Bahnhofsfest Medewitz, Medewitz

Das letzte Bahnhofsfest in Medewitz ließ keine Wünsche offen

Medewitz. Das letzte Bahnhofsfest in Medewitz war noch einmal etwas ganz Besonderes. Wer jetzt große Fragezeichen in den Augen hat – ja, das 10. war auch das letzte an diesem Standort.

„Man sollte eine Ära beenden, wenn es am schönsten ist“, sagte Evelore Burkert nicht ohne ein bisschen Wehmut in der Stimme. Immerhin hat sie gemeinsam mit Bernd Pulz über die Jahre die Hauptlast der Organisation getragen. Aber es hat ihr riesigen Spaß gemacht. Und auch von den Gästen hörte man immer wieder: ohne Evelore wäre das alles nicht gegangen. Während Bernd Pulz für den „groben“ Teil, also Auf- und Abbau zuständig war, lag die Organisation und das Programm in den Händen von Evelore Burkert. Aber nur gemeinsam hat es mit all den anderen fleißigen Helfern über die Jahre so gut funktioniert. „Vielleicht ist es ein Abschied, um etwas Neues entstehen zu lassen“, sagte Evelore Burkert. Denn aufhören will sie nicht, sondern weiterhin ehrenamtlich tätig sein.

Fest im Film

So gab es auf dem 10. Bahnhofsfest denn auch einige Besonderheiten. Zum einen erstreckte sich das Fest über drei Tage. Bereits am Freitag wurde ein Film gezeigt. Darin waren die schönsten Momente aus zehn Jahren festgehalten. Der Film wurde der Abteilung Wirtschaftsförderung des Landkreises gefördert und mit dem Tonstudio Wiesenburg erstellt. „Die Investition hat sich gelohnt“, sagte die Chefin der Wirtschaftsförderung, Eveline Vogel, die es sich nicht hat nehmen lassen, das Ergebnis anzusehen.

Das Material ist zwei Männern zu verdanken. Jens Hahm sorgte für viele schöne Fotos, die bewegten Bilder steuerte der heute 87 jährige Manfred Kalkofen bei. Seit Jahren ist er leidenschaftlich mit der Videokamera dabei – auch dieses Mal zum Jubiläum. „Es gab viele herzbewegende Momente“, sagte Evelore Burkert. Zu Tränen rührten vor allem die, auf denen Menschen zu sehen waren, die heute nicht mehr leben. Aber es war auch eine Freude, die Entwicklung der Dorfkinder zu sehen, die einst in der Kindergruppe auftraten und jetzt zu jungen Erwachsenen herangewachsen sind. Nach dem ausgiebigen Fest am Samstag war Sonntag noch einmal zum Frühschoppen mit vielen Überraschungen eingeladen.

Dass Manfred Kalkofen mit der Kamera zu Gange war, entsprang eher einem Zufall. „Gleich nach der Wende fand mein Mann ein Portemonnaie mit 800 DM Inhalt“, erzählte Ehefrau Waltraud. Es war gar nicht so einfach, den Besitzer zu kontaktieren, denn im Osten war es mit Telefonanschlüssen noch nicht so gut bestellt. Schließlich bekam das Ehepaar heraus, dass die Geldbörse einem nicht gerade armen Mann aus Münster gehörte und nahm Kontakt auf.  Das Ehepaar wurde eingeladen und erhielt 100 DM Finderlohn. Manfred Kalkofen packte noch etwas dazu und kaufte sich 1990 seine erste Videokamera. Seitdem war diese immer im Gepäck, auch im Urlaub. Bei einer Reise in die Berge ging sogar mal eine am Großglockner verloren. Das Ehepaar Kalkofen lebt in Rodleben, Manfred Kalkofen ist aber gebürtiger Medewitzer. Seit 30 Jahren ist er Mitglied im Medewitzer Schützenverein. Auch in seinem Wohnort hat er immer wieder bei Veranstaltungen gefilmt. „Anfangs war das nicht so einfach, die Leute wollten nicht gefilmt werden“, lacht er heute. Jetzt ist das anders. Gerade für die ältere Generation sind solche Filme eine schöne Erinnerung. Von den Aufnahmen der Bahnhofsfeste hat Manfred Kalkofen etliche CDs erstellt.

Das große Fest

Der Bahnhofsplatz war wie immer gut gefüllt. Das Schöne daran ist, es ist eine ruhige Ecke und kaum Verkehr, so dass die Kinder sich austoben können. Auch wenn für die Medewitzer der Erhalt des Bahnhofs und des Stundentaktes der Züge immer noch ganz oben auf der Agenda stehen. Aber nun sollte gefeiert werden. Für das Jubiläum gestaltete Antje Burkert extra Flyer und Aufkleber. Die kleine Käthe verpasste diesem sofort jedem neuen Gast. Das Symbol – eine Sonnenblume. „Sonnenblumen sind unsere Verbindung zum Bahnhofsfest“, sagte Evelore Burkert, denn sie blühen immer zu dieser Zeit.

Am Nachmittag unterhielt „Zimmi“ alias Martin Zimmermann aus Zerbst die Gäste mit Schlagern und Stimmungsmusik. Er ist bei den Medewitzern und in der Umgebung bekannt und beliebt und sorgte für ausgelassene Stimmung. Da durfte er sogar auf die Bänke steigen. Derweil konnten mit Gabi Pulz Blumenkränze geflochten werden, die Kinder tobten auf der Hüpfburg, die Gaststätte Hübner sorgte für kalte Getränke und die Kuchenfrauen hatten alle Hände voll zu tun. Immerhin war der Kuchen am Nachmittag so gut wie alle. Natürlich gab es auch etwas Deftiges vom Grill.

Gespannt warteten alle auf das diesjährige Programm. Das stand unter dem Motto: kreuz und quer. Die Gäste bekamen Auftritten aus zehn Jahren Bahnhofsfest zu sehen. Ein besonderes Erlebnis für die Kinder war der Auftritt von „Elsa“ aus der „Eiskönigin“. Den Text konnten fast alle mitsingen. Und anschließend konnten sich alle bei Elsa noch ein Glitzertattoo abholen. Für das Programm war das halbe Dorf auf den Beinen, angefangen vom Chor bis hin zu Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Bei den Tanzeinlagen kam es schon vor, dass sich plötzlich Kinder mittendrin fanden und mittanzen wollten. Sie bekamen mit „Macarena“ auch noch ihren eigenen Auftritt – ganz spontan.

Emotional wurde es noch einmal zum Schluss. Zum einen, weil es diesmal keine Hochzeitskostüme zu sehen gab. Nein – zwei Brautpaare aus Medewitz, die in diesem Jahr geheiratet hatten, zogen noch einmal ihre festliche Kleidung an. Und für Evelore Burkert gab es einen „Oscar“ von ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern als Dank für ihr jahrelanges Engagement. Dem schloss sich auch der Ortsbeirat an und überreichte ihr und Bernd Pulz einen Gutschein für ein gemütliches Essen. Da liefen selbst einer gestandenen Frau wie Evelore Burkert Tränen über das Gesicht.

Visits: 231

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: