach Jahren noch gut findet“, so Gabriele Kostas. Wenn man ein Motiv gefunden hat, sollte man auch alles Störende beiseite räumen. Man selbst sieht es vielleicht nicht, weil man auf das Motiv fokussiert ist, aber der Betrachter sieht es.

Dabei war die Fotografie lange nicht die Hauptbeschäftigung von Gabriele Kostas, auch wenn sie schon immer gern fotografiert hat. Sie studierte Philosophie und Kunstgeschichte, zusätzlich außereuropäische Perkussionsinstrumente. Bis 2011 war das ihr Hauptberuf. Sie spielte sowohl solistisch als auch in unterschiedlichen Formationen im In- und Ausland. Vor ihrer Karriere als Fotografin hatte sie also schon eine als Musikerin hinter sich. Das Interesse an der Musik ist jedoch geblieben, wie sich auch bei der Ausstellungseröffnung zeigte. Ursprünglich wollte Gabriele Kostas eine Harfenistin präsentieren. Als diese absagte, entschloss sie sich, die musikalische Eröffnung selbst zu übernehmen. Und die Gäste bekamen sofort einen Eindruck des außergewöhnlichen Talents der 64 jährigen und ihrer Liebe zur lateinamerikanischen Klängen. Auch wenn sie ziemlich aufgeregt war, wie sie gestand.

Zur Fotografie kam Gabriele Kostas in den neunziger Jahren während einer Beschäftigung als Kunsthistorikerin in der „Berlinischen Galerie“ in der Abteilung Fotografie, wo sie auch ihren Mann Janos Frecot kennenlernte, der in einer kleinen Laudatio über das künstlerische Leben seiner Frau berichtete. Dabei merkte man ihm deutlich den Stolz und die Bewunderung an. Anfangs war die Beschäftigung mit der Fotografie für Gabriele Kostas theoretischer Natur, sie eignete sich viel Wissen über die Geschichte der Fotografie an. Aber schon bald rückten eigene Fotografien in den Mittelpunkt. 2009 hatte sie ihre erste kleine Ausstellung. Besonders die Spiegelungen hatten es ihr angetan. Beruflich war sie oft in Venedig, spricht neben anderen Sprachen fließend italienisch. Dort arbeitete sie an einem Gartenführer von Venedig. Gartenfotografie war die erste Facette ihrer fotografischen Tätigkeit. Und keine leichte. Diese Frau muss unglaublich Mut haben, war oft zu hören. Denn Gartenfotografie ist sehr schwierig, da es ein optisches Chaos ist. Durch berufliche Reisen nach Südfrankreich, aber auch durch Deutschland, rückten jedoch immer wieder die Spiegelungen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Und dafür fand sie in Venedig die passenden Voraussetzungen. Die Stadt steht auf über 200 Inseln, es gibt oft Hochwasser. Aber dieses steigt langsam und schafft so perfekte Spiegelflächen. Das macht die Bilder einzigartig, man muss aber auch die Kamera mit verschiedenen Einstellungen überlisten, um das perfekte Foto zu erhalten.

Im Gebäude der Sparkasse finden Besucher  eine sehr spezielle Auswahl solcher Fotografien. Und es ist das erste Mal, dass diese Facette von Gabriele Kostas Arbeit so kompakt zu sehen ist. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

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