Benken: Wohnstätte Hoher Fläming

Benken. Kurz hinter Benken in Richtung Görzke liegt etwas versteckt im Wald eine alte Villa. Hier befindet sich die Wohnstätte Hoher Fläming. Träger ist die MITEINANDER gemeinnützige Wohnstätten GmbH. Sie betreibt im Landkreis Potsdam-Mittelmark stationäre Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung mit derzeit insgesamt 65 Plätzen in Ziesar, Görzke und Benken.

Im Bereich Ambulante Hilfen gibt es einen Familienentlastenden Dienst, Ambulant Betreutes Wohnen sowie andere Arten ambulanter individueller Eingliederungshilfen. Das Gelände der Einrichtungen Am Spring und Hoher Fläming, einschließlich der Gebäude, ist vom Landkreis Potsdam-Mittelmark in Erbbaupacht übernommen worden.

Derzeit leben dort neun Erwachsene. Für Kinder sind 17 Plätze vorhanden, von denen derzeit 15 belegt sind. „Kinder und Erwachsene sind getrennt untergebracht“, erklärt Dagmar Schulze, Leiterin der Kindereinrichtung, „alle sind geistig behindert, mitunter auch in Kombination mit körperlicher Behinderung.“ Die gelernte Heilerziehungspflegerin ist seit fast 20 Jahren in Benken beschäftigt. Begonnen hat sie als Praktikantin.

Die Ziele und Aufgaben der Erziehung, Förderung und Betreuung sind ausgerichtet auf ein Leben in größtmöglicher Selbstbestimmung und Selbstständigkeit. Das bedeutet, dass die Bedürfnisse und Ansprüche des einzelnen Kindes und Heranwachsenden im Mittelpunkt der pädagogischen und konzeptionellen Ausgestaltung der Wohnstätte stehen.

„Dem Erziehungsauftrag wollen wir mit heilpädagogischem Handeln und dem Grundsatz der Ganzheitlichkeit  Rechnung tragen. Wir respektieren jeden einzelnen Menschen mit seiner Persönlichkeit  und möchten familiäre Bindungen fördern. Die Kinder und Jugendlichen sollen sich entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten und Anlagen in jeder Phase ihres Heranwachsens entfalten können. Dazu brauchen sie ein hohes Maß an Liebe und Zuwendung, um sich in der Wohnstätte Zu Hause fühlen zu können“, heißt es in der Konzeption.

Inmitten des 26 000 qm großen Wald- und Naturpark-Geländes steht das als Sommersitz um 1901 erbaute Haupthaus mit weiteren Nebengebäuden und einem behindertengerechten Spielplatz. In seiner wechselvollen Geschichte wurde es seit rund 45 Jahren als Heim für Kinder genutzt. Seit 1974 leben Kinder mit geistiger Behinderung in der Einrichtung. Jedoch ist die Geschichte nach 1945 etwas unklar. Die bekannten Informationen stützen sich auf die Erzählungen eines Herrn Paul aus Benken. Die Villa wurde 1901 von Friedrich Wilhelm Loebelt als Sommerwohnsitz erbaut. Die Berliner Bankiersfamilie Siewert erwarb sie 1919. 1938 wechselte erneut der Besitzer. Hans Hensel von der Reichsdruckerei Berlin erwarb sie. Nach dem zweiten Weltkrieg wohnte dort auch die Flüchtlingsfamilie Marcinkowski. Unklar ist bis heute das Schicksal der Familie Hensel, als die Rote Armee die Villa einnahm. Gerüchten zufolge soll die Familie erschossen und irgendwo verscharrt worden sein. Auch der Neffe der Familie konnte nicht herausfinden, ob und wo die Familie seines Onkels begraben ist. So wurde gemeinsam mit dem Wiesenburger Künstler Sebastian David ein kleiner Gedenkort eingerichtet.

Der Tag der Kinder beginnt mit dem Wecken um 6 Uhr. Viele Kinder brauchen Hilfe bei der Körperpflege, so dass alles etwas länger dauert. Dann geht es zur Förderschule nach Bad Belzig oder Brandenburg. Dort bleiben die Kinder bis 15:30 Uhr. „Da es eine Ganztagsschule ist, gibt es keine Hausaufgaben“, erklärt Dagmar Schulze. Nachmittags haben die Kinder Freizeit, aber es werden auch Therapien angeboten. Der behindertengerechte Spielplatz lädt zum spielen und toben ein. Hier wird jedes Jahr verbessert und erweitert.

Einige Kinder fahren über die Wochenenden nach Hause zu ihren Familien, andere bleiben. „Dann steht Beschäftigung auf dem Programm, von Basteln bis zu Ausflügen“, so Dagmar Schulze. Die gesamte Arbeit ist sehr personalintensiv. „Deshalb suchen wir immer Verstärkung, sei es als Ehrenamtler oder auf Minijob Basis“, sagt Dagmar Schulze. Denn eines, steht immer im Vordergrund – das Wohl der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen Bewohner. Sie sollen die Chance erhalten, die Folgen ihrer Behinderung soweit wie möglich zu überwinden oder zu mildern und zu lernen, so gut wie möglich mit Einschränkungen umgehen zu können.

Wohnstätte Hoher Fläming
Sommerfest

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