Marco Beckendorf

Mit Blick in die Zukunft – Wiesenburgs Bürgermeister Marco Beckendorf im Interview

Wiesenburg/Mark. Das alte Jahr ist Geschichte, das neue beginnt. Wiesenburgs Bürgermeister Marco Beckendorf blickt zurück, aber vor allem nach vorn.

Was war Ihr schönstes privates Erlebnis in 2022?

Das war der Einzug in unser Haus in Welsigke Ende November. Unser erstes Weihnachten im eigenen Haus. Das ist jetzt ein ganz anderes Lebensgefühl. Mit zwei Kindern in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in Wiesenburg war ein Familienleben kaum möglich. Gäste empfangen ging nicht und auch meine beiden älteren Kinder kamen kaum noch zu Besuch, weil alles so beengt war. Jetzt können wir endlich richtig Familie sein und auch mal Freunde einladen. Ja, das war wohl das schönste Erlebnis des Jahres.

Wie sah es als Bürgermeister aus, was hat Sie da bewegt?

Eigentlich war das ganze Jahr über Krisenstimmung. Wir stolperten von einer Unsicherheit in die andere. Das begann mit dem Krieg in der Ukraine. Wir waren eine der ersten, die Flüchtlinge aufgenommen haben. Aber die Suche nach geeignetem Wohnraum gestaltete sich schwierig und ist auch immer noch ein Thema. Denn wir brauchen auch immer mehr Wohnraum für unsere eigene Bevölkerung. Viele sind völlig verunsichert durch die steigenden Energiepreise, haben Mitteilungen über Preiserhöhungen bekommen und suchen nun bezahlbaren Wohnraum. Überall herrschte Panik. Mit der Gaspreisbremse ist es ein kleines bisschen ruhiger geworden.

Durch die Abwahl von Roland Leisegang als Bürgermeister in Bad Belzig sehe ich so ein bisschen das Netzwerk gefährdet, welches wir uns aufgebaut haben. Ich will die Entscheidung der Bürger nicht werten, aber im Moment bleibt der Zusammenhalt im Hohen Fläming etwas auf der Strecke. Mit dem Ausbau der Kreisverwaltung  in Beelitz  wird auch erst mal der Standort in Bad Belzig unattraktiver. Insgesamt wurden wir alle durch Corona, die Flüchtlingssituation und die Energiekrise in unserer Arbeit ausgebremst.

Aber es gab doch sicher auch Erfolge, welche waren das in Ihren Augen?

 Mit der Förderung für die Drahtzieherei gelang uns ein großer Wurf. Nach dem KoDorf ist das die höchste Förderung, die wir jemals eingeworben haben, auch wenn wir 20 Prozent Eigenanteil bereitstellen müssen. Jetzt gilt es, die Pläne umzusetzen. Die Beräumung des Sägewerksgeländes ist gestartet. Die Drahtzieherei hat die Betriebserlaubnis beantragt. Wenn diese da ist, werden die Maschinen angeschafft. So alles glatt läuft, könnte 2024 die Produktion starten. Besonders  froh bin ich, dass wir mit dem Team Regionalentwicklung komplett starten konnten. Mit diesem werden wir uns zunächst intensiv um die Kampagne RE7 kümmern, um den Schienennahverkehr zu verbessern. Und wir konnten alle Stellen in der Gemeinde besetzen.

Aber es gibt doch sicher auch Dinge, die noch besser laufen können. Welche sind das?

In erster Linie wünsche ich mir mehr Investoren aus der Region. Eine Investition von außen birgt immer Gefahren, wie wir ja schon leidvoll erfahren mussten, wie mit Christinenbrunnen, dem Drahtwerk oder auch Röben. Aber da wir eine strukturschwache Region sind, bleibt das wohl ein Wunsch, und die Verantwortung für die Entwicklung der Wirtschaft liegt auch weiterhin bei der Gemeinde. Eigentlich sollte es  Hand in Hand laufen, damit wir uns auf unsere eigentliche Verwaltungsarbeit konzentrieren können. Die interkommunale Zusammenarbeit funktioniert jedoch recht gut. Das sieht man vor allem im Bereich Standesamt.

Was steht für 2023 auf der Agenda?

Natürlich die beiden großen Baustellen KoDorf und Drahtwerk. Hier wollen wir voran kommen. Aber auch in den Orten gilt es, verschiedene Maßnahmen umzusetzen. So nehmen wir noch einmal viel Geld für die Instandsetzung des Schwimmbades in Reetz in die Hand. Es ist das einzige in der Gemeinde, und wenn es hergerichtet ist, können dort auch die Schüler der Grundschule wieder Schwimmunterricht abhalten. An der Grundschule steht ein Bolzplatz auf dem Plan. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Feuerwehren der Gemeinde. In Grubo entsteht ein neues Feuerwehrgebäude, es werden weitere Fahrzeuge angeschafft und die restlichen Löschwasserbrunnen gebohrt. Wir warten allerdings  noch auf das Hilfspaket des Landes Brandenburg für die Gemeinden. Ohne dieses wird es für uns schwer sein, durch das Haushaltsjahr zu kommen.

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