Jens Höhne

“Was bewegt Dich?” – Interview mit Jens Höhne aus Bad Belzig

Bad Belzig. Fläming 365 und Zauche 365 fragen 30 Menschen, was sie aktuell besonders bewegt. Unser Ziel ist eine Momentaufnahme des Denkens und Fühlens der Menschen in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der in der Folge auftretenden Probleme und Konflikte. Wir wollen Leserinnen und Leser zum eigenen Nachdenken anregen.

Interviewpartner bei diesem Interview ist Jens Höhne. Er ist 46 Jahre alt und lebt seit 2013 im Fläming und seit knapp vier Jahren in der ZEGG-Gemeinschaft. Der gebürtige Brandenburger ist selbstständig als Baumpfleger, arbeitet im Handwerker*innenteam des ZEGG und ist auch im Bildungszentrum des ZEGG als Gruppenleiter tätig.

Was beschäftigt dich im Moment?

Mich beschäftigt viel, wie wir uns als Menschen und Gesellschaft weiter entwickeln können, so dass wir irgendwie diesen Punkt erreichen, nachhaltig leben zu können. Auch für unsere Kinder und Enkelkinder – wie wir das hinkriegen. Die Dringlichkeit ist vollkommen klar. Ich merke es überall, ich sehe das auch in meiner Arbeit in der Baumpflege. Es sterben wahnsinnig viele Bäume, und der Klimawandel ist einfach da.

Dann habe ich noch eine weitere Frage. Wir haben ja eine ziemliche Wohlstandskultur. Ich habe so das Gefühl, ich in meiner Generation habe über meine Großeltern noch ein bisschen mitbekommen, dass sie aus wenig bis keinem Wohlstand kamen, der sich dann erst so entwickelt hat. Ich bin jetzt mittendrin und sehe auch, wie meine Kinder in einem totalen Wohlstand leben. Ich habe aber gleichzeitig die Ahnung, dass sich das nicht auf Dauer halten kann. Ich bin neugierig, wie diese Veränderung dann stattfinden kann, ohne das wir in etwas Altes zurückfallen, also von wegen „Dann muss man halt die Zähne zusammenbeißen“.

Wie sieht das aus, was wir da vorhaben? Kollektive Intelligenz und Vielfalt sind für mich die wesentlichen Stichpunkte, wo es langgehen kann. Ich glaube, dass das nur funktionieren kann, wenn wir die vielen Möglichkeiten, die jede*r Einzelne mitbringt, irgendwie zusammen kriegen.

Ist es eine Lösung, wenn wir alle in Ökodörfern leben würden?

Es kann Teil der Lösung sein, es ist aber nicht die Lösung für alles. Weil ich in einer ökologisch ausgerichteten Gemeinschaft lebe, sehe ich, dass das eine Möglichkeit ist, aber nicht die, wo alle mitmachen müssen. Das ist einfach eine Variante. Ich glaube, dass es schon darum geht, dass die Menschen wieder mehr zusammenkommen und auch mehr miteinander etwas zu tun haben. Das kann aber total unterschiedlich aussehen – Familien, Netzwerke, was auch immer. Und Netzwerke entstehen ja total viele immer wieder neu.

Weil ich ja selbst ein Freund von Vielfalt und Komplexität bin – und mich selbst ja auch zum Beispiel in meiner Rollendefinition nicht als Mann oder Frau, sondern irgendwo dazwischen sehe und auch weiß, dass das ganze einfach viel komplexer ist – beschäftigt mich auch die Frage, wie wir uns auf diese Komplexität einstellen können. Wie können wir Menschen damit entspannt umgehen? Was hilft uns auf diesem Weg? Diese Frage stelle ich mir wirklich mit einer großen Offenheit. Das kann ganz vieles sein. Ich bin einfach neugierig auf die verschiedensten Varianten, die es da gibt. Mich spricht alles an, was für Veränderung steht. Weil, darin besteht ja vielleicht eine Möglichkeit.

Wie können wir generell offen und neugierig bleiben? Auch wenn Wissenschaftler uns alles Mögliche über die Zukunft voraussagen, dass wir trotzdem offen dafür sind und wach, was da kommt. Was braucht es dafür? Da schließt sich für mich der Kreis – da ist es wichtig, dass wir Vielfalt leben, Dinge ausprobieren und Möglichkeiten, die wir haben, nutzen. Weil es wunderbar ist, wie viele Möglichkeiten wir gerade haben.

Was geht dir zum Weltgeschehen und speziell dem Krieg in der Ukraine durch den Kopf?

Beim Krieg in der Ukraine sehe ich, dass sich da noch mal Muster abarbeiten, die wie Nachwehen aus dem Kalten Krieg und der Ost-West-Trennung sind. Dieser Machtkampf zwischen den Supermächten ist noch nicht vorbei, sondern da irgendwie voll im Gange. Insgesamt auf der Welt sehe ich auch, dass sowohl in Krisengebieten als auch zum Beispiel in Katar, es noch viel darum geht, Grenzen abzustecken und Machtbereiche zu sichern. Da tun sich bei mir Fragezeichen auf, weil es wieder dieser Ausdruck von der Anhäufung von Reichtum ist. Wo wir doch eigentlich, wenn wir die Augen aufmachen, sehen könnten, dass wir das gar nicht brauchen, sondern eher schauen sollten, wie wir diesen Planeten so behandeln können, dass er auch für andere noch schön ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Alle Was-bewegt-dich-Interviews auf Fläming 365 findest du HIER. Außerdem empfehlen wir dir auch die entprechenden Interviews auf Zauche 365)


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