Medewitzerhütten. Der Ponyhof Kümpers bietet zwar auch Reitunterricht an, aber ansonsten unterscheidet sich der Hof von Ann-Marie Kümpers sehr von klassischen Reitschulen. Das Wohl der Pferde steht an oberster Stelle, und der Reitsport steht hier nicht im Vordergrund. Vielmehr vermittelt Kümpers ihren Schülern und Schülerinnen das Lebewesen Pferd, mit seinen eigenen Gefühlen, Ängsten, Bedürfnissen und dem individuellen Charakter. Der Mensch und das Pferd sind komplett verschiedene Lebewesen, zwischen denen es durch viele Missverständnisse oft zu Problemen führen kann. Nur mit dem Wissen, wie ein Pferd tickt und warum es Dinge tut, die es tut, kann der Mensch es verstehen. Dieses Wissen und die richtige Kommunikation zu den Vierbeinern vermittelt Kümpers seit etlichen Jahren.
Die Zusammenarbeit mit der Grundschule in Wiesenburg gibt ihr zum Beispiel die Möglichkeit, schon Kinder in jungen Jahren den richtigen Umgang mit Pferden beizubringen. Der Tag der offenen Stalltüren ließ ein Blick hinter die Kulissen zu, bei vegetarischen Leckereien und Wildwürstchen vom Grill. Ein Gespräch mit der Hofbesitzerin zeigte schnell, wie groß ihr Engagement gegenüber den Tieren ist. Ein Blick auf den Hof zeigte aber auch, dass finanzielle Mittel knapp sind.
Als resignierte Reitschülerin aus klassischen Reitschulen in Berlin kam Lisa Kahl vor zirka zwölf Jahren zum Hof der Pferdezüchterin, Reitlehrerin und jetzigen Pferdephysiotherapeutin in Medewitzerhütten. Bereits nach der ersten Stunde war sie begeistert von Kümpers individuellen und liebevollen Umgang mit den Pferden und den Menschen. Kahl gewann so ihre Freude am Umgang mit den Pferden wieder. Es entstand eine Freundschaft und eine gemeinsame Idee, die in der Gründung eines Vereins mündete: Soma & Ponies. Hiermit werden Möglichkeiten für alle Interessierten geschaffen, die mehr über den tierischen Partner, deren Reaktionen und deren Körpersprache lernen möchten. „Ziel ist es, dem Menschen das Pferd zu erklären, damit die Menschen das Pferd als Pferd sehen und nicht als Maschine oder Sportgerät. Mir geht es darum, Pferden und letztendlich auch den Menschen zu helfen, die gerne mit dem Tier arbeiten möchten, aber die falsche Anleitung kriegen“, so Kümpers.
Soma, aus dem Griechischen übersetzt, bedeutet Körper. Der Vereinsname ist Programm, denn es geht auch um den menschlichen Körper, der in Verbindung mit dem Zusammensein der sensiblen Tiere profitieren kann. „Es ist zum Beispiel bewiesen, dass Massageübungen an Pferden blutdrucksenkend sind und Stresshormone abbauen“, sagte Lisa Kahl:
„Unser Angebot ist vielfältig und offen. Wir bieten Tagesseminare und Wochenendkurse bis hin zu einwöchigen Bildungsurlauben an.“
Zeit mit den Pferden angenehm und entspannt zu gestalten, dabei etwas über die Tiere und sich selbst zu lernen, strebt der Verein an, zum Beispiel mit Wellness-Programmen fürs Tier, Wanderungen im nahegelegenen Wald in tierischer Begleitung, mit Hufkursen, Wanderritten oder dem Vermitteln von Grundwissen. „Es ist so vieles möglich. Auch Mal-, Tanz- oder Yogakurse in Verbindung mit den Ponies wären denkbar“, schwärmt Lisa Kahl:
„Wir sind da sehr offen für neue Ideen.“
Elf Pferde leben auf dem Hof und den Wiesen von Ann-Marie Kümpers. Zirka vier Hektar stehen zur Verfügung und müssen bewirtschaftet werden. Jedes Tier trägt zu seinem Unterhalt bei, im Rahmen seiner körperlichen und seelischen Möglichkeiten. Trotzdem mangelt es an finanziellen Mitteln. Durch angebotene Patenschaften, Mitgliedsbeiträgen, Spenden und die vielfältige Auswahl an Seminaren erhofft sich der Verein Unterstützung. Der Bau von eigenen Unterkünften für Seminarbesucher und -besucherinnen, sowie das Kursangebot deutschlandweit anzubieten, sind in Planung. An Visionen und Motivation mangelt es diesen beiden engagierten Frauen nicht.
Das nächste Wochenendseminar zum Thema „Körperbewusstsein stärken“ findet am 13. bis 15. Oktober statt. Des Weiteren sind noch Anmeldungen für das Eltern-Kind-Wochenende am 24. bis 26. November möglich. Weitere Informationen sind nachzulesen unter www.somaponies.com.
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