Tilman Lucke, KleinKunstWerk, Bad Belzig

Die Kunst ist zurück im KleinKunstWerk Bad Belzig: „Verdummungsverbot“ – Politisch-literarisches Kabarett mit Tilman Lucke

Bad Belzig. „Verhalten Sie sich still, flippen Sie nicht aus, brüllen Sie nicht und werfen Sie keine Blumen!“ Mit diesem für eine Kulturveranstaltung recht ungewöhnlichen Wunsch eröffnet Betreiberin Gerlinde Kempendorff-Hoene die bereits achte Saison am KleinKunstWerk (KKW) in Bad Belzig. Der Grund für ihre Bitte ist winzig klein und hört auf den Namen Corona. Das Virus verlangt auch andere Einschränkungen. So dürfen nur 35 Plätze besetzt werden, ein Drittel der üblichen Zahl. Doch diese sind bis auf den letzten Platz besetzt.

Trotz aller Beschränkungen, die Freude bei Kempendorff ist riesig, dass es „endlich, endlich“ wieder losgeht:

„Das ist ein gutes Gefühl!“

Auch der erste Künstler auf der Bad Belziger Bühne in diesem Jahr freut sich. Seit März hatte Tilman Lucke von der Berliner „Diestel“ keinen Auftritt mehr, und der nächste wird frühestens wieder im September sein. Es ist eine schwere Zeit für Selbständige wie ihn:

„Es war eine langweilige Zeit.“

Zwar hat er viel geschrieben in den letzten Wochen, zum Beispiel eine Kolumne auf der Seite seines Kabaretts, doch die Auftritte vor Publikum fehlten ihm: „Das ist für einen Kabarettisten das Salz in der Suppe. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass das hier geklappt hat“, sagt Lucke. Er hatte schon nicht mehr damit gerechnet, sind doch in Berlin die Bühnen noch zu. Sarkastisch nennt er es so:

„Ausfallen ist das neue Stattfinden.“

Tilman Lucke, KleinKunstWerk, Bad BelzigNach so langer Zeit der Entwöhnung brauchen Publikum und Künstler einen kurzen Moment, um miteinander warm zu werden. Doch bald gibt es immer mehr Lacher und Szenenapplaus. Die Besucher, einige von ihnen sind von weit her angereist, sind dankbar für jeden Gag. Endlich wieder gemeinsam zu lachen scheint wie eine Befreiung zu sein. Beispielsweise wenn Lucke die neue Geschichtsprüfung beschreibt:

„Nennen Sie alle SPD-Vorsitzenden der letzten 20 Jahre.“

Oder:

„Nach dem ersten schwarzen Präsidenten kam der erste orange Präsident.“

Tilman Lucke, KleinKunstWerk, Bad BelzigLucke spricht frei, liest aus seiner Diestel-Kolumne, singt in einem rasanten Sprechgesang und begleitet sich selbst musikalisch. Das alles in einem Outfit, in dem er auch den CDU-Jungstar Philipp Amthor imitieren könnte.

Nach dem eineinhalbstündigen Programm stellt Kempendorff fest:

„Das war ein schneller Lauf durch die Weltgeschichte, ich musste ganz schön aufpassen, dass ich mitkomme.”

Tilman Lucke, KleinKunstWerk, Bad BelzigAuch Lucke zeigt sich zufrieden:

“Ich hatte mir die Veranstaltung ruhiger vorgestellt, aber der Funke ist übergesprungen. Der große Raum sieht von der Bühne aus recht leer aus, doch das Publikum war unglaublich aufgeschlossen.“

Kempendorff hat zum Schluss noch einen ganz besonderen Trost für die bisher ausgefallenen Veranstaltungen. Alle Künstler haben zugesagt, trotzdem noch nach Bad Belzig zu kommen. Statt des ausfallenden Altstadtsommers gibt es „Kleinkunstwochen im KKW“. In der letzten Augustwoche gibt also ein wahres Kulturfeuerwerk in Bad Belzig mit acht Veranstaltungen geballter, hochkarätiger Kleinkunst. Optimistisch und voller Vorfreude verabschiedet sich Kempendorff von ihrem Publikum mit dem „neuen Auf Wiedersehen“:

„Bleiben Sie gesund!“

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