Klein Glien. “Ich bin ja schon länger jung, aber so etwas ist mir noch nicht begegnet”, so Bad Belzigs Bürgermeister am Dienstag auf dem alten Gutshof in Klein Glien – dem Domizil des Coworking Space Coconat. Roland Leisegang steht nicht allein auf dem Gutshof. Wiesenburgs Bürgermeister Marco Beckendorf, eine Reihe von Einwohnern, S-Bahn Freunde aus Berlin, Mitstreiter der Coconat-Idee und viele andere haben sich dort eingefunden und beobachten das Geschehen vor Ort. Statt der gewohnten Ruhe liegt Anspannung über dem Areal. Fotoapparate klicken, Handys filmen, eine Drohne fliegt. Und mitten drin, eine Handvoll Männer eines Kran- und eines Schwerlastunternehmens, die unbeeindruckt vom Pulk der Zuschauer ruhig und ausgeglichen ihrer Arbeit nachgehen. Obwohl ein Transport und eine Abladeaktion wie diese – die Überführung eines ausgedienten S-Bahn-Wagons – nicht täglich von ihnen zu erledigen ist.
Nachdem ein Schwerlasttransport bereits am Montag das S-Bahn-Werk in Berlin Schöneweide mit der besonderen Ladung verlasen hatte, traf er am Nachmittag im Coconat in Klein Glien ein. Tags darauf rollten zwei Kranfahrzeuge an, die den gut 30 Tonnen schweren Wagon vom Schwerlasttransporter auf das eigens dafür vorbereitete Gleisbett stellen sollten.
Das ganze dauerte gut drei Stunden, und auf höchste Anspannung folgte der Applaus der Umstehenden.
Im Coconat soll der ausgediente S-Bahn Waggon nach einer Instandsetzung als weiterer innovativer Arbeitsraum für lokales Coworking im ländlichen Raum genutzt werden.
Bürgermeister Roland Leisegang lobte diese Idee und die bereits angeschobenen Projekte aus dem Coconat, mit denen Zukunft gestaltet wird – in Bad Belzig und in der Gemeinde Wiesenburg/Mark. “Das Coconat ist ein Schmelztiegel für die Region und für zukunftsfähige Projekte”, so Leisegang weiter.
Wiesenburgs Bürgermeister Marco Beckendorf bezeichnete das Projekt als ein “weiteres inspirierendes Zeichen” aus dem Coconut.
Für Robin Gottschlag vom Historischen S-Bahn Verein Berlin heiß es im Anschluss, Abschied von der 93 Jahre “alten Lady” zu nehmen. Für Janosch Dietrich, Mitgründer des Coworking Space Coconat in Klein Glien, hatte er die Kopie eines Betriebsbuches dabei. Darin enthaltend, viele spannende Daten. So unter anderem, dass der S-Bahn Waggon 1927 gebaut wurde, dass er 1943 bei einem Luftangriff auf Berlin leicht beschädigt wurde und das er über 70 Jahre das Berliner Stadtbild prägte. Nach fünf Millionen Kilometern durch Berlin und Brandenburg wurde der S-Bahn Waggon im Februar 1989 in den Ruhestand geschickt und kam 1991 in den Besitz des Vereins.
Weil aber auch eine “alte Lady” eine Zukunft braucht und im Coconat Zukunft gestaltet wird, war die Bewerbung des CoworkingSpace Coconat erfolgreich. Der Verein verkaufte den Wagon, der jetzt zum Herzstück des neu konzipierten Coworking-Campus auf dem Gelände des Coconat und Teil des Smart Village Campus Wiesenburg/Bad Belzig wird. Die Anschaffung wurde durch das Modellprojekt Heim[at]office von Neuland 21 aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert.
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