Allianz Wolf Brandenburg: “Hände weg vom Wolf in Brandenburg – Keine Jagd auf Wölfe in Brandenburg”

Bad Belzig. Brandenburg habe zu viele Wölfe, so behauptete das “Aktionsbündnis Forum Natur” (AFN) in einer Presseinformation vom 27.01.20221. Daher sollten in Brandenburg nun jedes Jahr 80 dieser streng geschützten Tiere durch Jäger erschossen werden, fordert das AFN. Wer und was steckt dahinter?

Das AFN ist kein Naturschutzbündnis. Dieses Bündnis dient dem “Greenwashing” von Deutschem Jagdverband (DJV), Deutschem Bauernverband (DBV), Waldbesitzern (AGDW) und anderen Profiteuren der Natur. Die Mitglieder des AFN stehen für Ausbeutung und Töten von Nutz- und Wildtieren zu kommerziellen Zwecken oder für Hobby und Spaß. Dabei steht ihnen der heimgekehrte Wolf im Wege. Darum soll der “Graue” möglichst wieder ganz aus der Natur in Deutschland verschwinden. Dafür hätten die AFN-Akteure den Wolf gerne im Jagdrecht und sicher auch als Trophäe über dem Kamin. Sie möchten Blut sehen und tote Wölfe. Heiko Granzin, Hofadvokat deutscher Jägerschaft macht daraus keinen Hehl:

„Meinetwegen soll der Grauhund zur Hölle fahren! … immer wenn ich irgendwo lese, dass einer der Grauen auf der Autobahn zu Brei gefahren wurde, huscht ein Lächeln über mein Gesicht.” (2)

Zu den Zahlen und Fakten in Brandenburg:

Aktuell leben hier laut offiziellen Angaben des LfU Brandenburg in 57 bestätigten Territorien 49 Familien (Rudel) mit Welpen und 8 Paare ohne Reproduktion. Daraus ergibt sich laut Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie eine Populationsgröße von 114 geschlechtsreifen Wölfen in Brandenburg. Jede Wolfsfamilie besteht in der Regel aus den beiden Elterntieren mit ihrem Nachwuchs der letzten beiden Jahre und beansprucht hier einen 200 bis 300 km2 großen Lebensraum. Dieser wird gegen familienfremde Wölfe verteidigt.

So pendelt sich die Wolfspopulation in Brandenburg nach Besetzung aller geeigneten Wolfs-Lebensräume ganz natürlich auf einer jährlich schwankenden Größe ein. Schwankungen beruhen auf ausbleibenden Geburten, einer Sterblichkeit bei Wolfswelpen von bis zu 50 Prozent im ersten Lebensjahr sowie auf anderen Todesursachen. Ein vom AFN beschworenes “aus dem Ruder laufen” der Wolfszahlen gibt es von Natur aus nicht.

Die gebietsspezifische Oberzahl an Wölfen bestimmt die Natur. Die Jägerschaft braucht es dazu ebenso wenig wie das vom AFN bemühte mathematische Modell zur Berechnung “akzeptabler” oder “tragbarer” Wolfspopulationsgrößen. Ein mathematisches Modell liefert nur ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit. Auch obliegen Eingangsdaten und Auslegung modellierter Zahlen den Absichten der Nutzer. In diesem Falle wären das AFN und voran der DJV. Diese aber taugen dazu nicht, denn die Jägerschaft fördert seit jeher erwünschte Arten massiv, während unerwünschte Arten wie der Wolf auf Restbestände dezimiert oder gar ausgerottet wurden. (3)

Die Absichten des AFN scheinen klar. Als Wissenschaftlichkeit getarnt, dient die angepriesene Modellierung auf Basis irreal überzogener Wolfsrudelgrößen nur einem Ziel, wieder zur Jagd auf Wölfe zu blasen und deren systematische Tötung zu rechtfertigen. “Die Modellarbeit an den Computern hat längst das Faktische verlassen und ist ins Normative übergewechselt”, so der renommierte deutsche Zoologe, Evolutionsbiologe und Ökologe Prof. J. H. Reichholf. (3)

Hier noch einige bedenkenswerte Zahlen und Fakten: Das AFN will den Wolfsbestand in Brandenburg auf 510 Tiere “einpegeln”. Nicht nur ökologisch unsinnig und unethisch, lässt sich eine solch genaue Zahl in freier Wildbahn auch nicht überprüfen. Bis heute gibt es nicht einmal genaue Zahlen zu den Populationen an Schalenwild, den bevorzugten Beutetieren des Wolfes.

