Fredersdorf hat Zukunft

Fredersdorf. 22 Dörfer aus ganz Deutschland beteiligen sich am Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. 1.107 Dörfer waren insgesamt in der 27. Runde des Wettbewerbs dabei. Unter den 22 Finalisten kann die Jury, nach einem Besuch der einzelnen Dörfer, neben Medaillen mit Preisgeldern auch Sonderpreise beispielsweise für herausragende Projekte im Biotopschutz oder bei der Klimaanpassung verleihen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird die ausgezeichneten Dörfer am 30. Juni verkünden. Beim Wettbewerb wird besonderes Augenmerk auf ehrenamtliche und gemeinschaftliche Aktivitäten gelegt. Jedes der Dörfer wird drei Stunden lang von einer 24 köpfigen Jury besucht. Gestartet wurde in diesem Jahr nach der Auftaktveranstaltung in Fredersdorf. Das 355-Seelen-Dorf hatte sich akribisch auf den Besuch vorbereitet.

„Als kleines Dorf soweit gekommen zu sein, das ist schon was“, sagte Anett Haseloff kurz vor Eintreffen der Jury. Die Aufregung stand allen ins Gesicht geschrieben. Aber Fredersdorf, wäre nicht Fredersdorf, wenn nicht schon die Präsentation etwas ganz Besonderes gewesen wäre. Die Jurymitglieder wurden immer wieder aufs Neue überrascht. Das begann schon mit der Begrüßung durch Thomas Haase. „Schön, det jeei uns besüeken, denn hier jebbt et ville Interessantet de entdeckene“, hieß es auf Platt und schrieb sicher einigen Jurymitgliedern Fragezeichen ins Gesicht. Zusätzlich gibt es auch ein neues Ortsschild mit dem plattdeutschen Ortsnamen „Fräesdörp“. In Fredersdorf pflegt man die Sprache der Vorfahren bis in die heutige Zeit. Aber natürlich wurde für alle auch ins Hochdeutsche übersetzt.

Auch Landrat Marko Köhler ist stolz, dass ein Dorf aus seinem Landkreis im Bundeswettbewerb ist. „Fredersdorf ist unser Leuchtturm hier in der Region“, würdigt er das Engagement der Einwohner. Und ist sich ziemlich sicher, dass der Ort einen der vorderen Plätze abräumen wird.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde – teilweise auch mundartlich, erfuhr die Jury von Ortsvorsteher Bodo Sternberg und Steffen Block, was Fredersdorf ausmacht. Sie beschrieben den Ort selbst, Traditionen, Engagement, aber auch die Beziehung zur Landschaft. Immerhin grenzt der Ort direkt an die Belziger Landschaftwiesen, eines der größten Großtrappenschutzgebiete des Landes. Aber noch viel wichtiger war den Beiden, die Einwohner ins rechte Licht zu rücken. Deren Engagement ist in Fredersdorf viel zu verdanken. Wer erinnert sich nicht an die legendären Bettenrennen mit teilweise bis zu 12.000 Besuchern. Das muss erst einmal gewuppt werden. Als das Schwimmbad zur Debatte stand, wurde kurzerhand ein Schwimmbadverein gegründet. So konnte zum einen der Badebetrieb durch ehrenamtliche Rettungsschwimmer abgesichert werden, zum anderen finden dort auch viele Veranstaltungen statt. Freiwillige Feuerwehr, Sportgemeinschaft und auch Kirchengemeinde sind fester Bestandteil des Dorflebens.

Anschließend hatte die Jury die Möglichkeit, den Ort in Augenschein zu nehmen. Und auch da gab es wieder etwas Traditionelles. Torsten Mädler betätigte sich per Fahrrad als „Ausrufer“ und lotste die Gäste von Station zu Station. Früher wurden auf diese Weise auf den Dörfern Bekanntmachungen und Informationen verbreitet. Mit einer Glocke verschaffte sich der „Bimmler“ die Aufmerksamkeit der Einwohner.

Die Jurymitglieder waren begeistert von dieser Art der Präsentation. Sowas hatten sie noch nicht erlebt. Sie besuchten das Schwimmbad, das alte Gutshaus, die Kirche, den Anger und die Feuerwehr. Dort erzählte die neunjährige Charlotte etwas aus der Arbeit der Kinder- und Jugendfeuerwehr. Papa Dirk Haseloff ist seit 2014 Ortswehrführer und auch Opa Dieter war schon aktiver Feuerwehrmann. Also auch in dieser Beziehung wird Tradition großgeschrieben.

Und schon wartete auf die Jury die nächste Attraktion. Die etwas weiter entfernten Stationen wurden mit dem Kremser abgefahren. Es ging die Hauptstraße entlang, vorbei an den vor zwei Jahren in Eigeninitiative gepflanzten Obstbäumen. Raus aus dem Dorf führte die Tour über die neue Brücke, die in Zusammenarbeit mit Fliedners Werkstätten gebaut wurde und weiter über den Biberwanderweg. Die Jury erfuhr etwas über die Großtrappen, über die Obstbäume und Gärten, die am Bach angrenzen und über die Forst. Auf der Straße trafen sich vier Kinder, die mit ihren Pferden vor dem Kremser „ritten“. Auch die einzelnen Betriebe des Ortes wurden vorgestellt. Bäcker Detlef Albe, der den Familienbetrieb weiterführt, verwöhnte die Jury mit Bienenstich und Keksen. Den Abschluss bildete die Mühle von Heidi Siebert. Dort gab es noch einmal einen kleinen Austausch zwischen Jury und Dorfbewohnern.

Die Mitglieder der Prüfungskommission verabschiedeten sich sehr herzlich und bedankten sich für den warmen und freundlichen Empfang. Es wurde betont, dass der Zusammenhalt in dem Dorf klar zu erkennen ist, und gewünscht, dass das Engagement und der Zusammenhalt so bleiben.

Jetzt heißt es für die Fredersdorfer warten. Bis dahin heißt es für die Dorfbewohner auch weiterhin: Tradition heißt nicht, Asche zu bewahren, sondern das Feuer zu schüren.

 

 

 

 

 

 

 

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