LAG Havel-Fläming, LGD KOLD, MAS Spiš

Besuch bei der slowakischen Partner-LAG in der Hohen Tatra

Vor 10 Jahren, am 19. Mai 2011, wurde der erste Kooperationsvertrag zwischen der deutschen Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Fläming-Havel aus Brandenburg und der polnischen Lokalen Aktionsgruppe LGD KOLD aus Großpolen unterzeichnet. Seitdem wird die Partnerschaft gepflegt und aktiv gelebt.

Aufbauend auf den Erfahrungen aus der bisherigen internationalen Zusammenarbeit wurde 2019 die bestehende Kooperation mit der polnischen LGD KOLD um die Partner-LAG MAS Spiš aus der Slowakei erweitert. Im Mittelpunkt des aktuellen Projektes mit Förderung aus dem europäischen Landwirtschaftsfond steht das gegenseitige Kennenlernen von aktiven europäischen LEADER-Regionen und der Kultur der Bewohner. Durch die Mitwirkung an den Veranstaltungen besteht gleichzeitig die Möglichkeit, für die eigene Region zu werben.

Erstes Treffen in Deutschland

Ein erstes Treffen organisierte die LAG Fläming-Havel im Juni 2019 zum Thema „Freizeit, Sport und Tourismus in der Region Fläming-Havel“. Aus allen drei Regionen nahmen jeweils 15 Personen teil. Geocaching in Bad Belzig, Skaten in Brück, Bowling in Bad Belzig wurden von den Teilnehmern mit großem Interesse ausprobiert. Im Umfeld und Park der Reha-Klinik gab es die Möglichkeit, zunächst unter fachlicher Anleitung von Physiotherapeuten Nordic Walking zu üben und dann das Kneippbecken zu nutzen, was bei dem heißen Wetter rege in Anspruch genommen wurde. Am zweiten Tag ging es mit dem Bus zum KiEZ Bollmannsruh am Beetzsee und dort per Kanu aufs Wasser.

Besuch in Polen

Beim Besuch in der polnischen Partnerregion stand die Kultur im Vordergrund – es gab ein Konzert mit Weihnachtsliedern. Beim Weihnachtsliederfestival, welches jährlich in Lwowek ausgetragen wird, beteiligten sich so auch die Singegruppen und Chöre der Partnerregionen der LAG. Jeweils 2 Lieder wurden unter großem Beifall gesungen.

Jetzt zu Besuch in der Slowakei

Mit über einem Jahr Verspätung konnte nun endlich auch in die Slowakei nach Kežmarok gestartet werden. Auch wenn so einige Corona Regeln eingehalten werden mussten, so war eine Impfung Pflicht und eine vorherigen Anmeldung zur Einreise, machten sich zwölf Teilnehmer auf den langen Weg in die Hohe Tatra. Bei diesem Treffen stand die Kulinarik im Mittelpunkt, es gab einen Kochwettbewerb. Aber natürlich lernten alle auch die wunderschöne Landschaft kennen. Nach einer fast 16 stündigen Busfahrt, bedingt durch ein hohes Verkehrsaufkommen und viele Staus, besonders um Krakau, fielen aber alle erst einmal müde ins Bett. Denn der nächste Tag sollte noch einmal anstrengend werden.

Es ging ein stückweit in die Berge zu einer Wanderung. Jedoch unterteilt in verschiedene Schwierigkeitsgrade, so dass sich jeder aussuchen konnte, was er sich selbst zumutete. Aber egal, welchen Weg man nahm, alle haben die Landschaft und die Aussicht genossen. Da waren Kameras und Handys im Dauerbetrieb. Nach einem zünftigen Kesselgulasch im Freien trafen sich alle am Abend zu einem gemütlichen Beisammensein. Natürlich wurden dort auch viele Gastgeschenke ausgetauscht. So hat nun Regionalmanager Heiko Bansen gleich eine tolle Dekoration für die neuen Räumlichkeiten der LAG in der Roten Villa in Wiesenburg – ein großes Glas, bepflanzt mit Kakteen und Sukkulenten.

