Wiesenburg. Der Name Wabe ist in der Region ein Begriff. Hier werden suchtkranke Menschen sowohl ambulant als auch stationär betreut.
Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben für: Wohnen, Arbeiten, Betreuen und Erleben zusammen. In diesem Jahr wird das Projekt 20 Jahre alt. Es gehört zum Anti-Drogen-Verein Berlin (ADV).
Begonnen hat alles damit, dass die Diakonie Bewohner aus einer anderen Unterkunft nach Wiesenburg brachte. Diese waren dort nicht wirklich gut untergebracht.
Wiesenburg sollte eigentlich nur eine Übergangslösung für drei Monate sein, dann sollte die Menschen auf andere Unterkünfte verteilt werden.
Aber es kam anders, wie sich Monika Kühne erinnert. Sie war seit dem ersten Tag dabei und ist inzwischen in Rente. „Als die ersten hier ankamen, konnten sie einem wirklich leidtun“, erinnert sie sich. Anfangs kamen nur Alkoholiker in die Einrichtung. Keiner von denen war trocken. „Aber wir haben es geschafft, dass alle zukünftig ohne Alkohol auskamen“, erzählt Monika Kühne nicht ohne Stolz. Bei manchen ging es schneller, andere brauchten etwas länger. Aber alle waren froh, in Wiesenburg zu sein, denn in ihrer vorherigen Einrichtung ging es ihnen wirklich schlecht.
Am 1. Oktober 2004 hat die Wabe das Wohnprojekt in Wiesenburg übernommen. Dazu gibt es die stationäre Einrichtung in Medewitzerhütten. Betreut werden ebenfalls Personen in Außenwohnungen.
Angefangen hat es mit zehn Personen, die alle Alkoholiker waren. “Die meisten waren Wendeopfer“, sagt Monika Kühne. Durch komplette Änderung des Lebens und den Verlust des Arbeitsplatzes rutschten viele in den Alkohol ab.
Später wurden es durch gezielte Akquise mehr Personen. Die Mitarbeiter, unter ihnen Ilka Iversen, gingen zum Beispiel auf die Entgiftungsstationen der Krankenhäuser, aber auch in Therapieeinrichtungen und stellten dort das Projekt vor. Inzwischen leben 15 Personen in Wiesenburg, Platz ist für 23. Es gibt sechs WGs, jeder Bewohner hat seinen eigenen Mietvertrag und ein eigenes Zimmer. Bad und Küche teilen sich die Bewohner. In der Unterkunft selbst wird eine Tagesstruktur angeboten, die freiwillig ist. Jedoch alle nutzen sie. Wer kann, geht auch außerhalb der Unterkunft auf dem ersten oder zweiten Arbeitsmarkt arbeiten. In der Einrichtung wird selbst gekocht und die Bewohner beteiligen sich auch daran.
Inzwischen hat sich auch die Klientel gewandelt. Ist es bei Älteren meist der Alkohol, kommen jüngere Menschen jetzt oft mit Drogenproblemen. Das gab es zu Anfang fast gar nicht.
Zu den langjährigen Bewohnern gehört Fachraddin Abdullayer. Er ist der „Töpfermeister“ der Einrichtung und verbringt die meiste Zeit in der Werkstatt. „Diese Scheibe hat mein Leben in die richtige Bahn gelenkt“, sagt er bewegt. Besonders dankbar ist er Thomas Rottenbücher aus Schmerwitz. „Ohne ihn wäre ich nicht hier, er hat mein Leben gerettet“, bemerkt er dankbar.
Die Werkstatt bietet Struktur für den Tag und steht auch am Wochenende jedem offen. „In diesem Raum liegt unsere Gesundheit, wir müssen beschäftigt sein“, so Fachraddin Abdullayer. Auch Hans-Dieter Schmidt hat sich dem Handwerklichen verschrieben. Angefangen hat auch er mit Tonarbeiten. Dann hat ein Altbewohner ihm gezeigt, was man alles aus Holz machen kann. Seitdem beschäftigt er sich damit. Auf vielen Veranstaltungen in der Region verkauft die Wabe die hergestellten Gegenstände gegen eine Spende. Der Erlös fließt dann wieder in die Werkstätten für Material oder auch kleiner Geräte.
Alle fühlen sich wohl in Wiesenburg und obwohl sie inzwischen auch außerhalb der Einrichtung leben könnten, wollen sie es nicht. Hier fühlen sie sich sicher, nicht rückfällig zu werden.
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