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Reetz/Zipsdorf: Hubertus und die Jagd

Reetz/Zipsdorf. Hubertus von Lüttich lebte im 6. Jahrhundert und war zunächst kein gutes Vorbild für andere. Nach dem Tod seiner Frau soll er Gott und der Welt entsagt und die Jagd in den Wäldern der Ardennen wild und rücksichtslos ausgeübt haben.

hubertusmesse,zipsdorf,reetz,wiesenburg,kirchengemeinde wiesenburgNach der Legende war Hubertus ein zügelloser, vielleicht sogar unachtsamer Jäger. Als er an einem Feiertag einen Hirsch in die Enge getrieben hatte, entflammte plötzlich ein Kreuz zwischen dessen Geweihstangen. „Hubertus, warum jagst Du sinnlos dem Wild hinterher“, fragte ihn Gottes Stimme. Hubertus fiel ehrfürchtig auf die Knie und gelobte Besserung. Aus Hubertus, dem Jäger ohne Grenzen, wurde fortan ein Heger und Bewahrer der Natur, der die Wildtiere als Geschöpfe Gottes achtete.

Zum Gedenken an den Schutzpatron der Jägerinnen und Jäger finden Anfang November überall Hubertusmessen statt. Die Kirchengemeinde Wiesenburg war wieder am Forsthaus in Zipsdorf zu Gast unter einer 700 Jahre alten Eiche. Die Familie von Lüttichau richtet schon seit mehreren Jahren den Gottesdienst aus. Bemerkenswert ist, dass die Gäste nicht nur aus dem Gemeindegebiet, sondern von viel weiter her kommen, um diesen besonderen Gottesdienst zu feiern. Eröffnet wurde er in diesem Jahr von Steffen Schüler mit seinem Jagdhorn. Gemeinsam wurde gebetet und gesungen. Pfarrer Stephan Schönfeld hielt eine sehr eindringliche Predigt, schon fast einen Aufruf zum Erhalt unserer Natur. Und ja, auch die Jagd gehört dazu, aber nicht als sportliche Betätigung.

Für Pfarrer Schönfeld ist das Wort Jagdsport eigentlich ein Unwort. Es passt nicht wirklich zusammen. Beim Sport steht Spaß und Ehre im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang wurde auch Jahrhunderte die Jagd gesehen, als Sport und Spaß, bei der die Reichen und Adligen unter sich waren. Das zog sich bis in die DDR, denn auch Erich Honecker präsentierte sich zu den Staatsjagden wie ein feudaler Fürst.

hubertusmesse,zipsdorf,reetz,wiesenburg,kirchengemeinde wiesenburgFür wahre Freude hat Gott jedoch etwas anderes gedacht. Wir sollen die Erde bebauen und bewahren und nicht vermeintlichen Spaß auf Kosten anderer ausleben. „Wir sind Geschöpfe der Erde wie die Bäume und die Felder und nicht die Herren der Erde“, so der Pfarrer. Wem es gelingt, hinter den Blättern noch den Baum zu sehen, hinter der Frucht noch den Samen, der sie hervorgebracht hat, der ehrt Gott im wahrsten Sinne. Uns wurde Verantwortung übertragen, die Welt zu schützen für uns und unsere Nachkommen.

Jagen, das tun wir heute alle, jeden Tag, jede Stunde. Der eine jagt einer guten Stellung nach, der andere dem Vordermann auf der Autobahn. Der eine dem großen Lottogewinn, der andere sportlichen Höchstleistungen. Jeder von uns jagt nach irgendeinem anderen Ziel. Pfarrer Stephan Schönfeld zog einige Parallelen zu unserer heutigen Welt. Außerhalb des Waldes sind die Menschen die Opfer. So werden bei DSDS junge Leute gnadenlos vorgeführt, die Boulevardpresse jagt eine Story nach der anderen. Und oft enden solche Jagden tödlich wie bei Prinzessin Diana. Man tötet im übertragenen Sinne, aber auch im wirklichen. Unsere Welt ist eine Kampfarena geworden. Kein Jahrhundert hat so viel Ehrgeiz, Macht- und Gestaltungshunger, aber auch Angst, Not und Verzweiflung gezeugt wie das unsere.

Hier setzt Mahnung des heiligen Hubertus an und mahnt uns zur Umkehr, zum Einhalt. Hier steht das große Stop-Schild vor unseren Augen, hier könnte der Erlöser einem jeden von uns im Geweih seiner “Jagdtrophäe” erscheinen.

Nach dem Gottesdienst konnten die Gäste noch eine Weile zusammensitzen. Das Wetter meinte es gut und so gab es Erbsensuppe, Schmalzstullen, Kaffee und Kuchen unter freiem Himmel. Dafür allen Organisatoren ein großes Dankeschön.

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