Am Sonntag wurde erst einmal Kežmarok ausführlicher in Augenschein genommen. Die kleine Stadt kann man etwa mit Bad Belzig vergleichen. Ein hübsches kleines Zentrum, in dem viel restauriert wurde und welches teilweise für den Verkehr gesperrt ist. Auffallend sind die vielen Kirchen, am beeindruckendsten ist wohl die Holzkirche. Folgendes findet man auf Wikipedia zur Stadt:

„Käsmark, wurde im 13. Jahrhundert von den Zipser Sachsen durch Zusammenschluss eines slowakischen Fischerdorfs, einer ungarischen Grenzwache und einer deutschen Siedlung gegründet. 1269 wurde der deutschen Siedlung das Stadtrecht verliehen und 1380 stieg sie zu einer königlichen Freistadt auf. Seit 1440 hatte auch der Graf der Zipser Sachsen in Käsmark seinen Sitz, in diese Zeit fällt auch der Bau der Stadtburg 1463.

Bis ins 20. Jahrhundert hatte die Stadt eine deutsche Bevölkerungsmehrheit. Noch 1944 stellte die deutsche Minderheit zirka 1/3 der Einwohner. Damit war sie die wichtigste Stadt der Karpatendeutschen. Zudem verfügte Kežmarok über eine aktive jüdische Gemeinde, welche bis 1940 etwa 14 % der Bevölkerung ausmachte. In der Zeit der Ersten Slowakischen Republik, einem Satellitenstaat („Schutzstaat“) des nationalsozialistischen Deutschlands, wurden unter Beteiligung von Hlinka-Garde (im Jahre 1944 auch der SS) 75 % aller in der Stadt lebenden Juden in Arbeitslager und schließlich Vernichtungslager deportiert, einige fielen Exekutionen zum Opfer. Die Verfolgungen kulminierten in den Jahren 1942 und 1944. Während im Jahre 1940 die jüdische Gemeinde etwa 1200 Personen zählte, waren es Anfang 1944 nur noch 118. Die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Beta) von Yad Vashem verzeichnet namentlich etwa 700 jüdische Bewohner, die vor dem Krieg in Kežmarok gelebt hatten, größtenteils deportiert und im Holocaust ermordet wurden. In der Stadt selbst wurden mindestens 54 Juden ermordet, darunter 43 verbliebene jüdische Bewohner.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten alle Deutschen die Region verlassen. Viele von Ihnen fanden in Brück eine neue Heimat.

Am Nachmittag ging es fast bis zum Fuß der Hohen Tatra, in einen Golfclub, wo auch der Kochwettbewerb stattfand. Jede Gruppe hatte dazu ein landestypisches Gericht vorbereitet. Das hieß für den Fläming natürlich: Frikassee. Schief gehen konnte dabei eigentlich nichts, denn die Truppe hatte Hans-Joachim Kalkofen dabei. Die meisten werden ihn als ehemaligen Chefkoch der Springbachmühle kennen. Jetzt ist er Rentner, aber immer noch aktiv, um verschiedene kulinarische Projekte in der Region mit umzusetzen.

Während die Köche fleißig am schnippeln waren, probierten sich die anderen beim Golfen aus oder genossen einfach den schönen Ausblick. Eine vorher bestimmte Jury probierte sich dann durch alle drei Gerichte. Am Ende gab es für die Flämingköche den bronzenen Kochlöffel. Sieger wurden die Slowaken, die vielleicht auch einen kleinen Heimvorteil hatten. Aber schließlich ging es nicht ums Gewinnen, sondern um den Spaß und die Freude. Fazit der Mitfahrer – es waren erlebnisreiche, aber auch anstrengende Tage. Die Rückfahrt hatte es dann noch einmal in sich mit 15 Stunden. Heiko Bansen von der LAG hofft, dass die Partnerregionen auch nach 2023 als LEADER-Region bestätigt werden, damit die Zusammenarbeit und der gegenseitige Austausch fortgesetzt werden kann.

(Artikelfoto: Alle Teilnehmer aus der Slowakei, Polen und Deutschland)

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