Deutsche Bahn,bahnhof wiesenburg

Streitthema Bahnhof Wiesenburg

Wiesenburg/Mark. Was passiert, wenn die Deutsche Bahn ihre Pläne bezüglich der Gestaltung des Wiesenburger Bahnhofs durchsetzt?

Deutsche Bahn,bahnhof wiesenburgDas gesamte Bahnhofsareal wird abgehängt. „Es ist einfach nicht lebens- und praxisnah geplant“, sagt Anne Eilzer von der Gemeinde Wiesenburg/Mark. Zumal die Planung bereits über 10 Jahre alt ist. Schon die ehemalige Bürgermeisterin Barbara Klembt hat sich damit beschäftigt und dabei dieselben Dinge kritisiert, die auch heute zur Debatte stehen.

Inzwischen haben sich nämlich die Gegebenheiten geändert. Es gibt jetzt einen Bebauungsplan, die Bahnhofsgenossenschaft hat das Gebäude hergerichtet, es gibt barrierefrei Toiletten und einen Warteraum. Das KoDorf steht in den Startlöchern und damit noch mehr potentielle Kunden für die Nutzung der Bahn. „Nach den vorliegenden Plänen wird es fast aussichtslos, in das Bahnhofsgebäude wieder eine Nutzung zu bekommen, weil die Laufkundschaft fehlt“, kritisiert Anne Eilzer. Es gibt dort ein Bistro, welches aber aktuell keinen Betreiber hat, Countrygolf hat dort sein Büro, im ehemaligen Güterschuppen stehen Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung. Vieles steht und fällt also mit einem Zugang zum Bahnhof, denn Wiesenburg, der Schlosspark  und die ganze Umgebung sind touristisch geprägt.

Besonders schwierig könnte es für das Tanklager Medewitz (TABEG) werden. Dieses nutzt eines der Gleise als Abstellgleis für die Be- und Entladung. Kommen die Pläne wie angekündigt, kann die Firma nur noch aus südlicher Richtung be- und entladen, dann wird es unwirtschaftlich.

Was aber plant die Bahn?

Deutsche Bahn,bahnhof wiesenburgDer bisherige Zugang am Bahnhof soll wegfallen und ist neu hinter den Gebäuden in Richtung Schranke geplant. Das gilt aber nur für die Züge in Richtung Dessau.

Um nach Berlin zu fahren, müsste man zukünftig über die Schranken. Das bedeutet ggf., das Auto auf dem Parkplatz abstellen, vor zur Bundesstraße laufen, hoffen, dass die Schranken offen sind und dann die gleiche Entfernung wieder zurück zum Bahnsteig. Eine Herausforderung für Menschen mit Beeinträchtigung, aber auch für die mit Kinderwagen und Fahrrädern.

Zudem soll die Strecke auf 160 km/h ausgebaut werden, was bedeutet, dass sich die Schranken kurz hintereinander mehrmals schließen. Es ist also nicht nur beschwerlicher, sondern auch ein enormer Zeitverlust. Obendrein wird der Weg zu den Gleisen nicht von der Bahn hergestellt, das muss die Gemeinde tun. „Das sehen wir nicht ein“, so Anne Eilzer:

“Es gibt gesetzliche Verordnungen, die besagen, dass Gleisanlagen miteinander zu verbinden sind. Und zwar vom Vorhabenträger, der DB.“

Vom neuen Zugang her soll es einen Zaun geben, so dass der Weg zum Bahnhofsgebäude versperrt ist. Also sowohl zum Warteraum, als auch zu den Coworking Arbeitsplätzen und nicht zuletzt zur Toilette. Die gesamte Infrastruktur wäre nicht mehr nutzbar.

Zusätzlich will die Bahn Lärmschutzwände aufstellen. Diese würden zum einen das gesamte Ensemble verdecken und sind zudem anfällig für Graffiti.

Auch die schöne Sichtachse zum Park, welche Reisende und Touristen derzeit empfängt, wäre verdeckt. „Man befände sich wie in einem Tunnel“, so Anne Eilzer. Da gäbe es bessere Maßnahmen wie z.B. Lärmschutzfester, sagt sie, die zudem auch noch preiswerter wären. Das Immissionsgutachten selbst regt die Prüfung der Verhältnismäßigkeit von Aktiven und  Passiven Lärmschutz an. „Die Schallschutzwände stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Immission“, so Eilzer.

Auch möchte die Bahn Wiesenburg zu einem Haltepunkt machen. Der Unterschied ist: Ein Bahnhof hat zusätzliche Weichen und Gleise, ein Haltepunk nicht, da heißt es nur anhalten und durchfahren. So bekäme man nie einen 30 Minuten Takt, fürchtet Anne Eilzer.

Deutsche Bahn,bahnhof wiesenburgBisher hat die Bahn sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Vorschläge der Gemeinde zu prüfen. Jetzt schlägt nicht nur die Gemeinde Alarm sondern auch der Landkreis, Ministerien, der Denkmalschutz, LAG, Tourismusverband und viele andere.

Außerdem wurden 2.459 Postwurfsendungen an Bürger und Betriebe  zwischen Weihnachten und Neujahr durch DEBEX verteilt. Darauf gab es über 600 private Stellungnahmen mit knapp 800 Unterschriften gegen die Pläne der Bahn. Auf einer Zusammenkunft am 11. Januar diesen Jahres mit etwa 120 Teilnehmern legte die Gemeinde noch einmal ihren Standpunkt dar. Auch die Bahn war eingeladen. Von dieser hieß es nur schriftlich:

„Zum aktuellen Zeitpunkt, haben wir unser Vorgehen hinreichend erläutert, sind aber gern bereit im 2. Quartal erneut die Ergebnisse der Beteiligung durch das Eisenbahn-Bundesamt vorzustellen. Da wir uns aktuell in einem laufenden Verfahren des Eisenbahnbundesamtes befinden und wir hier nicht eingreifen können, kann ich Ihnen die Teilnahme am 11.Januar 2024 nicht bestätigen.“

Jetzt kommt es auf das Eisenbahnbundesamt an, wie dieses die Stellungnahmen wertet und gewichtet und welche neuen Handlungsansätze sich dann ergeben. „Wir verlangen ja nichts außergewöhnliches, sondern einfach nur eine Lösung, die zur Gemeinde und deren aktuellen Entwicklung passt“, so Anne Eilzer.

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