Reppinichen und Schmerwitz: Abgeschnitten vom schnellen Internet

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Reppinichen. Zum Telefonieren auf den Acker? Beim Onlinebanking mindestens eine halbe Stunde einplanen???

Was für Einwohner in Ballungsräumen fast nicht vorstellbar ist, ist in ländlichen Regionen oft traurige Realität. Wie in Reppinichen und Schmerwitz. Seit Jahren kämpft man dort um die Anbindung an die schnelle Datenautobahn – vergeblich. Deshalb hat sich jetzt der blaue Robur des RBB auf den Weg gemacht, um Bewegung in die Sache zu bringen.

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Michael Scheibe im Gespräch mit Marco Beckendorf

Viele Ortsteile der Gemeinde Wiesenburg/Mark sind bereits gut versorgt. Der Ausbau wurde gefördert, auch in Reppinichen. Nur ist dieser Ausbau inzwischen längst nicht mehr zeitgemäß. Aber da liegt auch die Krux der Geschichte, denn eine zweite Förderung ist nicht möglich. Die Telekom hatte anscheinend wenig Interesse, den kleinen Ort auszubauen, nicht wirtschaftlich genug.

Umso größer war die Hoffnung der Reppinicher, als die Firma DNS-Net im vergangenen Jahr einen Kooperationsvertrag mit der Gemeinde abschloss und versprach, Reppinichen ans schnelle Netz zu bringen. Seitdem ist jedoch nichts passiert, denn eigentlich sollten die Arbeiten schon im vollen Gange, ja fast abgeschlossen sein. Die Firma schaltete, aus was für Gründen auch immer, selbst der Gemeinde gegenüber auf stumm.

Nun hatten die Einwohner die Nase voll und riefen den blauen Robur zu Hilfe. Und machten ihrem Ärger Luft. Wenn man Glück hat und sich an einem bestimmten Punkt im Haus befindet, könne man vielleicht ein Telefongespräch mit dem Handy führen, erzählte Corinna Otto. In die gleiche Bresche schlug auch Marlies Müller-Hornemann, es sei einfach katastrophal.

Noch schlechter ging es den jungen Menschen, die während der Corona-Zeit ihr Schulpensum online absolvieren mussten. So wie Glenn Tober. „Es konnte immer nur eine Person gleichzeitig online sein“, erzählte er RBB-Reporter Michael Scheibe. Zum Telefonieren geht der junge Mann aufs Feld hinter dem Haus.

„Es gibt viele Orte im ländlichen Raum mit schlechtem Empfang, die Politik investiert einfach zu wenig in die technische Entwicklung“, so seine Meinung. Das sieht auch Ernährungsberaterin Sonja Naruhn so, die bei ihrer Arbeit zu Hause auf das Internet angewiesen ist. „Die Politik geht nichts aufs Dorf, sondern immer nur in die Stadt. Wir sind hier das letzte und die Kinder sehen keine Perspektive“, sagt sie. Ja, die Politiker sollten mal vier Wochen unter diesen Bedingungen hier leben, vielleicht würden sie dann anders denken, so die Meinung der zahlreich erschienenen Einwohner.

Auch Bürgermeister Marco Beckendorf ist nicht gerade erfreut über die Entwicklung der Geschichte. Zumal es anfangs große Versprechungen gab. DNS-Net versprach bei Erreichen einer bestimmten Quote beim Abschluss der Vorverträge Unterstützung dem Dorffest 2022, die es auch gab. Die Quote wurde mit über 90 Prozent übertroffen, 123 von 132 Haushalten entschlossen sich für einen Vertrag und damit mehr als in jedem anderen Ort bisher. Umso enttäuschter ist man in Reppinichen nun.

„Wir fühlen uns im Stich gelassen“, so Ortsvorsteherin Doris Bäwert. Monatelang suchte sie erfolglos den Kontakt zu DNS-Net. Damit hatte auch die Gemeinde ihre Schwierigkeiten. Man hätte sich zumindest eine Reaktion der Firma gewünscht. Die gab es inzwischen, Ende August soll es ein Treffen mit der Gemeinde geben. Man sei derzeit in der Planung für alle Projekte im Landkreis, teilte die Firma schriftlich mit.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass doch etwas passiert. Und wenn nicht? Hat Marco Beckendorf noch das berühmte Ass im Ärmel? Das wohl nicht, aber er versprach, sollte das Vorhaben mit DNS-Net scheitern, sich weiter aktiv zu bemühen, andere Lösungen zu finden. „Es kann nicht sein, dass nur in den Speckgürtel investiert wird und alle anderen vergessen werden“, so der Bürgermeister, „wir müssen es schaffen, dass die Menschen hier wohnen bleiben können.“

 

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