Genauestens bekannt dagegen ist, dass in Brandenburg über 2.500.000 Menschen, rund 500.000 Rinder, über 700.000 Schweine, etwa 70.000 Schafe und rund 40.000 Pferde leben. Demgegenüber stehen die aktuell etwa 114 bestätigten adulten Wölfe plus 173 Welpen in Brandenburg. Für ein “aus dem Ruder laufen” der Brandenburger Wolfspopulation sprechen diese Zahlen ganz sicher nicht. Vielmehr liegt Brandenburg hiermit in einem traurigen und beunruhigenden globalen Trend. So beträgt der Anteil an Wildtieren an der globalen Biomasse aller Säugetiere nur noch 4 Prozent. “Nutztiere” machen dagegen 60 Prozent und Menschen 36 Prozent aus. (4)

Brandenburg hat alles andere als zu viele wilde Wölfe. Das trifft auch auf weitere Spitzenprädatoren wie den Luchs zu. Deren brutale Verfolgung und Ausrottung durch den Menschen begann vor etwa 15.000 Jahren mit der Haltung von “Nutztieren”. Nutztierhaltung ist der heute weltweit größte Treiber von Naturzerstörung, Artenverlust und Klimawandel. Schuld daran ist der massive Überkonsum tierischer Produkte durch die Menschen vor allem in den Industrienationen. Anstatt weniger Wölfe braucht Brandenburg weniger “Nutztiere” in Stall und auf der Weide. Nur so bekommen Wildtiere wieder mehr Naturlebensraum zurück und die regionaltypische Artenvielfalt erhält dadurch eine echte Chance auf Zukunft. Davon hängt letztlich auch die Zukunft der Menschheit auf diesem Planeten ab. “Denn beim Verlust der biologischen Vielfalt überschreiten wir die planetaren Belastungsgrenzen massiv, wahrscheinlich sogar noch stärker als bei der Klimakrise. Und so nennen nicht nur Umweltverbände, sondern sogar das Welt-wirtschaftsforum den Verlust der Biodiversität als eins der größten Risiken für unseren Planeten.” (5)

Die friedliche Koexistenz und das gemeinsame Überleben von Mensch und “Biest” in Natur und Landschaft brauchen Management und Kontrolle. Wölfe durch Jagd dezimieren gehört nicht dazu. Was Brandenburg und Deutschland wirklich brauchen, ist deutlich mehr unberührte und jagdfreie Natur. Bis Ende dieses Jahrzehnts sollen laut UN-Plan weltweit etwa 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter strengen Schutz gestellt werden und diese höchstens naturangepasst genutzt werden. (6)

Dahinein und ausschließlich natürlich reguliert, gehören in Brandenburg und Deutschland die einheimischen Spitzenbeutegreifer wie Wolf, Luchs und Bär. Die tatsächlich bedrohlich aus dem Ruder gelaufene massenhafte und naturzerstörende Haltung von “Nutztieren” in Stall und auf Weiden sowie die Jagd als tradiertes und blutiges Hobby von lediglich knapp 0,5 Prizent der deutschen Bevölkerung erfordern dagegen strengeres Management und erhebliche Einschränkung. So fordern wir, Hände und Waffen weg von Wolf und anderen wilden Beutegreifern und Schluss mit Jagd, vorerst in designierten Schutzgebieten!

1 Presseinformation des Aktionsbündnis Forum Natur, 2022: “Verbände schlagen Modell zur Berechnung des Akzeptanz-bestandes für Wölfe vor – in Brandenburg müssen ab diesem Jahr jährlich 80 Wölfe entnommen werden!”, 27.01.2022
2 Granzin, H., 2021: “Notwehr gegen den Wolf – Handlungsempfehlungen”, Deutsche Jagdzeitung (DJZ), 15.02.2021
3 Reichholf, J.H., 2015: “Mein Leben für die Natur – Auf den Spuren von Evolution und Ökologie”, 638 Seiten
4 Bar-On et al., 2018: “The biomass distribution on Earth”, PNAS, 115 (25)
5 Gesenhues, J.-N., 2022: “Rettungsmission für biologische Vielfalt”, Neues Deutschland (nd), 23.02.2022
6 Vaughan, A., 2021: “UN plan would protect 30% of oceans and land to stem extinctions”, NewScientist, 3343 (17.07.2021)

(Pressemitteilung der Allianz Wolf Brandenburg)

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