Naturpark Hoher Fläming: Spuren im Wald

Naturpark Hoher Fläming. Spuren im Wald heißt nicht nur, die Abdrücke der dort lebenden Tiere zu finden. Dazu gehören auch Spuren an Bäumen und die, welche forstliche Maßnahmen hinterlassen haben. Am vergangenen Samstag lud der Naturparkverein „Hoher Fläming“ zur ersten Försterwanderung im neuen Jahr ein. Diese Wanderungen gibt es schon seit 21 Jahren. Damals war das Naturparkzentrum noch im Aufbau gegriffen. Sie findet zweimal im Jahr statt. Im Februar können sich Interessierte noch einmal auf eine sieben bis zehn Kilometer lange Wanderung durch den Fläming mit Wolfgang Michelsson und Marina Czepel begeben.

Der Naturpark hat eine Fläche von 827 km², davon ist etwa die Hälfte bewaldet. Ehe es in den Wald ging, zeigte Wolfgang Michelsson, ehemaliger Förster, anhand von Fotos, kleinen Filmen und Trophäen, welche Tiere in unseren heimischen Wäldern leben. Besonders die Kinder fanden die mitgebrachten Trophäen sehr interessant und wussten teilweise sogar, zu welchem Tier sie gehören. Gerade deswegen war Familie Wiechmann extra aus Berlin angereist. Tochter Marta behandelt dieses Thema gerade in der Schule und nun konnte sie alles Gelernte auch in der wahren Natur sehen. Aber auch die jüngere Tochter Enie war mit Begeisterung dabei. So erfuhren die Anwesenden die Unterschiede der Geweihe bei den einzelnen Wildarten. So hat beim Rotwild zum Beispiel nur das männliche Tier ein Geweih. Das erste bekommen die Jungtiere nach einem Jahr. Um die Osterzeit wird dieses abgeworfen und es bildet sich ein neues und stärkeres. Heute darf man eine Abwurfstange, die man beim Spaziergang im Wald findet, nicht mehr einfach so mitnehmen. Der Jagdpächter muss gefragt werden, ansonsten ist es Wilddieberei. „Zu DDR-Zeiten war das anders“, erklärt Wolfgang Michelsson, „da gab es für ein Kilo 12 DDR-Mark.“ Daraus wurden dann unter anderem Knöpfe für Trachten hergestellt.

Auch die Jagd hat sich nach der Wende verändert. Früher gab es einen Abschußplan und niemand traute sich, etwas zu schießen, was nicht auf dem Plan stand. Diese Pläne gäbe es zwar heute auch noch, so Michelsson, aber es sei kaum kontrollierbar. Neben den typischen Wildarten gab es im Fläming auch Muffelwild. Es wurde in den siebziger Jahren im Fläming eingebürgert. Inzwischen sind aber alle Tiere wieder verschwunden. Viele interessierte natürlich die Anwesenheit des Wolfes in den Wäldern. Das konnte Wolfgang Michelsson anhand von Bildern einer Fotofalle belegen. Auch der passionierte Jäger ist dafür, den Wolf in das Jagdgesetz aufzunehmen. Was nicht heißt, dass er geschossen werden darf, denn das bedeutet bis zu zwei Jahre Haft und den lebenslangen Entzug der Jagderlaubnis. Aber es würde die Situation vereinfachen, ein verletztes oder angefahrenes Tier von seinen Qualen zu erlösen. Im Moment ist dazu zwingend die Bestätigung eines Tierarztes nötig, dass der Wolf nicht überleben würde.

Endlich ging es dann hinaus in die Natur. Die ersten Spuren fand die Gruppe bereits an einem Gartenzaun. Einen Maulwurfshügel. Oder doch nicht? Mit seinem Wanderstock testete Wolfgang Michelsson, wie die Gänge verlaufen. Sind diese gerade, ist es ein Maulwurf, verlaufen sie schräg, ist es eine Wühlmaus.

„Das war eine sehr informative und unterhaltsame Veranstaltung heute“, sagte Andreas Kallähne, “ bei der Wanderung kreuzte sogar ein Rudel Damwild, ca. 60 Damtiere, unseren Weg.“ Für ihn war es ein Blick über den Tellerrand und in die Geschichte der Forstwirtschaft der DDR. Als ehemaliger West-Berliner und seit fünf Jahren Bad Belziger hatte er in dieser Tiefe davon  bisher nicht so viel erfahren; eine schöne Abrundung des Jagdlichen. Spuren habe man auch reichlich gesehen wie vom Schwarzwild, Damwild und eine vom Raubvogel gerissene Taube, erzählt er. Der 57 jährige ist derzeit in der Vorbereitung zur Jagdprüfung und war froh, die gezeichneten Spuren auf den Informationsblättern endlich auch in der Natur sehen und so auch einschätzen zu können.

 

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