Bad Belzig. Initiatorin Rani B. Knobel konnte bereits am ersten Abend ein positives Fazit ziehen. Der Kunstbummel 2020 am vergangenen Wochenende war trotz oder vielleicht sogar wegen Corona ein Erfolg. In ihr Atelier, das sie sich mit ihrem Lebensgefährten Anando Arnold teilt, waren bereits am Sonnabend über 60 Besucher gekommen. Viele davon waren extra aus Berlin, Potsdam, Beelitz, Fichtenwalde und Halle angereist.
Kunst aus Holz und Keramik – Alexandra Seel und Corinna Reinbach
Auch Alexandra Seel freute sich über Zuspruch für den Kunstbummel 2020:
„Die Leute kommen speziell zur Musik, und das kann ich verstehen. Die Atmosphäre passt zum Wandeln im Garten.“
Und zur ihrer Kunst, möchte man hinzufügen. In ihrem Garten am Ende der Eisenbahnstraße spielte das DUO INSIDE mit Rolf Monitor und Thomas Ritthoff harmonische, meditative Klänge. Die Besucher konnten dabei nicht nur im Garten herumlaufen und die Kunst aus Holz und Keramik ergründen, sondern sich gern auch auf Stühlen, Liegen und Decken gemütlich machen. Dazu gab es Kaffee und Kuchen.
Corinna Reinbach, die gemeinsam mit Seel diese Kunstbummelstation anbot, wollte eigentlich Raku-Teeschalen bemalen lassen, konnte aber wegen der Waldbrandwarnstufen die Schalen nicht vorbrennen. Ihrer Stimmung und Kreativität tat das keinen Abbruch. Statt Raku-Teeschalen zu gestalten konnten die Besucher jetzt Windspiele aus Keramik zusammenstellen.
„Im nächsten Jahr“, da sind sich Seel und Reinbach einig, „sind wir wieder da bei.“
Kunst von Alexandra Seel
Fotos und Aquarelle – Helga Holz
Wer sich für die Fotografien von Helga Holz interessierte, durfte sie in ihrer Wohnung besuchen:
„Das ist ein Experiment für mich.“
Holz räumte ein wenig um, stellte Desinfektionsmittel bereit, bat um das Aufsetzen der Masken und lud zum Betrachten ihrer Fotos ins Wohnzimmer und zum Plaudern auf ihre Terrasse ein.
Ihre Fotos sind wunderbare Aufnahmen aus dem Fläming und anderen Teilen der Welt. Viele sind so gekonnt gewählte Ausschnitte der Realität, dass man sie für grafische Kunst halten kann. Kein Wunder, dass eines dieser Fotos sofort einen Käufer fand. Ihre Art zu Fotografieren passt gut zum zweiten künstlerischen Betätigungsfeld der Architektin Holz, die Aquarellmalerei, die genau wie die Fotos nicht nur an den Wänden hingen, sondern unzählige Mappen und Alben füllen.
„Sie spinnt, webt, färbt und näht.“ – Marion Berendt
Marion Berendt aus Reetzerhütten war gerade nicht in ihrem Atelier Lea Magno in der Straße der Einheit. So kurz vor Ende des sonnabendlichen Kunstbummels war sie selbst einmal bummeln, um die Kunst in der Stadt und ihre Macher zu besuchen. Stefanie Michael vertrat sie aber gut und erklärte den interessierten Besuchern das Schaffen der Kunsthandwerkerin Berendt. Besonderes Interesse fanden die selbsthergestellten Sachen vor allem für Frauen, obwohl es auch eine Weste für Männer gab.
Es gab nicht nur handgewebte Unikate aus pflanzlich gefärbter und zum Teil handgesponnener Schurwolle. Vielmehr gehen bei Berendt Kunsthandwerk und Kunst Hand in Hand. Zwei große Wandteppiche sind gewebte Landschaften, „Morgendämmerung am Meer“ und „Abenddämmerung am Meer“.
Farbe und Zeit geerbt – Lisa Vogel
Was macht man, wenn man mit vielen, sehr vielen Noten von Beethovens Neunter, einem Druck des Beethovenportraits von Andy Warhol, reichlich Rollen italienischem Klopapier und auf dem Dachboden gefundenem Kupferkabel? Lisa Vogel in der Reißiger Straße hatte eine Antwort. Sie gestaltet eine Installation zur Beethoven-Sinfonie – mit unzähligen kleinen Noten-Figuren („ich hätte noch mehr machen können“), Ballons („das schwebt ‘Freude schöner Götterfunken’ ein”) und einem Monat voller Zeit und Geduld.
Einmal im Jahr, zum Kunstbummel wird ihr Haus zum Kunstmuseum. In diesem Jahr empfing den neugierigen Besucher die noch nicht ganz fertige Beethoven-Installation gleich am Eingang. Nur eine Einstimmung auf das, was folgte. Jeder Raum, Wintergarten, Toilette und Bad, Wohnraum, Treppenaufgang und Schlafzimmer, alles war voller Kunst, die betrachtet werden wollte. Oft sind es Großformate, wie das Prilblumenmonster:
„So etwas entsteht einfach. Anfangs habe ich keinen Plan, und dann brauche ich noch eine Leinwand und noch eine und noch eine …“
Oder das – ja was eigentlich – „Einer schwimmt immer gegen den Strom“, das auch auf dem Flyer zum diesjährigen Kunstbummel zu sehen ist. So viele Bilder im Haus von Vogel auch ausgestellt sind, es ist längst nicht alles, was die Künstlerin geschaffen hat. Kruzifixe von Vogel hängen zum Beispiel in den Kirchen Buchholz und Mützdorf.
Nur vier von zwölf
Diese kleine Auswahl macht deutlich, wieviel Kunst und Künstler die Flämingstadt zu bieten hat. Insgesamt waren es zwölf Stationen. Das Reißiger Haus musste leider wegen Krankheit geschlossen bleiben.
Das Wetter spielte mit. Die Besucher kamen. Bad Belzig hat einmal mehr gezeigt, dass es einen Besuch wert ist. Jetzt bleibt die Vorfreude auf den fünften Kunstbummel.
Doch zuvor gibt es noch das traditionelle Kunstbummelkonzert im KleinKunstWerk, das die Miterfinderin des Kunstbummels, Gerlinde Kempendorf, mit steter Leidenschaft und Leidensfähigkeit auch durch die jetzige Corona-Krise führt.
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