„Wie weiter in den Belziger Landschaftswiesen?“ wurde in der Albert-Baur-Halle in Bad Belzig besprochen

Bad Belzig. Das Landesamt für Umwelt hatte am 25. November 2022 zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung über Ziele und Planungen in den Belziger Landschaftswiesen in die Mehrzweckhalle Albert Baur geladen – und alle kamen. Die Ortsbürgermeister der angrenzenden Gemeinden, die Umweltschützer und vor allem betroffene Landwirte, insgesamt fast 100 Menschen. Die Landschaftswiesen sind mit 4.435 Hektar das größte Naturschutzgebiet im Naturpark Hoher Fläming und vor allem durch die hier beheimaten Großtrappen überregional bekannt. Doch die Abstimmung aller Interessen von Naturschützern und Landwirten erfordert noch viel Arbeit, und diese Veranstaltung stellte eine weitere Etappe auf dem schwierigen Weg zu einer gemeinsamen Lösung dar.

Das Anliegen des Veranstalters war in der Einladung klar umrissen: Das Europäische Vogelschutzgebiet bietet neben der Großtrappe auch anderen extrem selten gewordenen Wiesenvogelarten einen Rückzugsraum. Die Gewässer müssen in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden, begradigte Abschnitte der Flämingbäche Plane, Baitzer sowie Belziger bzw. Fredersdorfer Bach renaturiert werden. Der zentrale Teil des Naturschutzgebietes ist ein stark entwässertes Niedermoor. Durch die Reparatur defekter Staue soll eine bodenschonendere Wasser- und Wiesenbewirtschaftung wieder ermöglicht und die Artenvielfalt erhöht werden.

Der Schutz der Moore, die Sicherung des Bestandes der Großtrappen und die Interessen der Landwirte sind miteinander abzugleichen. Für die Landwirte und Ortsbürgermeister stand eine wirtschaftliche Nutzunge der Landschaftswiesen im Mittelpunkt. Es gab also viel zu beraten und erst einmal zu informieren. Eingangs gab es drei Kurzvorträge, danach wurde in Gruppen intensiv weiter diskutiert.

Schutzgebietsvorstellung und Ziele des Naturschutzes

Der Leiter des Naturparks Hoher Fläming, Steffen Bohl, nahm gleich anfangs in seinem Vortrag zu den Belangen des Naturschutzes viel Emotionen aus der Diskussion, als er erklärte:

„Wir brauchen zum Erhalt der jetzigen Artenvielfalt unbedingt Landwirtschaft auf den Belziger Landschaftswiesen. Ohne Landwirtschaft gibt es keine offene Landschaft, sondern Wald.“

Die Großtrappe, die es außerhalb der Belziger Landschaftswiesen nur noch auf drei weiteren Gebieten in Deutschland gibt, braucht jedoch zwingend die freie Landschaft:

“Die Großtrappe steht über allem, sie ist das Schutzziel Nummer eins“.

Moorschutz und Gewässerentwicklung

Anschließend informierte Dr. Lukas Landgraf vom Landesamt für Umwelt über den Schutz der Moore und die Entwicklung der Gewässer. Für letztere hob er die positive Wirkung naturnaher Gewässerabschnitte (Strahlursprung) auf benachbarte, nicht mehr naturnahe Abschnitte (Strahlweg) hervor. Die Wirkungen können biologischer Natur sein oder einfach nur positive Umweltbedingungen bedeuten. Sogenannte Trittsteine sind kleinere Gewässerelemente als der Strahlursprung, die jedoch dessen Wirkung verbessern. Nach diesem Prinzip sollen die Gewässer in den Landschaftswiesen umgestaltet werden.

Für die Moore hob Lukas Landgraf hervor, dass man entscheiden muss, ob die heutigen Generationen es besonders gut haben sollen, oder ob auch Kinder und Enkel noch etwas von den Mooren haben sollen.

Wie hoch das Wasser „unter Flur“ stehen soll, ist eines der großen Streitpunkte der Landschaftswiesen. Soll Torf erhalten bleiben oder soll das Wasser mehr abgesenkt werden, damit Maschinen auf die Flächen können.

Chronologie und  Ausblick

Der dritte Kurzvortrag wurde besonders aufmerksam verfolgt. Steffen Bohl legte dar, was bisher passiert ist und was noch passieren soll und in welcher Zeitfolge.

Diese Folie (Hier als PDF herunterladen) wurde besonders oft mit den Handys abfotografiert. Seine Kernaussage präzisierte Steffen Bohl gegenüber Fläming 365 so:

„Wir werden die Belziger Landschaftswiesen nicht unter Wasser setzen. Wir werden nicht sofort anfangen.“

Tatsächlich sind für das kommende Jahr noch einige Veranstaltungen zu Einzelproblemen und -maßnahmen vorgesehen.

Gespräche an vier Stationen

Danach ging es in vier Gruppen in die Diskussion:

  • Aktuelle Naturschutzplanungen (moderiert von Steffen Bohl),
  • Gewässerentwicklung (Mareike Mertens und Büro IHC),
  • Moorschutz und Staubewirtschaftung (Lukas Landgraf) und
  • Sonstiges.

In den Gruppen ging es schnell und intensiv zur Sache. Landwirte und Ortsbürgermeister hatte viele Fragen und Anregungen.

In der ersten Gruppe war die zentrale Frage, ob Großtrappen ein Problem mit höheren Wasserständen haben? Ob in der Frage mehr Sorge oder Hoffnung mitschwang, wurde nicht klar, aber auf jeden Fall hat die Großtrappe bis 30 cm unter Flur keine Probleme. Weiter ging es um gutes Futter von den Grasflächen und die Wirtschaftlichkeit der Bewirtschaftung.

In der zweiten Gruppen wurde beispielweise eine „nasse Enteignung“ befürchtet, wenn das Land Eigentümer vieler Flächen ist und allein entscheidet, wieviel Wasser gestaut wird. Andere wünschten sich den ursprünglichen Verlauf der Plane zurück.

In der dritten Gruppe wurde ein kleinteiligeres Raster für die Moormächtigkeit angemahnt und nach der Kostenverteilung bei Stauwerken gefragt und eine Garantie gegen Wasser im Keller gefordert.

Mitsprache, rechtzeitige Informationen, fehlende Ansprechpartner  waren in allen Gruppen ein Thema. Auch für den Brücker Bürgermeister Matthias Schimanowski, der befand:

„Es hat zu lange gedauert. Es wurde zu lange von oben herab agiert.“

Zum Ende der Veranstaltung wurde noch einmal alles zusammengetragen.

Fazit

Letztlich ist diese Veranstaltung eine wichtige Wegmarke, der ab kommendem Jahr zahlreiche weitere Veranstaltungen folgen sollen. Es hat den Anschein, dass die Konflikte nicht weg sind, dass aber an Lösungen sachlicher als zuvor gearbeitet werden kann.

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