Ein Jubiläum der besonderen Art in Klepzig

Klepzig. „So eine Ehrenurkunde werde ich wohl in meiner Amtszeit nicht mehr unterschreiben“, sagte Frank Adam, Landesinnungsmeister des Tischlerhandwerks in Brandenburg. Er war gemeinsam mit Anke Maske vom Landesinnungsverband Brandenburg und Robert Wüst, dem Präsidenten der Handwerkskammer Potsdam zu einem ganz besonderen Jubiläum nach Klepzig gekommen. Hubert Münder, Tischlermeister aus Klepzig, beging kürzlich sein 70jähriges Meisterjubiläum. „Das ist nicht alltäglich, das ist schon was“, so Robert Wüst, der den Platin Meisterbrief überreichen durfte.

Der fast 92 jährige Hubert Münder war sichtlich gerührt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau hat er den Traditionsbetrieb, der bereits seit 1776 besteht, nach dem zweiten Weltkrieg weitergeführt und ausgebaut.

Gebürtig in Klepzig und auch dort aufgewachsen war er bei Kriegsende noch zu jung, um eingezogen zu werden. Gott sei Dank, kann man heute nur sagen. Sofort nach Kriegsende begann er seine Lehre. Damals wurden vor allem Möbel, Fenster und Türen gebaut, um alles wieder aufzubauen. Aber auch große Holzkoffer für die Umsiedler. Bald schon reifte in ihm der Entschluss, den Meistertitel zu erlangen. Sein Meisterstück, ein Bücherschrank, steht noch heute in der Wohnung.

Als jüngstes von vier Geschwistern stand er vor der Herausforderung, den Familienbetrieb zu erhalten. Schon in den fünfziger Jahren begann Hubert Münder, den Betrieb zu erweitern. Das ging natürlich nicht ohne eine starke Frau an seiner Seite, der „Frau Meisterin“, wie es früher hieß. „Mit Elfriede hat er das große Los gezogen, das konnten wir alle miterleben“, so sein Sohn Ralf Münder, der auf der kleinen Feier noch einmal das Leben seines Vaters Revue passieren ließ.

Zwei Kinder zog das Paar groß. Inzwischen gibt es vier Enkel und sieben Urenkel. Die Kinder waren von Anfang an in den Betrieb mit eingebunden. „Ich kannte gar nichts anderes, als nach der Schule in der Werkstatt zu sein“, so Ralf Münder, der den Betrieb heute leitet. Einen weiteren Firmensitz gibt es in Bad Belzig.

Die Familie hatte für Hubert Münder immer einen großen Stellenwert. Aber nicht nur die, sondern auch die Mitarbeiter. Der Kontakt zu seinen Angestellten war Hubert Münder immer wichtig, aber auch der zu seinen Kollegen aus den anderen Tischlereien der Region. Einige von ihnen waren zum Gratulieren natürlich dabei. „Das höchste Gute eines Betriebes sind die Beschäftigten, alles andere kann man kaufen“, sagte Hubert Münder. Nach diesem Grundsatz handelte er sein Leben lang. Viele Jahre zu DDR-Zeiten arbeitete er als Werklehrer in Lehnsdorf. Diese Arbeit mit den Kindern war auch für seine eigene Entwicklung bedeutend und hat ihm immer viel Spaß gemacht.

In den 45 Jahren seiner Betriebsführung hatte er 30 Mitarbeiter, immerhin sieben davon hat er zur Meisterprüfung geführt. Er selbst hat in den Siebzigern den Abschluss der 10. Klasse nachgeholt, denn nach dem Krieg war es fast üblich, nach der 8. Klasse die Schule zu verlassen.

Aber Hubert Münder engagierte sich auch ehrenamtlich. So war er Obermeister der Innung und dort in verschiedenen Funktionen sehr aktiv. Einen kleinen Wettbewerb gab es immer mit dem Möbeltischler Michael Demko aus Brück. Auch dieser arbeitete als Werklehrer, kam als Flüchtling aus den slowakischen Karpaten. Beide überflügelten sich immer wieder gegenseitig, wessen Lehrlinge nun die besten waren. Und natürlich ließ es sich Michael Demko nicht nehmen, bei der Gratulationsrunde dabei zu sein. So bekam Hubert Münder nicht nur einen Baum, einen Ginkgo, von der Familie geschenkt, sonder auch gleich die passende Bank dazu. Dort kann er nun mit Ehefrau Elfriede in der Sonne sitzen, und sein Leben genießen. Auf Wunsch des Jubilars wurde zum Abschluss der Gratulationskur gemeinsam die Brandenburghynme gesungen.

Visits: 423

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Neueste Kommentare
Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Fläming 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: