Esskastanien gegen den Klimawandel

 

Ab sofort können Sie einige unserer Artikel auch hören. Eine KI macht es möglich. Ermöglicht wird uns dieser neue Service und weitere Nutzungen Künstlicher Intelligenz durch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). Alle Artikel, bei denen KIs zum Einsatz kommen, werden wir mit “KI” kennzeichnen.

Brück, Schlamau, Bad Belzig, Lübnitz, Schmerwitz, Trebitz, Werbig, Wiesenburg. Der Klimawandel ist auch im Fläming längst angekommen. Die eh trockenen und sandigen Böden haben in den vergangenen heißen Sommern noch mehr an Feuchtigkeit verloren, der Grundwasserspiegel sinkt. Also höchste Zeit, etwas dagegen zu tun. Eine Möglichkeit ist, durch die Anpflanzung bestimmter Bäume und Gehölze das Wasser besser im Boden zu halten und diesen vor Austrocknung und Erisionen zu schützen. Und dafür eignet sich die Esskastanie bestens, auch wenn sie noch etwas exotisch anmutet.

Als Pfahlwurzler von bis zu zehn Metern Tiefe kommen sie gut mit den Böden hier zurecht. Gleichzeitig bringen sie nach etwa sechs Jahren auch Ertrag, der vermarktet werden kann. Sie sind sehr kohlenhydratreich, aus ihnen kann Mehl hergestellt werden. Deshalb eignen sie sich sehr gut für Agrarforst. Bei dieser Methode werden zwischen die landwirtschaftlichen Flächen Bäume gepflanzt, um den Boden zu kühlen und so das Wasser besser halten zu können.

Lübnitz
Lübnitz

Im Verlauf der vergangenen Woche wurden an vielen Orten im Fläming durch viele Hände Esskastanienbäume gepflanzt, die in Zukunft die Öffentlichkeit zum Sammeln leckerer Früchte einladen werden. Von Brück bis Schlamau erklärten sich Menschen zu Paten von einem oder mehreren Bäumen, kümmerten sich um die Organisation der Pflanzung und werden für das Wässern in den Anwuchsjahren Sorge tragen.

Die Aktion fand im Rahmen der frisch angelaufenen Esskastanienkampagne der Frieda in Brück in Kooperation mit dem LandLab Projekt aus Schlamau statt. Das Team hinter der Kampagne ist überzeugt von der Bedeutung der Pflanze als zukunftsträchtiger Brotbaum für trockene Regionen und versucht daher in diesem Jahr, durch Aktivitäten Wissen zusammenzutragen und die Pflanze und ihre nahrhaften Früchte dem Fläming näher zu bringen.

Ausgangspunkt für das spontane Pflanzprojekt war jedoch der Agroforstplaner und Forstwissenschaftler Dr. Philipp Gerhardt, der am Ende der Saison seiner bundesweiten Planungs- und Pflanzdienstleistungen einige Bäume übrig hatte, die er bereit war für das Gemeinwohl zu stiften. Gemeinwohl heißt: Die Esskastanienbäume und vor allem die Früchte sollen allen zugänglich sein und dementsprechend an öffentlichen Orten platziert werden. Kaum war die Idee geboren, musste schnell gehandelt werden, denn die wurzelnackten Bäume mussten vor dem Austreiben in den Boden.

Christoph Berndt und Ulrich Jarke vom Schlosspark Wiesenburg mit der frisch gepflanzten Sorte „Marlhac“.

Das Kampagnenteam sprach die Zuständigen der Kommunen an, ob sie Interesse hätten Flächen für die Pflanzung von Kastanienbäumen zur Verfügung zu stellen, sofern sich Paten für die Pflege fänden. Darauf gab es einiges an Resonanz, und verschiedenste Bündnisse wurden geschlossen. Sowohl die Grünflächenverantwortlichen als auch die Ortsvorsteher leiteten Schritte in die Wege, sich an dieser regionalen Aktion zu beteiligen.

In Brück erklärte sich Bürgermeister Mathias Schimanowski selbst als Pate von vier Bäumen auf dem Festplatz am Planeteich und pflanzte sie eigenhändig. Die Grünflächenbeauftragte Karina Tischer der Stadt Bad Belzig veranlasste die Pflanzung von 13 Bäumen im Stadtgebiet durch den eigenen Bauhof und wird dafür auch die Pflege übernehmen. In Lübnitz aktivierte Ortsvorsteher Robert Warnke die aktive Dorfgemeinschaft, wo Bäume zwar auf privatem Grund, aber in öffentlicher Lage platziert wurden. Weitere Pflanzungen gab es in Trebitz, Werbig, Schlamau und Schmerwitz. Besonders freute sich das Kampagnenteam über die Pflanzung im Schlosspark Wiesenburg als wohl prominentester Standort.

Das Besondere an den Pflanzen ist, dass es sich nicht um „wilde“ Bäume handelt, sondern um Ertragssorten mit großen, gut schälbaren Früchten. Elementarer Hintergedanke, sowohl von Philipp Gerhardt als auch dem Kampagnenteam war es, neben Genuss und einer ökologischer Motivation damit auch die Dorfgemeinschaften zu stärken und auch die Beziehung der Menschen zur Landschaft.

(Artikelfoto: Drei Schlamauerinnen pflanzen die Sorte „Bouche de Bétizac“.)

Visits: 48

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: