Rädigke: Theater von der Kanzel

Rädigke. Ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche Maßnahmen und hinter starken Männern stehen kluge Frauen – das wusste man schon in der Antike. So machte der athenische Dichter Aristophanes aus einem eigentlich schrecklichen Ereignis eine Komödie, in dem die Athener Frauen die Hauptrolle spielten. Diese hatten von dem seit bereits 20 Jahren tobenden Krieg zwischen Athen, Theben und Sparta die Nase gestrichen voll und sannen auf eine Möglichkeit, diesen zu beenden. Die Athenerinnen erobern die Akropolis, bemächtigten sich der Kriegskasse und verbündeten sich heimlich mit den Frauen der beiden anderen Kriegsparteien. Sie verpflichteten sich zur Enthaltsamkeit und versuchen durch Liebesentzug ihre Männer zu bewegen, die kriegerischen Handlungen einzustellen. Und sie hatten Erfolg damit.

Die eindeutig zweideutigen Dialoge trugen zum Erfolg des Stückes bei, welches am vergangenen Samstag in der Kirche in Rädigke vom Verein „Theater in der Kirche“ aufgeführt wurde. Der Altar wurde zur Bühne, die Kirche selbst zum Teil der Aufführung.

Aber passt das überhaupt, Kirche und Schauspiel? Diese Frage stellte auch Pfarrer Matthias Stephan in seinen Begrüßungsworten. Ein „JA“ kam sofort von den anwesenden Kindern, immerhin ist ihr weihnachtliches Krippenspiel ja auch ein kleines Schauspiel. Aber er sieht dieses auch in jedem Gottesdienst. Agnes Weger und Franz Ackermann ist es zu verdanken, dass die Zuschauer in den Genuss dieses Erlebnisses kamen. „Eigentlich entstand es eher zufällig“, erzählt Agnes Weger, „ein Kollege in Berlin ist mit einem Techniker der Schauspieltruppe befreundet.“ Sie kam spontan auf die Idee, dass Rädigke eine geeignete Kirche dafür sei.

Der Verein wurde angesprochen, besichtigte die Kirche und sagte zu. Angefangen hat alles 2002 als die damalige künstlerische Leiterin Stücke mit ihren Schauspielschülern inszenierte. Bei der Aufführung der Jeanne d’Arc  gibt es eine Szene, in der die Jungfrau von Orleans  vom Podium herab verurteilt wird. So kam die Idee auf, das Stück in einer Kirche von der Kanzel herab zu spielen. Die ganze Sache kam so gut an, dass sich 2004 der Verein „Theater in der Kirche“ gründete, vorher war die Initiative rein privat. Man hat sich auf die Fahne geschrieben, Kirchen für die öffentliche Gemeinschaft zu erhalten und wieder zu nutzen, denn in Zeiten der DDR waren viele dem Verfall preisgegeben. Erst langsam besann man sich wieder auf das vorhandene Kulturgut.  Da kam es schon vor, dass die Kirche vor einem Auftritt erst mal von zentimerhohem Taubendreck befreit werden musste. Inzwischen haben sich die Auftritte des Vereins herumgesprochen. In diesem Jahr gibt es 12 Aufführungen. Die Schauspieler selbst sind teils Profis, teils aber auch Schauspielschüler, die so erste Erfahrungen sammeln können. Geeignet sind vor allem kleinere Kirchen, denn die Schauspieler legen großen Wert auf einen engen Kontakt zum Publikum. Natürlich ist da auch noch der finanzielle Aspekt. Der Verein ist wie fast jeder andere auch auf Spenden und Förderung angewiesen, denn der Eintritt für jede Veranstaltung ist kostenfrei. Eine enge Zusammenarbeit gibt es mit dem „Förderkreis Alte Kirchen e.V.“, weitere Unterstützung kam vom Land Brandenburg und der Sparkassenstiftung. Aber auch Kleinstspenden sind willkommen. Dazu können sich Interessierte auf der Internetpräsenz des Vereins www.theater-in-der-kirche.de informieren.

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