Lüsse, Louis Eitel, Walz

Louis Eitel – Aus Lüsse auf die Walz

Lüsse. Wie so viele junge Menschen zieht es auch Louis Eitel hinaus in die Welt. Statt mit dem Ferienflieger oder einem Austauschprogramm geht der 20-jährige Lüsser jedoch auf traditionelle Wanderschaft als Zimmermann.

Seit dem Spätmittelalter schon gehen junge Handwerksgesellen auf Wanderschaft. Bis zur beginnenden Industrialisierung war die Walz, oder Tippelei, wie die Wanderschaft auch genannt wird, sogar Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung. Heute wandern nur noch wenige Gesellen und Gesellinnen, trotzdem wurde die Wanderschaft 2015 im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturebers der UNESCO ausgezeichnet.

Der alte Brauch der Wanderschaft hat den frisch gebackenen Gesellen schon lange interessiert. Auch sein Ausbilder, Zimmerermeister Maik Gerhardt aus Raben war einst als „Fremder Freiheitsbruder“ auf Wanderschaft. So wurde dann im Laufe der Ausbildung aus einem abenteuerlichen Traum ein konkreter Plan, auf den Louis Eitel am vergangenen Sonnabend, auf einer zünftigen „Losgeh-Feier“ ganz traditionell und im wahrsten Sinne des Wortes „festgenagelt“ wurde.

Zusammen mit einem erfahrenen Wandergesellen, der ihn „losbringt“ und die ersten drei Monate der Wanderschaft begleitet, will sich Louis Eitel erst einmal treiben lassen und einfach möglichst unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Guèdelon, eine Burg in Frankreich, die nach den Prinzipien der experimentellen Archäologie gebaut und mit handwerklichen Mitteln und Methoden aus dem Mittelalter gebaut wird, würde den Lüsser reizen, auch eine Fahrt als Schiffszimmermann nach Übersee kann sich der abenteuerlustige Zimmerer vorstellen. Dass er nun dem beschaulichen Lüsse für drei Jahre und einen Tag auf 50 Km fernbleiben muss, bekümmert ihn nicht, denn schließlich ist bei einer solche Wanderschaft, zu Fuß oder per Anhalter, in Kluft mit nichts als dem charakteristischen Tuchbündel und dem imposanten Wanderstock, dem Stenz als Gepäck, der Weg das Ziel, und die Fremde und das Abenteuer der Ansporn.

So war es dann auch eine ausgelassene bunte Truppe aus Freunden, Familie, Nachbarn, heimischen Gesellen und Meistern und natürlich wandernden Gesellen und Gesellinnen, die Louis nach alter Tradition über das Ortschild hoben und ihn mit einem weinenden und einem lachenden Auge ziehen ließen.

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