Hoher Fläming: Fleißige Näherinnen fertigen einfachen Mundschutz

Stadt Bad Belzig, Wiesenburg/Mark. Das Gesundheitssystem in Deutschland muss sich dieser Tage neben der Herausforderung, die Patientenversorgung zu gewährleisten, auch darum bemühen, dem Personal genügend Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen und es ausreichend vor Ansteckung zu schützen. Längst gibt es Engpässe bei der Versorgung mit Desinfektionsmitteln, aber vor allem mit Schutzmasken, aber auch einfachen Mund-Nase-Masken. Es gilt vorhandene Ressourcen effektiv einzusetzen und im Arbeitsalltag damit sorgsam umzugehen. In ganz Deutschland haben sich bereits Hobbynäherinnen und Stoffhändler gefunden und zusammen getan, um Masken für Kliniken, Pflegedienste und andere wichtige Berufszweige zu nähen.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Klarstellung, dass diese Masken kein medizinisches Produkt sind. Es handelt sich bei diesen Mund-Nasen-Masken um „einfache Masken“. Diese haben keinen speziellen Filter und bieten demnach keinen vollständigen Schutz. Sie schützen den Träger nicht vor Keimen in der Luft, sondern sollen verhindern, dass beim Ausatmen, Sprechen, Niesen oder Husten kleine Tröpfchen aus Speichel oder Rachensekreten andere Menschen angesteckt werden. Ein weiterer Vorteil dieser Masken ist, dass man sich damit nicht mehr so leicht mit den Fingern ins Gesicht fasst. So sinkt die Gefahr von Schmierinfektionen.

Kooperation im Hohen Fläming

Auch im Klinikum Ernst-von-Bergmann in Bad Belzig hat man sich dieser Herausforderung gestellt. Die Idee hatte  Juliane Mühlsteph, Mitarbeiterin im Klinikum und Hobbynäherin, einen Mund-Nasen-Schutz für die Kollegen/innen zu nähen. Für die Zusammenarbeit wurde Anke Weltzien, Inhaberin des Stoffladen Stoff-Weltzling in Bad Belzig, mit ins Boot geholt. Sie verstärkt mit ihrem fachlichen Knowhow und ihrem Stoffladen das Projekt. Beide haben ein mit dem Klinikum abgestimmtes Schnittmuster samt Anleitung erarbeitet. Anhand dieses Schnittmusters und der entsprechenden Anleitung wird derzeit gearbeitet.

Fleißig nähen rund um die Uhr

Im Moment arbeiten etwa 60 fleißige Nähbienen fast rund um die Uhr. Jede freie Minute wird genutzt. Dazu kommen viele fleißige Helfer für die Vor- und Nacharbeiten wie Zuschneiden, Waschen und Bügeln der einzelnen Stoffteile. Es handelt sich meist um Frauen rundum Bad Belzig und Wiesenburg/Mark. Es ist eine bunte Mischung aus Jung und Alt. Viele der Näherinnen kennen sich bereits aus offenen Nähtreffs, Kursen bei Stoff-Weltzling in Bad Belzig oder aus dem Nähkreis des Familienzentrums Wiesenburg/Mark. Ein Hobby, das hier im Fläming viele miteinander verbindet und gerade in diesem Moment dafür sorgt, dass viele fleißige Hände diese Mund-Nasen-Masken nähen und den Aufruf von Juliane Mühlsteph und Anke Weltzien ohne mit der Wimper zu zucken gefolgt sind.

Stoffspenden

Aber natürlich braucht man Stoffe und Nähgarn für diese Aktion. „Eine Vielzahl der Materialien wurde gespendet“, erklärt Nancy Fröhlich, Mitarbeiterin in der Gemeinde Wiesenburg/Mark und selbst fleißige Näherin. Die Solidarität sei riesig. Jede Menge an Stoffen aus Baumwolle, Molton oder Musselin wurden zusammengetragen und stehen den Näherinnen zur Verarbeitung zur Verfügung. Oft sind es ausrangierte Stoffwindeln, alte Bettwäsche oder Tischtücher. „Einige versorgen uns auch mit neugekauften Dingen, wie z.B. Gummibändern“ so Anke Weltzien. Auch diese Art der Unterstützung ist super, denn damit werden den Näherinnen Wege abgenommen und es schont natürlich auch den privaten Geldbeutel. Alles was sonst so fehlt, wird von Anke Weltzien über ihre Kanäle besorgt, z.B. Molton, Gummi oder direkt aus ihrem Laden per Lieferservice an die Näherinnen gebracht.

Die Weitergabe der Materialien an die Mädels erfolgt über Versorgungspunkte in Bad Belzig und Wiesenburg in Form von Materialkisten. Es wird also auf die Anordnung der Eindämmungsverordnung geachtet! So  können die Mädels je nach Bedarf „kontaktlos“ zu greifen.

„Es ist toll, dass hier so viele Personen Hand in Hand arbeiten und dieses Projekt unterstützen“ freut sich Juliane Mühlsteph. Und möchte dafür an dieser Stelle auch ein riesengroßes Dankeschön loswerden.

Der Bürgermeister der Gemeinde Wiesenburg/Mark, Marco Beckendorf, hat zugesichert, die Näherinnen mit einer finanziellen Spende für den Kauf fehlender Materialien zu unterstützen.

Die ersten Masken für das Klinikum

Bisher wurden etwa 200 Masken genäht. Zunächst einmal erhält das Klinikum Ernst-von Bergmann in Bad Belzig die genähten Masken. 350 Stück sollen es insgesamt werden. Die ersten wurden am 30. März dem Klinikum übergeben. Die Freude darüber unter den Kollegen/innen war sehr groß. Lobend wurde die Verarbeitung und der Tragekomfort der Masken erwähnt. Aus der Führungsebene gab es viel Anerkennung für das Engagement der Kollegin im Haus, aber auch, was die Näherinnen binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt haben.

Der Bedarf ist groß

Inzwischen erreichen die Initiatorinnen viele Anfragen aus unterschiedlichen Bereichen mit der Bitte, auch für sie Masken zu nähen. Das sind insbesondere Gewerbebetriebe oder öffentlichen Einrichtungen, die nach der Eindämmungsverordnung vom 23.3.2020 ihren Betrieb noch weiterführen dürfen. Die Näherinnen werden schauen, wo sie noch unterstützen können. Inzwischen näht man auch bei der AWO am Trollberg nach denselben Schnittmustern mit.

Für den Bedarf an Masken ist kein Ende abzusehen. Deshalb ist jede Hilfe und Unterstützung willkommen. Wer also ein bisschen Geschick im Nähen hat und idealerweise über eine Nähmaschine verfügt, kann sich für die Koordination des Ganzen an Anke Weltzien vom Stoff-Weltzling, Telefon: 0171-9911291, wenden.  Sie stimmt momentan die meisten Arbeiten, Koordination, Material-Nachschub, Support der Gruppe ab und sitzt dann bis in die Nacht selbst an der Maschine! Aber auch Helferinnen für die Vor- und Nacharbeiten sind natürlich gern gesehen, ebenso Materialspenden.

Visits: 184

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: