Zixdorf. „Ich mache Luftsprünge, es ist eine wunderbare Nachricht, ich habe es erhofft aber nicht so schnell damit gerechnet“, sprudelte es aus Gabi Eissenberger heraus. Die Nachricht, die sie erfreute, brachte der Sprecher des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Kai-Uwe Schwinzert, mit. „Ab dem 2. Mai 2022 wird der X2 in Zixdorf halten“, verkündete Schwinzert vor laufender Fernsehkamera und vor rund 25 Bürgern.
Am Freitag, 22. April 2022 hatten die sich für einen Halt einsetzenden Bewohner aus Zixdorf und Garrey auf dem Dorfanger eingefunden, um das Thema mit dem „blauen Bus“, dem Robur des rbb zu diskutieren und ihre Sicht der Dinge darzulegen.
Redakteur Michael Scheibe hatte sein Team mitgebracht. Zwei Kameraleute und ein Toningenieur. Scheibe hatte sich tief ins Thema vertieft und hatte Kommunalpolitiker eingeladen. Linthes Bürgermeister war ebenso dabei wie Andreas Grünthal, der Ortsvorsteher von Garrey/Zixdorf. Mit Tino Bastians und Andreas Koska waren zwei Mitglieder des Verkehrsausschusses des Kreistags dabei. Als Überraschung und zur Unterstützung des Anliegens war der Boßdorfer Ortsbürgermeister, Werner Matthes, dabei.
„Wir haben zwei Jahre gekämpft, jetzt haben wird erreicht, dass der Bus hält“, berichtete Matthes. In seinem Dorf wurde eine Bedarfshaltestelle eingerichtet. Sie soll ebenso wie der Halt in Zixdorf mindestens bis zum Jahresende Bestand haben.
Die Regionalbuslinie X2 verbindet die Brandenburger Kreisstadt Bad Belzig mit der Kreisstadt Lutherstadt Wittenberg. Die Expresslinie hat im sachsen-anhaltinischen Ort den Anschluss an den ICE nach Leipzig und verkehrt stündlich. Die Buslinie gilt als Erfolgsmodell. Da die Bundesstraße 2 im Augenblick aufgrund von Baumaßnahmen gesperrt ist wird die Linie über Zixdorf und Boßdorf umgeleitet. Sonst fährt sie von Niemegk über Hohenwerbig, Zeuden und Marzahna in die Lutherstadt,
„Wir sehen den Bus nur vorbeifahren, unsere Forderung geht nicht nach einer neuen Linie, sondern nur nach einem Stopp, kleine Sache aber großer Nutzen“, Ortsvorsteher Andreas Grünthal argumentierte zu Beginn der Diskussion. Eissenberger und die Unterstützer wie zum Beispiel Juliane Barten sehen es genauso. „Zusätzlich kommt dazu, dass bei uns jetzt vier ukrainische Familien leben, die regelmäßig zum Sprachunterricht, Kita und Schule nach Niemegk müssen, bislang wurde das privat organisiert, der Bus würde zu einer Entlastung führen“, ergänzte Eissenberger.
Für Niemegks Bürgermeister, Joachim Linthe, ist der Umweltschutzaspekt ebenfalls von Bedeutung. „Damit könnte man in einigen Haushalten ein Auto einsparen“, so Linthe. Anne Schick würde den Bus gern nutzen. „Jetzt muss man fünf Kilometer nach Niemegk zur Haltestelle fahren, um dann mit dem X2 wieder durch das eigene Dorf gefahren zu werden“, berichtete Schick. Juliane Kort-Funke war aus Neuendorf bei Niemegk gekommen, um Solidarität zu bezeugen. Peter Adler ist selbstständig tätig und betonte, dass er sich das schon immer gewünscht hätte. Als Elterntaxi war er mit seiner Tochter zum Sport, zum Schwimmbad und manch einer anderen Freizeitaktivität unterwegs.
Kai-Uwe Schwinzert erklärte den Prozess vom Wunsch bis zur Genehmigung eines möglichen Halts und wies auf Probleme hin. „Halte kosten Geld, die Linienführung muss vom Land bewilligt werden und die Anschlüsse in Wittenberg sowie Bad Belzig müssen sicher erreichbar sein“, so der Sprecher. Bislang hat der Fahrgast in Wittenberg rund eine Viertelstunde Zeit für den Umstieg. Er forderte auch, dass der Bus genutzt werden soll, wenn er hält. In Zixdorf wohnen 60 Bürger, im benachbarten Garrey 100.
Neben den sofortigen Halt forderten die Bürger auch eine dauerhafte Bedienung des Dorfes. „Auch nach Abschluss der Straßensperrung der B2 sollte der X2 zumindest im Wechsel mit der regulären Fahrstrecke hier entlangfahren“, forderten Eissenberger und Grünthal. Sie wünschen sich einen zweistündigen Rhythmus.
Diese Forderung nahm Andreas Koska auf. Er ist sachkundiger Bürger im Verkehrsausschuss des Kreistages für Bündnis 90/Die Grünen. „Wir werden einen Antrag formulieren und hoffen, dass die anderen Fraktionen dem zustimmen“, sagte Koska.
Obwohl der X2 ohne Halt an den Demonstranten vorbeifuhr, winkten diese fröhlich, denn die Nachricht, dass sie bald einsteigen können, führte zu einem Beifallsturm, der auch dem rbb samt „Robur“ galt.
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