„Wir haben uns nur um Krisen gekümmert!“ – Landrat Marko Köhler über das Jahr 2022

Potsdam-Mittelmark, Bad Belzig. Landrat Marko Köhler lud „zum Abschluss eines bewegten – und bewegenden – Jahres zu einem Pressegespräch”. In entspannter Atmosphäre erläuterte er, was aus seiner Sicht im letzten Jahr gut funktioniert hat und wo die Probleme lagen und liegen. Es war immerhin sein erstes Jahr als Landrat von Potsdam-Mittelmark.

„Wir haben uns nur um Krisen gekümmert“, fasst er gleich zu Beginn das Jahr zusammen: Unterbringung der Flüchtlinge, Versorgung, Integration, Bürgergeld, … Dann im Juni gleich zwei Großbrände gleichzeitig, bei Treuenbrietzen und bei Beelitz, für Köhler persönlich die stressigste Situation. Am meisten ärgert ihn, dass es noch immer nicht mit der Besetzung des 1. Beigeordneten geklappt hat. Er findet es unverantwortlich, diesen großen und wirtschaftlich starken Landkreis ohne 1. Beigeordneten zu lassen:

„Die Stelle wird gebraucht.“

Köhler sieht jedoch gute Chancen, den Knoten im kommenden Jahr zu durchschlagen. Die Ausschreibungen sind raus, bis zum 13. Januar 2023 kann man sich bewerben. Alle Fraktionen des Kreistages wurden zu Gesprächen eingeladen.

Für das kommende Jahr erhofft sich der Landrat, mehr regieren zu können als reagieren zu müssen, anfangen zu können zu gestalten. Sobald die Stelle des 1. Beigeordneten besetzt ist, soll die Verwaltungsstruktur angegangen werden.

„Wenn man so lange gemeinsam arbeiten soll, sollte man auch die notwendigen Strukturen gemeinsam gestalten.“

Immerhin gibt es beim Landkreis 1.089 Stellen, von denen allerdings nicht alle besetzt sind. Insbesondere da viele Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten, kommen insgesamt 180 bis 200 unbesetzte Stellen zusammen.

Einige Veränderungen gibt es dennoch bereits. Es wurde beispielsweise eine Lenkungsgruppe eingesetzt, die Lehren aus den Bränden in diesem Jahres ziehen soll. Bis Ende März sollen Ergebnisse vorliegen. Außerdem wird eine neue Stelle „Zivile Alarmplanung“ geschaffen, um besser auf mögliche Situationen vorbereitet zu sein. Auch der nächste Breitbandbeauftragte soll so schnell wie möglich ausgeschrieben werden. Karsten Gericke wurde zum neuen Amtsdirektor von Ziesar gewählt.

Auf der Habenseite vermerkt der Landrat vor allem die LAGA:

„Die LAGA hat zwar auch beim Landkreis viele Kräfte gebunden, brachte jedoch auch viele neue Kontakte, Vernetzungen und war eine gute Werbung beim Publikum. Für die Stadt hat es einen deutlichen Mehrwert gebracht. Die LAGA in Beelitz hat die Messlatte für alle kommenden Landesgartenschauen hoch gehängt. Der Spielplatz ist echt `ne Wucht.“

Auch wenn er den Wechsel auf den Landratsstuhl nicht bereut, denkt Marko Köhler gern an seine Zeit als Brücker Amtsdirektor zurück:

„Wir haben viel bewegt. Es war eine tolle Zeit.“

Auch mit dem Projekt MoVe PM sieht sich der Landrat auf einem guten Weg. In Beelitz-Heilstätten soll ein zentraler und moderner neuer Verwaltungssitz geschaffen werden, während gleichzeitig der Sitz in Bad Belzig gestärkt wird. Durch die beiden Standorte kann der Landkreis gut sowohl Richtung Sachsen-Anhalt als auch Richtung Potsdam und Berlin Fachkräfte werben, hofft der Landrat. Überhaupt geht Marko Köhler davon aus, dass die Arbeitswelt in Bewegung ist und bleibt. Deshalb soll es am Standort Beelitz-Heilstätten neben festen Arbeitsplätzen auch CoWorking-Plätze geben.

Darüber hinaus ist der Landrat bereit, Aufgaben an die Kommunen abzugeben:

„Wenn es dem Bürger nutzt, dann sollten wir es tun. Es braucht nur einen Landrat, der bereit ist, und Kommunen, die wollen.“

Bereits als Brücker Amtsdirektor war er bereit, Aufgaben vom Landkreis zu übernehmen, beispielsweise hinsichtlich des Elterngeldes. Das wurde nichts, Corona kam dazwischen.

Die Digitalisierung der Verwaltung des Landkreises wird ein weites Feld bleiben. Aus Sicht des Landrates fehlt es an einem zentralen IT-Dienstleister für alle Kommunen im Land Brandenburg. Sein Vorbild sind die Verwaltungen in Schweden und noch mehr in Dänemark.

Für das kommenden Jahr befürchtet der Landrat als eine der größten Herausforderungen die Zahl an Flüchtlingen. In diesem Jahr waren es ca. 3.300. Diese konnten nur durch große private Hilfe untergebracht werden. „Wir werden nie jemanden ohne Obdach lassen“, verspricht der Landrat, aber wenn es noch einmal so kommt wie in diesem Jahr, dann weiß er noch nicht, wie das gelöst werden kann.

„Fragen haben wir viele, Antworten weniger.“

Von der Kreisstadt, deren Bürgermeister gerade abgewählt wurde, erhofft sich Marko Köhler, dass „sie eine Stadt ist, die blüht.“

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